Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
ganz auf Aimée. »Du hast nichts getan! Warum sollte einer von den beiden dich töten wollen?«
Emma seufzte. Sie führte den Becher an die Lippen. Als der Geruch ihr in die Nase biss, zog sie den Becher mit angeekeltem Gesichtsausdruck weg. »Das ist ja widerlich!«, rief sie.
Beide Frauen hielten erstaunt inne.
»Ja«, zwitscherte Aimée. »Wusstet Ihr das nicht?«
»Warum sollte irgendwer das trinken wollen?« Mit ausgestrecktem Arm hielt Emma den Becher von sich weg.
»Das ist gut für Euch!«, behauptete Aimée.
Lady Fanchere schmunzelte. Sie nahm die Becher an sich und gab sie einem vorbeigehenden Diener mit.
»Dann ist es also nicht das heilende Wasser von Aguas de Dioses, das Eure Wangen so vortrefflich erröten lässt?«, fragte Lady Fanchere Emma.
»Es ist auf keinen Fall das Wasser, Mylady.« Emma hätte sich am liebsten den Geschmack von der Zunge gekratzt.
»Und trotzdem sieht Miss Chegwidden heute Morgen äußerst bezaubernd aus«, sagte Fürst Sandre hinter ihnen.
Die drei Frauen wirbelten herum und knicksten.
Emma hielt den Blick nach unten gerichtet und wünschte sich verzweifelt, sonstwo zu sein. Nur nicht hier.
Ein schneller Seitenblick auf Aimée bewies ihr, dass diese genau dasselbe empfand.
»Aber, aber, Cousinchen.« Er öffnete die Arme, umarmte Lady Fanchere und küsste sie auf beide Wangen. »Wir müssen doch nicht so förmlich sein. Schließlich sind wir eine Familie.«
Lady Fanchere umarmte ihn mit offensichtlicher Freude. »Es tut so gut, dich zu sehen, Sandre. Es ist lange her.«
»Du hast dich in letzter Zeit sehr zurückgezogen. Warum eigentlich?« Er hielt ihre Hände fest.
»Sie ist guter Hoffnung«, piepste Aimée.
Fürst Sandre wollte gerade etwas sagen, doch seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Er grinste breit. »Ist das wahr?«
»Bisher war es ein Geheimnis«, sagte Lady Fanchere seufzend.
»Aber das sind wirklich gute Neuigkeiten. Meinen Glückwunsch an Fanchere.« Er küsste erneut ihre Wangen. Dann wandte er sich an Aimée und umarmte auch sie. »Und was Euch betrifft, Cousinchen … Sagt Ihr immer noch zu viel über Dinge, über die man lieber schweigen sollte? Diese Indiskretion könnte noch Euer Tod sein.«
Er klang überaus freundlich, aber die Worte waren ernst gemeint, und Aimée schrak zusammen, als habe er sie geschlagen.
Emma schrak auch zusammen. Nicht nur, weil er Aimée in aller Öffentlichkeit tadelte, sondern weil sie sich an die letzte Nacht und seinen Besuch in ihrem Schlafzimmer erinnerte. Und daran, wie seine Augen eiskalt wurden, sobald er vom Schnitter sprach. Je mehr sie darüber hörte, umso deutlicher wurde ihr, dass Sandre ein wirklich beängstigender Mann war.
Lady Fanchere legte den Arm um Aimées Schultern. »Das macht mir nichts aus, Sandre. Die Wahrheit wird früh genug ans Tageslicht kommen, die liebe Aimée wollte nur freundlich und hilfsbereit sein. Sie ist so lieb zu mir, seit sie bei uns eingetroffen ist. Denk dir nur, Rickies Tod hat sie vor Gram gebeugt.«
Fürst Sandre kniff die Lippen zusammen. »Ja, Rickies Tod ist wahrhaftig eine Tragödie. Eine, die sich nicht wiederholen wird, das verspreche ich euch. Wir haben den Schnitter letzte Nacht fast erwischt. Die Schlinge zieht sich enger um seinen Hals.«
»Dann stimmt es? Er war letzte Nacht hier?« Lady Fanchere wirkte plötzlich sehr müde, als sei diese Neuigkeit mehr als sie im Moment ertragen könne.
Emma nahm ihren Arm. »Mylady, wenn Ihr Euch hinsetzen möchtet … Ihr seid nun lange genug herumgelaufen. Im Atrium gibt es Sitzplätze. Wir sollten lieber dorthin gehen, und ich hole Euch einen Becher Wasser. Kaltes Wasser vom Gletscher.«
»Das wäre mir sehr genehm«, gab Lady Fanchere zu.
»Ich werde euch den Weg bereiten.« Fürst Sandre marschierte auf eine Gruppe Moricadier zu, die sich in einem Alkoven auf Stühlen entspannten. Er sprach mit ihnen, und innerhalb von Sekunden räumten die Leute den Alkoven. Emma führte Lady Fanchere zu einem gepolsterten Stuhl, von dem aus sie einen herrlichen Blick auf die Eiswand und den Wasserstrom genoss, der von den eisigen Enden des Gletschers tropfte.
»Ich danke dir, Sandre. Das ist sehr lieb von dir.« Lady Fanchere rieb sich das schmerzende Kreuz.
Aimée tätschelte ihre Hand.
Emma legte ihr fürsorglich ein Tuch um die Schultern.
»Ich bin keine Todkranke, wisst ihr«, protestierte Lady Fanchere.
»Nein. Du wirst nur von uns allen sehr geliebt.« Aimées volle, rosige Wangen und ihr strahlendes
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