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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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verschieden waren. Miranda stellte sich Mr. Pitts als gebrechlichen, unduldsamen älteren Gentleman mit messerscharfem Witz vor. Hingegen glaubte sie, Eleutherios müsse Lord Byron gleichen und wie dieser welliges braunes Haar und gefühlvolle Augen haben. Sosehr sie seine poetische Sprache schätzte – was den Briefwechsel anging, war Mr. Pitts, obwohl er sie manchmal fast zum Wahnsinn trieb, inspirierender.
    Am Vortag hatte sie ihn über Eleutherios’ neuestes Geschenk informiert und ihm außerdem mitgeteilt, sie würde mit Georgette eine Dinnerparty bei den Mortons besuchen und auf anregende Gesellschaft hoffen. Das sollte er deuten, wie er wollte. Auch über ihre Arbeit in der Bibliothek hielt sie ihn auf dem Laufenden, ohne jedoch einen Namen zu nennen. Allerdings hatte sie den Eigentümer oft genug erwähnt, sodass Mr. Pitts ihr Interesse an dem Gentleman nicht entgangen sein konnte. Sie war gespannt auf seine Reaktion.
    Den armen Eleutherios bedachte er mit immer gehässigeren Schmähungen. Dabei war dieser geniale Autor fast zu wundervoll, um wahr zu sein. In seinen Worten las sie alles, was sie sich je erträumt hatte. Was er zu Papier brachte, glich den schönsten Sonetten. Früher hatte sie eher abstrakt an ihn gedacht. Inzwischen allerdings überwältigte er sie auf eine Weise, die ihr beinahe Angst einjagte.
    Sie begann einen Stapel eher obszöner Bücher zu ordnen. Obenauf lag ein ziemlich unverblümter Ratgeber. Ehe sie ihn aufschlug, vergewisserte sie sich, dass sie alleine in der Bibliothek war. Ausnahmsweise.
    Vorsichtig, um das Papier nicht zu beschädigen, blätterte sie in dem Buch und entdeckte eine Abbildung, die ein Paar in unglaublichen Verrenkungen zeigte. Der Text darunter war nicht zu entziffern, aber die Darstellung war drastischer und eindeutiger als die Illustrationen in der mittelalterlichen Bilderhandschrift, die daheim zwischen ihrer Unterwäsche lag.
    Allerdings fand sie das Gesicht der Frau ausdruckslos. Ihr kam vor, als solle sie diese Pose nur demonstrieren, anstatt Lust zu empfinden. Nichts von den verzehrenden Gefühlen, die sie selbst in Vauxhall erfahren hatte, spiegelte sich in der Miene der Frau. Wenn sie daran nur zurückdachte: an das Feuer, das er in ihr entfachte und das heller brannte als all die tausend Lampen, und die Hitze, die sengend durch ihre Adern floss, ihre Glieder erzittern und beben ließ …
    O ja, Georgette und Mr. Pitts, der sich direkter und weniger rücksichtsvoll ausdrückte, hatten recht. Sie musste die turbulentere Seite des Lebens kennenlernen und sich ihr stellen, durfte sich nicht länger verkriechen hinter ihren Büchern, als seien diese ein Schutzwall gegenüber der Wirklichkeit. Entschlossen nickte sie. Von nun an würde sie öfter in den Park gehen, regelmäßig die Dinnerpartys der Mortons besuchen und ihre noch unterentwickelten Talente zum Flirten an Kaufmannssöhnen erproben. Ganz harmlos nur, wie es gesellschaftlich akzeptiert und schicklich war, bevor es zu einer offiziellen Werbung kam. Zu mehr war sie vorerst nicht bereit.
    Es sei denn mit dem Mann, den ich seit einer Woche vermisse …
    Rasch verdrängte sie den Gedanken, doch zugleich musste sie an Georgettes Worte denken, die eine ganz eigene Sichtweise der Dinge an den Tag legte, die sich mit den gängigen Moralvorstellungen nicht unbedingt deckte.
    Pah, diese steifen bourgeoisen Frauen, die sich einbilden, sie würden die gesellschaftliche Mittelschicht dominieren! Denk an Mrs. Pennyweather, die Geliebte von drei Earls gleichzeitig. Trotzdem wird sie überall eingeladen! Und jetzt wirst du in allen Zeitungen als Prinzessin umschwärmt. Wenn die Lüge ans Licht kommt, bist du berüchtigt. Dann werden alle Leute über dich reden, im guten und im schlechten Sinne, und du wirst heiß begehrt sein, Darling.
    Miranda schüttelte den Kopf. Das war Georgettes Wunschvorstellung, nicht ihre eigene. Dennoch würde sie alles tun, um jenen wunderbaren Funken erneut zu entzünden, und sich noch einmal in ein solches Abenteuer stürzen. Aber eben ausschließlich mit einem ganz bestimmten Mann. Mit ihm.
    Sie blätterte die Buchseite um und studierte die nächste Illustration, die das Paar in einer anderen Pose zeigte – ebenso akrobatisch wie die erste und ebenso gefühllos.
    Ja, sie wollte es noch einmal erleben. Jene wilde Freude empfinden, die ein Bild nicht darstellen konnte, seinen zitternden Atem auf ihrer Haut spüren und seine Hände auf ihrem Körper, die ihr Innerstes zum Schmelzen

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