Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Elixabete umzubringen, ehe sie sich von der Galerie gestürzt hat.«
»Aimée würde niemals einem Kind wehtun!«, widersprach Eleonore.
»Sie glaubte wirklich, der Schnitter sei ein Gespenst. Sie wurde von ihrer Angst getrieben und wurde wahnsinnig!« Sandre verhielt sich, als glaubte er seinen eigenen Worten.
Tat er das wirklich? Eleonore war versucht, ihm zu glauben, sie kämpfte gegen die Flut aus Schmähungen, die sie über ihn ergießen wollte. Doch das würde Sandre wohl kaum von der Rechtmäßigkeit ihrer Klage überzeugen.
Aber sie kannte ihn. Sandre dachte logisch. Darum versuchte sie, sich in Geduld zu üben und erklärte ihm die Wahrheit, sodass er sie verstehen musste. »Erinnerst du dich noch an unsere gemeinsame Zeit als Kinder?«
»Natürlich«, sagte Sandre.
»Rickie hat gerne aus Spaß einem Frosch ein Bein ausgerissen und ihn dann laufen gelassen. Er hat mit den anderen Jungs gewettet, ob die arme Kreatur verreckte, bevor ein Raubtier ihn fraß.«
»Ach, das war ein Dummejungenstreich.«
Doch sie widersprach heftig. »Je älter er wurde, umso schlimmer wurde es mit ihm. Aimée hat Rickies Tod nicht betrauert! Sie wurde nicht verrückt vor Kummer. Jemand hat sie umgebracht!«
»Wir werden sie selbstverständlich neben ihm beerdigen«, sagte Sandre. »Das hätte sie auch gewollt.«
»Nein, das hätte sie nicht gewollt! Was sie gewollt hat, war ihre Reise nach Italien.« Eleonore konnte einfach nicht glauben, dass Sandre so blind war. »Sie wurde ermordet!«
»Du bist ja ganz aufgelöst. Das wird an deinem Zustand liegen.« Sandre kam zu ihr und versuchte, sie auf einen Stuhl zu schieben.
Sie machte sich steif, ballte die Fäuste und leistete so stumm Widerstand.
Noch immer ganz ruhig erklärte Sandre: »Wir freuen uns alle so sehr, dass du endlich guter Hoffnung bist. Du weißt doch, wie gefährlich Aufregung für deine Gesundheit und die Gesundheit deines Kinds sein kann.«
»Ich rege mich nicht auf.« Sie hob die Stimme. »Ich sage dir, einer von Rickies Kameraden hat deine angeheiratete Cousine ermordet. Du musst den Fall untersuchen!«
»Ja, natürlich. Das werde ich.« Er nahm ihre Hand – ihre geballte Faust – und führte sie zurück zur Tür. »Doch jetzt geh nach Hause und ruh dich aus. Fanchere, Ihr bringt sie heim. Und wenn du zurückkommst, Eleonore, bring doch bitte Miss Chegwidden mit. Es ist schon viel zu lange her, seit ich ihr schönes Gesicht erblicken durfte. Mir ist die Vorstellung verhasst, dass sie mir aus dem Weg geht.« Er tätschelte Eleonores Schulter und drehte sich zu seinem Schreibtisch um.
Er schickte sie einfach fort.
Da erkannte sie plötzlich … Er hatte das getan.
Er hatte Aimée ermordet.
Vielleicht hatte er sie sogar eigenhändig über die Balustrade geworfen.
Vielleicht hatte er auch seine Männer damit betraut.
Er hatte ihre Cousine ermordet. Eine schlichte Frau mit einem guten Herz einfach ermordet. Und das nur, weil Aimée glaubte, der Schnitter besitze die Macht, sein Regime zum Einsturz zu bringen und es allzu offen aussprach.
Aimée hatte recht: Der junge Sandre, der Spielkamerad der kleinen Eleonore, war für immer verschwunden und hatte einer korrupten Kreatur Platz gemacht, die landauf, landab in Moricadia gehasst wurde.
Weil sie das gewusst hatte, war Aimée nun tot. Und dafür war allein Eleonore verantwortlich.
Ihr drohten die Sinne zu schwinden. Ihre Knie gaben nach.
Fanchere legte die Hand auf ihre Taille und stützte sie. Er führte sie schweigend in eine stille Bibliothek am anderen Ende des Korridors. Weit weg von Sandres Arbeitszimmer. Dort schob er sie auf ein Sofa und brachte ihr ein Glas Wasser.
Sie trank kleine Schlucke und wünschte, das Wasser könne den Geschmack des Todes wegwaschen. »Ich kann unser Kind hier nicht aufziehen. Ich kann es einfach nicht.«
Er erhob sich rasch, schloss die Tür und drehte den Schlüssel um. Dann kam er wieder zu ihr.
»Ich weiß, wie sehr du die Verbindung zur Familie de Guignard schätzt, aber ich kann unmöglich in einem Land leben, in dem man über das Morden scherzt und in dem Korruption gang und gäbe ist.« Sie blinzelte und versuchte, die Tränen zurückzudrängen, die ihr in den Augen standen. »Es tut mir leid.«
»Es muss dir nicht leidtun.« Er ging vor ihr auf die Knie und rieb ihre kalten Hände. »Ich muss dir ein Geständnis machen. Sobald du mir von unserem Baby erzählt hast, habe ich heimlich begonnen, unser Geld aus Moricadia zu transferieren und auf
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