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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Wasser oder etwas zu Essen da unten herum, und selbst die Vernünftigsten munkelten, dass es dort Gespenster gebe, die aus der Tiefe emporsteigen und ihre Münder weit aufreißen, um stumm ihr Leid herauszuschreien.
    Das hintere Tor, ein schmaler Zugang, durch den die Diener kamen und gingen und durch den die Lebensmittel für die Küche geliefert wurde, war über einen steilen, sich windenden Pfad zugänglich, der selbst im Tageslicht trügerisch war. Old Nelson konnte ihn dorthin nicht begleiten. Michael rutschte aus dem Sattel und führte seinen Gefährten in den Wald und band ihn an einen Ast. »Warte hier. Es wird so lange dauern, wie es nun mal dauern wird. Aber dann werden wir dich brauchen. Sei also geduldig, mein Freund.« Er schaute durch die sich sachte im Wind bewegenden Blätter zum Palast hinauf. »Ich verspreche dir, ich werde mich dort nicht länger aufhalten als unbedingt nötig.« Er lockerte die Zügel etwas. Nur für den Fall.
    Dann kletterte er den steilen Pfad hinauf. In jeder Manteltasche hatte er eine geladene Pistole, und am Gürtel trug er ein Schwert. Ein Messer steckte in seinem Stiefel und ein zweites unter seinem Ärmel. Doch nichts, was er bei sich trug – keine Feuerwaffe und keine Klinge – konnte ihn für die vor ihm liegende Aufgabe in Sicherheit wiegen. Doch was zählte es schon, wenn er heute starb, solange Emma überlebte?
    Man hatte ihm versprochen, dass die Wachleute samt und sonders anderweitig beschäftigt wären, und das stimmte offensichtlich auch. Man hatte ihm versprochen, die Hintertür wäre unbewacht und stünde offen, und so war es auch. Er betrat eine leere Kammer, in der die Lieferungen dieses Tages lagerten. Eine Stiege mit frischen Erdbeeren. Ein Dutzend Sack weißes Mehl. Ein Käfig mit lebenden Hühnern, die protestierend gackerten, weil sie wohl ahnten, welches Schicksal ihnen blühte. Durch die offene Tür hörte er das geschäftige Summen des Küchenpersonals, das wohl gerade Tee und Kuchen herrichtete. Er lauschte, wie die Köchin einen Lakai anschrie. »Für den Fürsten. Sofort! Los jetzt! Sonst ergeht es dir wie den anderen.« Sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden und spielte damit vermutlich auf den Kerker an. Dann legte sie die Hände um ihren Hals und ließ die weit aufgerissenen Augen aus den Höhlen quellen.
    Nette Zeitgenossin. Wenigstens hatte sie Michael so unbeabsichtigt mitgeteilt, wo Michael Fürst Sandre an diesem Abend finden würde.
    Michael folgte dem Lakaien die Treppe hinauf. Dann zog er ihm mit einer geschickten Bewegung das Tablett aus den Händen, schubste den armen Mann in einen Wandschrank und schob einen Stuhl unter den Türgriff. Der Tee in der Porzellantasse dampfte, und die Küchlein waren mit geeisten Buttercremeröschen verziert. Der Lakai trat gegen die Tür und schrie, während Michael das silberne Tablett mit sicherer Hand dem Ziel entgegentrug.
    Das Wappen der de Guignards zierte die Doppeltüren, die am Ende des Korridors auf ihn warteten. Er klopfte kurz und trat nach Sandres Herein ein.
    Das Arbeitszimmer wirkte im Kerzenlicht verändert. Die Walnussholzmöbel waren sorgfältig poliert, vergoldeter Stuck, orientalische Teppiche mit Fransen und Samtvorhänge, die die Nacht ausschlossen. Ein gedämpfter, luxuriöser Rückzugsort, wo der Fürst arbeiten und entspannen konnte – und zwar allein.
    Sandre war tatsächlich allein. Er saß an seinem alten Schreibtisch in einem See aus Licht, den ein Leuchter mit Bienenwachskerzen verströmte. Er tauchte die Feder in ein silbernes, reich verziertes Tintenfass und schrieb konzentriert an einem offiziellen Dokument. Eine italienische Glasschüssel mit Süßigkeiten stand neben seiner rechten Hand. Die Messingskulptur eines Adlers thronte auf einer Tischecke, als wollte sie den Besucher – oder vielleicht auch Sandre – an seine Fürstlichkeit erinnern.
    Ohne aufzusehen, sagte er: »Stell das Tablett auf den Tisch.«
    Michael schloss die Tür hinter sich, drehte den Schlüssel im Schloss und trat an den Tisch. Mit einem leisen Knall stellte er das Tablett neben Sandres Ellbogen.
    Sandre versteifte sich. Dann wanderte sein Blick langsam von Michaels Stiefeln bis zur Krempe seines schwarzen Huts hinauf. Er seufzte. Sein Blick suchte Michaels. Dann lehnte er sich unbekümmert zurück und lächelte. »Ihr Engländer seid so vorhersehbar. Ihr seid hergekommen, um das Mädchen zu retten.«
    »Mehr als das. Ich bin gekommen, um meine Verbrechen zu gestehen. Ich bin der

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