Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Lächeln ließen ihr schwarzes Trauerkleid wie Hohn erscheinen.
Lady Fanchere berührte leicht ihren Arm. »Du bist eine Liebe. Also gut.« Sie wandte sich an Fürst Sandre, und ihr Blick war erstaunlich ernst. »Emma hat vorhin versucht, mir etwas mitzuteilen, und ich habe ihr nicht zugehört. Aber du scheinst meine liebe Emma zu kennen, und ich frage mich nun, woher.«
Emma wand sich und sagte: »Ich hätte es Euch sofort erzählt, aber …«
Lady Fanchere unterbrach sie. »Ich habe Fürst Sandre um eine Erklärung gebeten.«
Emma gab sich geschlagen. Die Rüge und die nun folgende Erzählung waren ihr gleichermaßen so peinlich, dass sie nichts tun konnte, außer mit im Schoß verkrampften Händen dazusitzen.
Aber Fürst Sandre war mehr als erfreut, Lady Fanchere Rede und Antwort zu stehen. Mit einer Hand auf der Hüfte baute er sich vor ihnen auf und erklärte: »Es stimmt. Als der Feigling, der er ist, beschloss der Schnitter gestern Nacht, sich unter den schwächsten und edelsten Menschen Moricadias zu verstecken. Er lief hinauf in den Dienstbotenflügel …«
»Wo du untergebracht bist, Emma?«, fragte Lady Fanchere.
»Ja, Mylady«, antwortete Emma leise.
Fast ohne Unterbrechung sprach Fürst Sandre weiter. »Und ich lief ihm nach. Meine Männer waren dicht hinter mir. Er versteckte …«
Erneut unterbrach Lady Fanchere ihn. »Aber er war doch nicht in deinem Zimmer, Emma?«
»Ich habe die Stiefel gehört, als die Männer des Fürsten nach ihm suchten«, sagte Emma.
»Obwohl wir alle Zimmer gewissenhaft durchsuchten«, fuhr Fürst Sandre fort, »haben wir ihn nicht gefunden. Er ist entkommen, jetzt ist es an uns, ihn endlich zur Strecke zu bringen.«
»Ihr könnt keinen Geist zur Strecke bringen«, wandte Aimée ein. »Er ist flüchtig.«
Fürst Sandre drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war vor Ungeduld zu einer wütenden Maske verzerrt. »Ich habe einen Plan.«
Emma hob die Hand und dachte darüber nach. Sie kniff die Augen zusammen. Einen Plan? Er hatte wirklich einen Plan?
»Liebe Aimée, sei nicht dumm.« Lady Fanchere drückte Aimées Arm mit der Hand, und zugleich starrte sie Sandre vorwurfsvoll an.
Einmal mehr setzte er die Miene eines edlen Kämpfers auf. »Dumme Aimée. Ihr seid in Eurem Glauben so kindlich. Fast wie die Moricadier selbst.«
Aimée versuchte erneut, das Wort zu ergreifen.
Lady Fanchere brachte sie mit einem Zischen zum Schweigen.
Emma atmete tief durch. Sie atmete noch einmal durch. Dann mischte sie sich in die Unterhaltung ein. »Euer Hoheit, könnt Ihr uns nicht von Eurem Plan erzählen, wie Ihr den berüchtigten Schnitter gefangen nehmen wollt?« Sie war selbst überrascht, dass sie so ruhig, interessiert und … gefasst klang. Als unterhielte sie sich regelmäßig mit Männern von königlichem Geblüt und Edeldamen. War es wirklich erst drei Tage her, dass sie Lady Lettice die Füße massiert hatte?
Doch Lady Fanchere warf ihr einen dankbaren Blick zu. Als habe Emma diesen Einwurf gezielt vorgebracht, um Aimée vor weiterem Schaden zu bewahren.
Fürst Sandre lächelte sie an. Er war stolz auf sein Vorhaben, und es freute ihn sichtlich, dass ausgerechnet sie ihn bat, ihr seine Gewieftheit darzulegen. »Eine gute Frage, Miss Chegwidden. Heute Abend und zukünftig jede Nacht, bis wir ihn gefangen genommen haben und zerquetschen werden, postieren sich meine Männer an der Kreuzung zwischen der Unterstadt und der Burg. Sie werden ein Seil über die Straße spannen und auf beiden Seiten im Dickicht warten. Sobald sie den Schnitter im Galopp herankommen sehen, werden sie das Seil spannen. Das Pferd wird stürzen, der Schnitter wird aus dem Sattel geschleudert, und wir nehmen ihn gefangen. Dann werden wir ihn selbstverständlich hängen.« Er machte eine Pause und wartete auf ihr Lob.
Aimée schüttelte indes nur den Kopf.
Emma konnte ihrer Bestürzung keine Worte verleihen. Ob Sandres Plan funktionierte? Würde der Schnitter sterben, und würden die Moricadier wieder ohne einen Verteidiger dastehen?
»Ein vernünftiger Plan«, sagte Lady Fanchere. »Ich hoffe, er wird dem Schrecken ein Ende setzen, das dieses Land überzogen hat.«
Ihre Ausdrucksweise schien Fürst Sandre zu missfallen. »Der Schnitter ist kein Schrecken. Er ist ein dummer, armseliger Feigling, und ich werde mir seinen Kopf holen.«
Mit eisiger, deutlicher Stimme fragte Aimée: »Wenn er so ein dummer, armseliger Feigling ist, wieso haben Eure Männer ihn dann so lange frei herumlaufen
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