Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Verlangen in ihren Augen gesehen.
Doch er war unfähig gewesen, so zu handeln, wie er es sich anfangs vorgenommen hatte. Ihm lag plötzlich nichts mehr an der Verführung als solcher, da hatte er sich was vorgemacht. Er wollte, das wurde ihm immer klarer, mehr als ein rein körperliches Erlebnis mit ihr.
Freudlos lächelte er. »Die Entscheidung zwischen uns ist immer noch offen.«
Miranda knallte mehrere Bücher in ein Fach. »Nein. Die Woche ist längst vorbei, und Sie haben gewonnen.«
»Nicht in meinem Herzen.« Nicht im Hinblick auf seine Zukunft.
»Würde ich an die Existenz Ihres Herzens glauben, könnte ich vielleicht zustimmen.«
»Oh, es ist da. Geschrumpft und gefesselt wartet es auf seine Befreiung.«
»Euer Lordschaft sind ein unverbesserlicher Spötter. Und was Ihre Gefühle betrifft, machen Sie zu viele leere Versprechungen, um glaubhaft zu wirken.«
Nur mühsam brachte er ein Lächeln zustande und wies auf die ungeöffneten Päckchen in der Ecke. »Haben Sie sich nicht über meine Geschenke gefreut?«
Miranda warf ihm einen finsteren Blick zu. »Was Sie damit bezweckten, erschien mir fragwürdig.«
»Damit wollte ich meine Zuneigung bekunden und mich bedanken, dass Sie die Herausforderung akzeptiert haben.«
»Eine handgeschriebene Nachricht hätte genügt.«
Natürlich. Wie sehr sie dergleichen schätzte, wusste er. Aber gerade das war unmöglich gewesen.
»Also legen Sie keinen Wert auf Beweise meiner Zuneigung?«, fragte er eindringlich, und ihre Augen verengten sich. Er ging zu ihr und beobachtete, wie sie abwehrend die Schultern straffte. »Kommen Sie mit mir.«
Miranda begann zu zittern. »Nein.«
»Sie wissen nicht einmal, wohin ich Sie bringen will.«
»Wohin auch immer, ich wäre sicher benachteiligt.«
»Welch eine Abwechslung! Meistens sind Sie im Vorteil.«
Downing sah, wie sie irritiert und ungläubig die Stirn runzelte, doch er hatte nicht gelogen. Sein Vorteil lag nur darin, dass sie die Wahrheit nicht ahnte.
»Dann kommen Sie mit mir, weil ich Ihnen etwas Wundervolles verspreche, Miranda.«
»Ich bin beschäftigt«, erwiderte sie und zeigte auf die Bücherstapel ringsum.
»Und ich bin Ihr Arbeitgeber, dessen Wünsche Sie respektieren sollten.«
Schweigend wandte sie sich ab und berührte ein Buch. Zu seinem Leidwesen konnte er ihr Gesicht nicht sehen. Als sie sich umdrehte, war es ausdruckslos. Hatte er alles bereits verdorben? Zog er sie mit sich in seine Hölle hinab?
»Also gut, Mylord.«
Miranda merkte, dass sein Lächeln nicht echt war, denn sie sah die düsteren Schatten in seinen Augen. Als sei er zutiefst verletzt und würde sie stumm anflehen, ihn zu heilen.
Sie folgte ihm aus der Bibliothek, dann durch den langen Gang bis zu der Tür, die in »ihr« Zimmer führte. Falls er glaubte, er könnte hier und jetzt fortsetzen, was er in den Vauxhall Gardens begonnen hatte, würde sie ihn sehr schnell eines Besseren belehren.
Sie mied den Raum seit jenem Tag, als sie hier angekleidet worden war. Warum sollte sie ihn auch erneut betreten? Dafür gab es keinen Grund – ganz einfach, weil sie nicht dorthin gehörte.
Jetzt beobachtete sie Downing, wie er den Schrank öffnete, in dem mehrere schöne Kleider hingen. Für sie angefertigt. Madame Gallands Schneiderinnen mussten sich die Finger wund genäht und sie selbst ein schönes Sümmchen verdient haben. Miranda verschränkte die behandschuhten Finger und widerstand der Versuchung, eines der Kleider zu berühren.
»Dieses …« Er strich über zarten grünen Musselin. Dann nahm er das Kleid aus dem Schrank und hielt es an ihren Körper wie eine Zofe. Der Bügel hing halb über ihrer Schulter, und als er ihn entfernte, streichelte er ihren Hals. »Ja, perfekt.«
Ihr Mund war staubtrocken, und sie räusperte sich. »Perfekt wofür, Mylord?«
»Also wirklich, Sie sollten mich wirklich Maximilian nennen. Oder Max. Oder Maxim, wenn Sie wollen.« Seine Stimme klang fast gekränkt, weil sie ihn nicht mit den familiären Namen anredete. Was ihren Groll, benutzt worden zu sein, allerdings nur geringfügig milderte.
»Lediglich Menschen, die einem sehr vertraut sind und die man jeden Tag sieht, spricht man mit dem Vornamen an.«
»Falls Sie befürchten, dass wir uns noch zu fremd sind … Bald werden wir viel vertraulicher miteinander umgehen.« Das Kleid glitt an ihr hinab, und sie hielt es fest. »Ziehen Sie das an.«
»Warum?«, stieß sie gepresst hervor. »Wohin gehen wir?«
»Spielt das eine Rolle? Sie
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