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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Jean-Pierre.
    »Möchtet Ihr vielleicht, dass ich Euch meine Einladung zeige?« Michael legte die Hand auf seine Satteltasche.
    Jean-Pierre überlegte nicht lange. »Ja, zeigt mir die Einladung.«
    Michael zog die Lederklappe nach oben. Die Klappe traf Old Nelson an der Kruppe, und wie aufs Stichwort tanzte der Wallach auf dem Pfad seitwärts.
    Jean-Pierre schnappte: »Bringt Euer Pferd unter Kontrolle.«
    »Das tue ich ja!« Michael machte sich einen Spaß daraus, die Zügel straff zu ziehen, im Sattel zu schwanken und sich wieder aufzurichten. Er tätschelte Old Nelsons Hals, bis der wieder ruhig war. »Er ist in die Jahre gekommen und übellaunig, und ich bin nicht mehr der Reiter, der ich vor zwei Jahren war … vor meiner Einkerkerung.«
    »Mich interessiert weder Eure Unfähigkeit, im Sattel zu bleiben, noch Euer alter Gaul«, blaffte Jean-Pierre. »Ich will diese Einladung sehen!«
    »Ich versuche ja, sie Euch zu zeigen!« Michael zog einen Wollschal aus der Tasche.
    »Wofür ist der denn?«, wollte Jean-Pierre wissen.
    »Ein Geschenk für meine Gastgeberin.« Michael sprach ganz langsam und vorsichtig, als halte er Jean-Pierre für einen Deppen in Sachen Anstand und Benimm.
    Einer von Jean-Pierres Männern sprach leise und drängend auf ihn ein. »Mylord.«
    Michael zog einen Lederholster und eine Pistole aus der Tasche.
    »Ist das auch ein Geschenk für Euren Gastgeber?«, fragte Jean-Pierre.
    »Nicht jeder, den ich auf der dunklen Straße treffe, ist so freundlich und charmant wie Ihr, de Guignard.« Jetzt ließ Michael sich vom Sarkasmus hinreißen. »Manche sind sogar Diebe und Räuber, und natürlich gibt es noch die Legende vom Schnitter, der die Angewohnheit hat, gute Männer aufzuhängen.«
    »Mylord«, drängte Jean-Pierres Mann erneut.
    »Halt die Klappe, Quico«, blaffte Jean-Pierre den Mann an. Zu Michael gewandt fragte er: »Dann glaubt Ihr nicht, dass der Schnitter ein Ghul ist?«
    »Natürlich nicht. Ich bin kein Kind und kein Narr, um zu glauben, dass der Geist eines längst verstorbenen Königs über die Straßen Moricadias reitet.« Michaels schwarzer Lederhut hatte eine breite Krempe und beschattete das Gesicht, weshalb selbst bei Vollmond sein Gesichtsausdruck dem Gegenüber verborgen blieb. »Der Schnitter ist auf jeden Fall ein Mann aus Fleisch und Blut.«
    »Ihr glaubt also nicht, Miss Emma Chegwidden könne der Schnitter sein?«
    Michael erwiderte den Blick von Jean-Pierre standhaft. »Wie soll eine Frau mit dem Körperbau von Emma Chegwidden denn einen Mann von der Größe Rickie de Guignards aufhängen?«
    »Doch sie ist im Kostüm des Schnitters geritten. Und wirwerden sie morgen für dieses Verbrechen aufhängen.«
    »Davon habe ich gehört.«
    »Ihr kennt diese Engländerin. Sie schien Euch zu mögen. Wollt Ihr sie nicht retten?«
    »Natürlich will ich das. Aber glaubt Ihr wirklich, ich würde noch einmal in diesen Kerker hinabsteigen, um sie zu befreien?«
    »Mylord!« Quico klang inzwischen ehrlich verzweifelt.
    »Was ist denn?« Jean-Pierre fuhr wütend zu Quico herum.
    Stumm wies Quico zum Ende der Straße.
    Auf einem großen weißen Pferd in vollem Galopp ritt auf der Straße … der Schnitter.
    Mit einem Schrei stürzten Jean-Pierre und seine Männer auf den Pferden hinter der geisterhaften, furchteinflößenden Gestalt her.
    Michael blickte ihnen so lange nach, bis er sicher war, dass Jean-Pierre aus dem Sattel gesprungen war und den Schnitter eigenhändig vom Pferderücken zog.
    Dann stopfte er die Pistole zusammen mit Emmas Schultertuch zurück in seine Satteltasche und ritt schnell wie der Blitz Richtung Palast.

44

    Michael hob seinen Blick zu dem Palast, der wie ein riesiger, mittelalterlicher Kristall aus dem Felsen wuchs. Mit den hohen Mauern, die vor ihm aufragten, und mit den Treppen, die von der Küche im Erdgeschoss bis zu den Gemeinschaftsräumen darüber und weiter zu den fürstlichen Gemächern reichten.
    Er wusste aus eigener, leidvoller Erfahrung, dass dieselben Treppen sich auch ihren Weg hinab in den Kerker bahnten, der sich tief unten zwischen den düsteren Höhlen verbarg.
    Der Palast war vor langer Zeit von einem moricadischen König entworfen worden. Doch als die de Guignards das frühere Königsgeschlecht enteignet und ermordet hatten, war dieses Gebäude einer ernsteren Bestimmung zugeführt worden. Nachts schürten die Köche ein letztes Mal das Feuer und flohen dann aus der Küche. Gelegentlich aber stolperten Besucher auf der Suche nach heißem

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