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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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zu sein.
    Wieder verging der Tag, ohne dass Downing sich blicken ließ. An diesem Morgen hatte sie immerhin gewagt, den Butler nach dem Verbleib des Viscount zu fragen. Und ob Seine Lordschaft wohl vergessen habe, wie man einen Federkiel gebrauchte? Jeffries’ nichtssagende Antwort und seine steinerne Miene hatten sie zu dem Entschluss bewogen, künftig den Mund zu halten.
    Außerdem ging sie das alles wirklich nichts an. Sie war beauftragt worden, die Bibliothek zu katalogisieren, und das tat sie. Für ein paar wundervolle Minuten hatte sie einen Traum gelebt: jemand zu sein, der sie nicht war. Zumindest in ihrer Erinnerung würde er weiterleben.
    Nie im Leben würde sie das vergessen: heiße Hände, geflüsterte Worte. Nur daran wollte sie denken und das unglückselige Ende jenes Abends vergessen. Mit beklemmenden Gedanken durfte man keine Zeit vergeuden.
    Genieße das Leben und den Augenblick.
    Dieses Prinzip hatte ihr schon einmal geholfen, damals, als sie ihre Familie verlor. Das erste Jahr war grauenhaft gewesen, denn wie sollte man an irgendetwas Freude finden, wenn alle geliebten Menschen für immer fort waren?
    Neuerdings trafen täglich Nachrichten von Eleutherios ein, immer längere Briefe – einmal an einem einzigen Tag sogar drei.
    Liebe Mistress Chase, entschuldigen Sie meine viel zu knappen Antworten auf Ihre wunderbaren Zeilen …
    Liebe Mistress Chase, ich arbeite an einem Projekt, das gerade die ersten Früchte trägt. Wann man sie pflücken kann, weiß ich nicht. Noch liegt die Vollendung in weiter Ferne. Was das von Ihnen erwähnte Projekt betrifft – oft lösen sich Gerüchte in Schall und Rauch auf …
    Liebe Mistress Chase, mit großer Verehrung und Respekt habe ich Ihr letztes Schreiben erhalten …
    Liebe Mistress Chase, Ihre Briefe erfüllen mich mit neuem Leben …
    Bei der Lektüre dieses Geständnisses pochte ihr Herz etwas zu schnell, und sie musste an Downing denken, an Jasmin- und Liliendüfte.
    Endlich begann auch Mr. Pitts ihr wieder zu schreiben, anfangs einsilbig, dann immer bissiger – insbesondere seit sie erneut von Eleutherios schwärmte.
    Nur der Viscount kehrte nicht zurück. Allein die ungeöffneten Päckchen, die sie in einer Ecke der Bibliothek stapelte, bewiesen ihr, dass er sie nicht vergessen hatte.
    Inzwischen war eine Woche verstrichen, und Miranda fühlte sich immer seltsamer. Wo blieb er? Hatte sie etwas so Schlimmes verbrochen? Oder musste sie sich einfach nur an die Launen von Standespersonen gewöhnen?
    An diesem Morgen saß sie ihrer Freundin an dem Tisch im hinteren Bereich der Buchhandlung gegenüber. Georgette nahm die Zeitung aus ihrer Tasche. »Noch ungelesen. Heute war ich nicht im Teesalon.«
    Die täglichen Skandalblätter hatten einander in dieser Zeit mit Spekulationen überboten, denn nichts Neues war seit dem Ereignis in Vauxhall geschehen, und die Ungeduld der Klatschmäuler wuchs.
    »Mal sehen, womit man uns heute beglückt.« Georgette strich die Zeitung auf dem Tisch glatt und überflog die ersten Zeilen der Klatschspalte. »Bla, bla, bla … Aha, der morgige Maskenball!« Träumerisch seufzte sie. »Stell dir vor, da könntest du als Prinzessin auftauchen. Wäre das nicht großartig?«
    Wie Miranda wusste, veranstalteten die Hannings alljährlich ein Maskenfest im großen Stil, das angesagteste in London. Allerdings ging es dort jedes Jahr angeblich ein bisschen schlüpfriger zu. Trotzdem nahmen sogar die prüdesten Matronen daran teil, weil alles, was Rang und Namen hatte, den Ball besuchte. Da wollte keiner fehlen.
    »Was heißt denn das? Mit Lady W.s Verehrern wurde ein dubioses Abkommen getroffen, und beide sind auf mysteriöse Weise verschwunden. Wird ein neuer Galan erscheinen? «, las Georgette vor. » Wann werden der Marquess und die Marchioness auf unsere Bühne zurückkehren? Hast du in Vauxhall irgendwas gesehen oder gehört? Abgesehen von deiner Entdeckung, wie wunderbar Lord Downing ist?«
    Miranda schüttelte den Kopf, dem Viscount nach wie vor in einer gewissen Loyalität verbunden. Was sie herausgefunden hatte, würde die Klatschreporter zweifellos entzücken. »Mir würde er wohl kaum irgendetwas anvertrauen.« Und das stimmte sogar. Im Grunde hatte er ihr absolut nichts verraten.
    Enttäuscht zuckte Georgette die Achseln. Miranda sah die interessantesten Zeilen noch vor ihr und versuchte sie zu verdecken. Aber Georgette war schneller, schob die Hand ihrer Freundin beiseite. »Oh«, quietschte sie vergnügt. »Hör dir das

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