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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und ignorierte die Schatten, die am Rand ihres Bewusstseins lauerten. Sie wollte sich noch nicht gleich mit der Realität auseinandersetzen. »Und du?«
    »Hätte ich wahrscheinlich. Wenn ich dich nicht lieber die ganze Zeit angesehen hätte.« Er sagte die Worte leichthin, aber sie wusste, dass er sie ernst meinte.
    Sie legte den Kopf zurück, sah ihn an und bemerkte die Müdigkeit in seinen Zügen.
    »Warum musst du mich denn die ganze Zeit ansehen?«
    Seine Hand zog träge Kreise auf ihrem Rücken.
    »An was erinnerst du dich von der Nacht am Monument?«
    An alles. Sie erinnerte sich an alles.
    »Ich weiß noch, dass ich dachte, ich müsste das glücklichste Mädchen in ganz Grand Junction sein, weil Hunt Soundso …«
    »Du wusstest meinen Namen wirklich nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Weil Hunt Soundso …«
    »Marc heiße ich.« Er wühlte seine Nase in ihr Haar. »Sag meinen Namen.«
    »Weil Marc Hunter, der schärfste Typ der Stadt, bereit gewesen war, mich zu entjungfern.«
    Er lachte … oder hustete.
    »Bereit? Glaubst du etwa, ich hätte ein Opfer gebracht? Oh, und ob ich bereit gewesen war. Ganz schön nobel von mir, was?«
    »Ich war weder so hübsch noch so beliebt wie Dawn Harper oder Kendra Willis. Ich dachte, ein Typ wie du würde eher eine wie diese …«
    Jetzt musste er doch lachen, und die Müdigkeit in seinem Gesicht war wie weggewischt. Als sie sein Lachen hörte, wurde ihr warm ums Herz.
    »Seit ich von dieser albernen Party damals weggefahren bin, habe ich nicht mehr an Dawn Harper oder Kendra Willis gedacht. An dich habe ich ständig gedacht. Und was soll das heißen, nicht so hübsch? Mein Gott, verglichen mit dir waren Dawn und Kendra höchstens Durchschnitt. Du sahst nicht nur toll aus, du hattest auch noch Grips.«
    Sie schubste ihn auf den Rücken und schob sich auf ihn, bis ihre Brüste sich an seinen Oberkörper pressten.
    »Hast du mit ihnen geschlafen?«
    »Mit Dawn und Kendra? Ähm …«
    Sie verspürte einen höchst albernen Anflug von Eifersucht. »Oh, du hast, nicht wahr?«
    Er fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar und schüttelte grinsend den Kopf.
    »Nein. Mit Dawn habe ich ein, zwei Mal heftig geknutscht und gefummelt, aber das war’s. Ich erinnere mich allerdings gut an ihre sehr großen …«
    Sophie verengte die Augen und funkelte ihn an.
    »Füße natürlich. Ich wollte Füße sagen.«
    »Also, mit wem hast du dann geschlafen? Als ich auf dem College war, stellte ich schnell fest, dass du mit achtzehn im Bett mehr draufgehabt hattest, als die meisten Männer je zu hoffen wagen dürfen.«
    Er zog die Brauen zusammen.
    »Ich will gar nicht fragen, wie genau du zu diesem Schluss gekommen bist.«
    Sie lächelte. Sehr schön. Auch er war offenbar eifersüchtig. »Beantworte meine Frage. Wer?«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem anzüglichen Lächeln, das Schmetterlinge in ihrem Bauch aufscheuchte.
    »Miss Meadows.«
    Verdattert starrte Sophie ihn an.
    »Die Englischlehrerin?«
    Er nickte.
    »Sie bot mir an, meine Noten ein wenig zu pushen, und ich nahm sie beim Wort.«
    Sophie versuchte ein Bild ihrer ehemaligen Lehrerin heraufzubeschwören, aber sie konnte sich nur noch erinnern, dass sie groß gewesen war und langes, dunkles Haar gehabt hatte.
    »Die war doch steinalt!«
    »Ich war fünfzehn, als sie mich entjungferte, und sie dreißig und frisch geschieden. Sie hat mir genau die Art von Lektionen erteilt, von denen jeder High-School-Junge träumt.«
    Aber Sophie fand das nicht komisch. Sie würde erst in zwei Jahren dreißig werden und fand den Gedanken an Sex mit einem Fünfzehnjährigen abstoßend.
    »Das ist Unzucht mit Minderjährigen.«
    Er lachte leise.
    »Erwarte bitte nicht von mir, dass ich Anzeige erstatte.«
    »Dennoch war es nicht richtig von ihr.«
    Einen Moment lang sagte keiner von beiden etwas.
    Dann stellte Sophie die Frage, die sie schon die ganze Nacht hatte stellen wollen.
    »Wie hast du es geschafft? Wie hast du sechs Jahre Gefängnis überstanden, ohne den Verstand zu verlieren? Ich war nur eine Nacht im Gefängnis, und es war entsetzlich. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie es ist, das Tag für Tag, Jahr um Jahr, den Rest seines Lebens durchmachen zu müssen.«
    Marc sah die wechselnden Emotionen in ihrer Miene und streichelte ihr Haar. Ihre Anteilnahme rührte ihn.
    »Man gewöhnt sich dran. Nach einer gewissen Zeit ist dein Leben eben so. Man erinnert sich kaum noch an andere Zeiten, und

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