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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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hatte, fiel ihr ins Auge. Sie griff nach einem Ende des Tuchs.
    Bernhard griff nach dem anderen Ende und schrie wie ein Mädchen. »Nein! Nein, das dürft Ihr nicht!«
    Sie spielten ein wenig Tauziehen um das Tuch, bis Emma ihren kalten Blick auf ihn richtete und fragte: »Möchtet Ihr etwa in Kürze in einer ähnlichen Situation sein wie diese beiden?« Sie nickte zu Lady Lettice und dem Schornsteinfeger.
    Michael stand auf.
    Bernhard warf einen Blick auf Michaels geballte Fäuste. Dann ließ er das Tuch los. »Ich werde sofort die Männer des Fürsten rufen!«
    »Das solltet Ihr«, erklärte sie herzlich. »Aber zuerst solltet Ihr Euch um Euren Gast kümmern, der ohnmächtig auf dem Boden liegt. Nicht, dass sie aufwacht und erkennt, dass ihre Bedürfnisse Euch gleichgültig sind. Ich versichere Euch, Lady Lettice wird ihr Missfallen deutlich zum Ausdruck bringen.«
    Bernhard schwankte. Dann eilte er an Lady Lettices Seite und kniete nieder. Er schob die Arme unter ihren Körper und hob sie mit einem hörbaren »Uff!« hoch.
    Lady Lettice stöhnte und bewegte sich. Sie legte die Arme um seinen Hals.
    Bernhards entsetzte Miene ließ Michael schmunzeln. Ja, mein Freund, jetzt steckst du in echten Schwierigkeiten. Er sprach mit einem der Mädchen, das sich immer noch im Türrahmen zu Lady Lettices Schlafgemach herumdrückte. Dann lehnte er sich gegen die Wand und beobachtete, wie Emma die Situation meisterte. Offensichtlich hatte er Miss Chegwidden unterschätzt. Sie war gar nicht so verweichlicht, wie er anfangs geglaubt hatte – oder wie sie selbst zu glauben schien.
    Emma schlang das Tuch um Elixabetes Hals und stabilisierte den Arm in der Schlinge.
    Als sie fertig war, erklärte Elixabete überrascht: »Es fühlt sich schon besser an!«
    »Gut.« Emma lächelte das Mädchen an. Ihre Miene war voller Wärme und Freundlichkeit. Dann blickte sie zu Michael hoch, und auf dem Gesicht, das von Staub und Schweiß bedeckt war, lag ein entschlossener Ausdruck. »Wir müssen sie nach Hause bringen.«
    Michael erwiderte nüchtern: »Wenn Ihr das sagt …«
    Aber er wusste, dass Emma für den Anblick, der sie im Zuhause des Mädchens erwartete, nicht gewappnet war.

12

    Als der Pferdekarren langsam den Weg hinab in die Altstadt nahm, wurden die Straßen immer enger. Die Häuser ragten höher in den Himmel, und die Schatten wurden dunkler. Die Altstadt stank nach Müll, und in der Gosse flossen stinkende Abwässer. Ungewaschene Menschen blieben stehen und starrten Durant, Elixabete und Emma feindselig an.
    Emma drückte das Kind enger an sich und murmelte beruhigend auf das Mädchen ein. Zugleich fragte sie sich, ob man sie wohl angriff, um ihnen die Schuhe oder die Medizintasche zu klauen. Oder die bunten Bänder, die in die Mähne des Ponys geflochten waren.
    Doch Durant schien zu wissen, wo er hinwollte. Er fuhr ganz selbstverständlich durch die verwinkelten Straßen und lenkte den Karren schließlich in einen grauen, leeren Innenhof, um den große Wohnhäuser aufragten. Er sprang vom Kutschbock und rief: »Damacia!«
    Sofort wurden im dritten Stock die Fensterläden aufgestoßen, und eine junge Frau mit einem alten Gesicht schaute hinaus. Beim Anblick des Kinds wurde sie leichenblass.
    »Mama!«, rief Elixabete schwach.
    Durant wollte gerade etwas sagen, doch Emma kam ihm zuvor: »Sie wird wieder vollständig genesen. Der Arm ist gebrochen, aber ich habe ihn gerichtet.«
    Kurz bedeckte Damacia die Augen mit einer Hand. Dann verschwand sie im Innern des Hauses. Nach nur wenigen Augenblicken tauchte sie in der Tür im Erdgeschoss auf und rannte zu dem Karren.
    Elixabete beugte sich vor und flehte wortlos darum, von ihrer Mutter auf den Arm genommen zu werden.
    Vorsichtig und mit Durants und Emmas Hilfe hob Damacia Elixabete vom Wagen. »Du dummes Kind, ich habe dir doch gesagt, du sollst zu Hause bleiben. Habe ich dir nicht prophezeit, dass du Probleme bekommst?« Sie schalt ihre Tochter und drückte sie zugleich zärtlich an die Brust.
    »Das Baby weint die ganze Zeit, weil es Hunger hat.« Große Tränen standen in Elixabetes Augen. »Wir brauchen mein Gehalt, und jetzt … was wird jetzt aus uns?«
    Emma hatte noch nie so viel Verzweiflung bei einem kleinen Kind erlebt.
    »Pssst.« Damacia hob Elixabetes Kinn. »Uns wird schon was einfallen.«
    Durant warf Emma einen Blick zu und schüttelte kurz den Kopf. Er warnte sie, damit sie nicht anbot, irgendetwas zu tun, um das Leid dieser Menschen zu lindern.
    Stolz. Diese

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