Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
ihrem erstaunlich großen Mut, dass sie kaum wagte, die Situation anzusprechen. Und mit dem Kuss. Sie hörte sich sagen: »Ich habe vielleicht einfach zu viel Sonne abbekommen.«
»Habt Ihr etwa Eure Haube abgenommen, während Ihr mit Michael unterwegs ward?«, fragte Lady Fanchere streng. »Mit Eurer blassen Haut sollten Ihr wirklich mehr Vorsicht walten lassen.«
»Ihr habt recht, ich sollte wirklich vorsichtiger sein.« In jeder Hinsicht. Emma sollte Soldaten und Fürsten aus ihrem Schlafzimmer fernhalten. Und auf gar keinen Fall durfte sie einen Geist küssen.
Aber wenn sie sich an die vergangene Nacht und an die Empfindungen erinnerte, die dieser Kuss in ihr ausgelöst hatte, konnte sie keinerlei Bedauern empfinden.
»Eleonore. Eleonore!« Aimée eilte zu ihnen. Sie wirkte mehr als nur ein bisschen aufgeregt.
Ein Lakai mit drei Bechern auf einem Tablett folgte ihr.
» Aimée ist so freundlich. Sie meint es so gut mit mir.« Lady Fanchere rieb sich erschöpft mit der behandschuhten Hand die Schläfe. »Aber ich wünschte, sie würde nur einen Augenblick aufhören zu reden. Besonders über …«
Aimée erreichte die beiden. Sie war außer Atem. »Habt ihr schon davon gehört?« Sie reichte ihnen die Becher mit dampfendem Wasser, das direkt aus der heißen Quelle stammte. Dann scheuchte sie den Lakaien davon. »Der Schnitter wurde letzte Nacht gesehen. Er war hier, in Aguas de Dioses!«
Emma erstarrte und hielt den Atem an.
»Oh nein.« Lady Fanchere seufzte.
»Doch!« Aimée legte die Hand auf ihre Kehle. »Er ist gekommen, um mich zu holen!«
»Aimée, das ist unmöglich«, sagte Lady Fanchere.
Aimée ignorierte diesen Einwand mit einer Bestimmtheit, die wirklich beeindruckend war. »Trink dein Wasser, Eleonore. Es ist gut fürs Baby.«
Lady Fanchere führte den Becher an die Lippen.
»Emma, Ihr solltet das auch trinken. Ihr seid ja ganz rot.« Aimée blickte Emma prüfend ins Gesicht. »Ihr kriegt doch nicht die Pest, oder?«
»Ich glaube nicht, Lady de Guignard. Meine Gesundheit ist äußerst robust.«
»Gut.« Aimée kam ohne Umschweife wieder zu ihrem Lieblingsthema. »Der Schnitter war hier. In genau diesem Hotel. Diese hübsche, irische Kanaille, Mr Gillespie Cosgair, hat gesagt, er habe einen Tumult gehört.« Sie beugte sich vor und legte ihre hohle Hand neben ihren Mund. »Sie sagen, Countess Martin sei auch hier«, flüsterte sie. »Und dass es zu nächtlichen Besuchen zwischen ihren Gemächern gekommen sei.«
»Der Schnitter und Countess Martin?«, rief Emma bestürzt.
Aimée machte Pssst. »Nein, meine Liebe! Mr Cosgair und Countess Martin. Sie ist eine berüchtigte Hure, aber nicht einmal sie würde mit einem Gespenst schlafen.«
»Er ist kein …« Lady Fanchere atmete tief durch. »Aimée, wenn dein einziger Beweis ist, dass ein Fremder ein Gerangel belauscht haben will, dann handelt es sich zweifellos nur um ein Gerücht und nicht um die Wahrheit.« Ihre Verzweiflung war trotz ihres gelassenen Verhaltens zu spüren. »Du musst aufhören, jeden Klatsch zu wiederholen. Vor allem, wenn er sich um den Schnitter dreht.«
Aimée richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, was jedoch immer noch bedeutete, dass sie fast zehn Zentimeter kleiner war als Lady Fanchere. »Ich weiß nichts über Mr Cosgair und Countess Martin. Aber diese Pikanterie über den Schnitter ist kein Gerücht, Eleonore.«
»Woher weißt du das?«
»Weil Fürst Sandre ihm dicht auf den Fersen war und ebenfalls hier eingetroffen ist.«
Lady Fancheres Stimme klang plötzlich vergnügt. »Sandre war hier? Ist er noch hier?«
»Ja, ja!« Aimée hüpfte aufgeregt auf und ab.
Oh nein. Emma wollte am liebsten im Boden versinken. Wenn Fürst Sandre noch in der Nähe war, wenn er Aguas de Dioses noch nicht verlassen hatte, dann musste Emma wirklich möglichst schnell den Vorfall von letzter Nacht erwähnen. »Lady Fanchere? Ich muss Euch etwas gestehen.«
Aimée ließ sich nicht unterbrechen. »Ich sage dir doch, Eleonore, Sandre war hinter ihm her. Aber der Schnitter hat das Gewitter heraufbeschworen und ist in einem Lichtblitz verschwunden!«
»Ach, Aimée!« Lady Fanchere klang ehrlich verzweifelt.
»Ich bin dem Tode geweiht. Entweder sterbe ich von der Hand des Schnitters oder von Sandres Hand. Sie verfolgen mich durchs ganze Land!«
»Lady Fanchere, es wäre wirklich das Beste, wenn Ihr mir nur einen Moment lang Eure Aufmerksamkeit widmen könntet«, sagte Emma.
Aber Lady Fanchere konzentrierte sich inzwischen
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