Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
gefangen gehalten?«
»Ja.«
»Haben sie Euch wehgetan?«
Jetzt wirkte er ehrlich amüsiert. »Nein, natürlich nicht! Ich bin ein Bürger des britischen Empire. Das würden sie nicht wagen.«
Seine Versicherung beruhigte sie, und sie lehnte sich wieder zurück.
Er schlug die Zügel auf den Rücken des Ponys, das gemächlich weitertrottete.
Der Wind blies ihr ins Gesicht. Die Luft roch nach Wald und Gras. Die Sonne schien warm auf ihre Schultern. Das hier wäre wirklich ein perfekter Ausflug … »Wenn doch nur …«
Erneut erriet er ihre Gedanken. »Ich versichere Euch, ich lasse nicht zu, dass Lady Lettice Euch Schaden zufügt. Ich vermute, das hat sie früher allzu oft getan, nicht wahr?«
»Sie kann sehr unfreundlich werden, wenn sie ihre Launen hat.« Das war eine ziemliche Untertreibung. »Ihr müsst mich für ein ziemlich jämmerliches Ding halten, wenn ich mich vor einer Frau ängstige.«
»Nein. Ich verstehe von allen Leuten wohl am besten, wie Schikane einem jedes bisschen Mut rauben kann und man nur noch zittert, weil man sich vor dem Schmerz und dem Tod fürchtet.«
Sie dachte darüber nach. »Ich dachte, Ihr habt gesagt, sie hätten Euch nicht wehgetan.«
»Ein Kerker ist kein angenehmer Ort, um dort zwei Jahre seines Lebens zu verbringen.«
Sie umrundeten die nächste Kurve, durchquerten das mittelalterliche Tor und rollten in die Stadt, in der sich ein Spielsalon an den nächsten reihte. Es gab Hotels in jeder Größe und Heilbäder, die mit ihrem Wasser und dessen heilenden Eigenschaften prahlten. Emmas Herz hämmerte schneller, als sie vor dem Hotel hielten, in dem sie mit Lady Lettice Quartier bezogen hatte. Ihr wieder gegenüberzustehen, nachdem sie so viele Misshandlungen und letzte Nacht diese Erniedrigung hatte ertragen müssen … Emma konnte kaum noch atmen.
Durant sprang vom Kutschbock, reichte dem Türsteher die Zügel und klappte die Stufe aus. Sie legte ihre Hand in seine und kletterte nach unten. Als er sich leicht verbeugte, schritt sie an ihm vorbei in die Lobby. Mit der Selbstsicherheit eines Mannes, der wusste, dass er überall willkommen war, schritt Durant zu dem Tresen und stellte sich dem Concierge Bernhard vor. Dann erklärte er: »Ich bin gekommen, um Miss Emma Chegwiddens Sachen zu holen, die sich in Lady Lettices Zimmer befinden. Ist sie da?«
»Ja, Mylord. Aber sie hat beschlossen, ihr Zimmer zu räumen und ist derzeit damit beschäftigt, für ihre Rückkehr nach England zu packen.« Bernhard war ein deutscher Einwanderer. Sein Akzent war hart, und sein streitbares Auftreten war wohl nützlich, um ein so großes Hotel zu führen.
Er erschreckte Emma zu Tode. Doch mit Durant an ihrer Seite hörte sie, wie sie zweifelnd fragte: »Sie packt ihre Sachen selbst?«
Bernhard erkannte sie. Er begegnete ihrem Blick mit einer Verzweiflung, von der er sicher erwartete, dass sie sie teilte. »Ha, sicher nicht! Sie hat vier unserer Zimmermädchen abkommandiert, damit sie ihre Sachen zusammensuchen, sie hält die Mädchen schon seit knapp sechs Stunden zur Arbeit an. Ihr scheint nicht bewusst zu sein, dass die Mädchen nicht allein ihr zur Verfügung stehen. Andere Gäste haben auch Wünsche, und wir müssen die anderen Zimmer für die Neuankömmlinge heute Abend vorbereiten!«
»Lady Lettice ist keine Frau, die viel Verständnis aufzubringen vermag«, erklärte Emma.
»Nein, wirklich nicht!« Bernhard schäumte vor Wut. »Sie hat sich so lautstark über den qualmenden Kamin beklagt, dass wir einen Schornsteinfeger geholt und dazu angehalten haben, heute früh drei Stunden ihretwegen zu warten. Schließlich habe ich ihn nach oben geschickt, weil ich hoffte, der Dreck werde sie endlich vertreiben.«
»Wenn Lady Lettice also ihre Sachen packt und wir Miss Chegwiddens Sachen holen wollen, sollten wir lieber nach oben gehen.« Durant nickte entschieden und wandte sich an Emma. »Welches ist ihr Zimmer?«
»Sie hat das ganze erste Stockwerk gemietet«, sagte Emma schwach.
»Natürlich.« Er bot ihr den Arm.
Bernhard mischte sich aufgebracht ein. »Mylord, ich kann Euch nicht gestatten, die Räume einer unverheirateten Lady aufzusuchen.«
»Ich vermute, Ihr hattet keine Ahnung, wen ich aufsuchen wollte, als ich die Lobby betrat«, meinte Durant.
Bernhard dachte darüber nach. Dann hörten sie von oben ein dumpfes Knallen, als stampfte jemand auf den Boden. Und er sagte hastig: »Ihr habt recht. Ich weiß von nichts.«
Die Stufen nach oben zu steigen dauerte Stunden und
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