Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
Vom Netzwerk:
sie und ließ sich zu ihr ziehen.
    Gott, du bist jämmerlich, Hunter.
    »Deine Finger sind eiskalt.« Sie zog ihn neben sich aufs Bett und legte ihm die Decke um die Schultern. »Du bist ja halb erfroren.«
    Erfroren? Er fühlte sich vollkommen taub.
    Wie sollte er es ihr erklären?
    Zum Beispiel mit Wörtern, du Vollidiot. Und anfangen könntest du mit …
    »Es tut mir leid, Sophie. Mein Gott, es tut mir leid.«
    Ihre Stimme war sanft, die Hand warm.
    »Schon gut. Ich war überrascht, mehr nicht.«
    Er hatte das absurde Bedürfnis zu lachen. Sie hatte keine Ahnung.
    »Nein, es ist nicht gut. Ich habe eine geladene Waffe auf dich gerichtet.«
    »Na ja.« Sie zuckte die Achseln. »Nicht zum ersten Mal.«
    Einen Augenblick lang konnte er sie nur anstarren. Wie typisch für Sophie, so etwas zu sagen.
    »Das war etwas anderes.« Etwas vollkommen anderes. Da hatte er sich unter Kontrolle gehabt und gewusst, was er tat, während er eben ganz in seiner Erinnerung verloren gewesen war. »Bei dem Ausbruch hätte ich dir nie im Leben etwas getan. Aber eben … hätte ich vielleicht …«
    Sie legte ihm den Finger auf die Lippen.
    »Hast du aber nicht.«
    Er sog bebend die Luft ein. Nein, aber darum ging es hier nicht.
    »Willst du mir vielleicht erklären, was eben passiert ist, oder sollen wir lieber so tun, als wär nichts gewesen?« Sie strich mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. »Ich weiß, dass da irgendetwas ist. Dass dich etwas fertigmacht. Du versuchst, dir nichts anmerken zu lassen, aber es ist da, das weiß ich. Seit du einmal in meine Wohnung eingebrochen bist. Vielleicht seit ich in der Hütte deine Narben gesehen habe.«
    Aber Marc hatte den Geistern gerade die Tür vor der Nase zugeworfen, und er dachte gar nicht daran, sie wieder zu öffnen.
    »Du bist Journalistin, das Thema Gefängnis ist dein Spezialgebiet. Du weißt, was läuft. Es geht ziemlich gewalttätig zu.«
    Er stand auf, ging zu dem Korb mit sauberer Wäsche und holte sich eine Boxershorts heraus. Mit dem Rücken zu ihr begann er sich anzuziehen. Er hörte ein leichtes Quietschen der Bettfedern, ihre gedämpften Schritte auf dem Teppich, dann spürte er sie hinter sich.
    »Ja, ich weiß, wie es im Gefängnis zugeht.« Sie strich mit der Hand über die Narbe auf seinem nackten Rücken, und ihre Berührung brannte auf der Haut. »Aber ich weiß nicht, wie es dir ergangen ist, Hunt. Du musst es nicht vor mir verbergen.«
    Er hasste das Mitgefühl in ihrer Stimme, hasste es, wie gebrochen er sich fühlte, wenn sie so mit ihm sprach, hasste es, dass er es ihr gerne sagen wollte. Er wandte sich um und blickte wütend auf sie herab, nutzte den Zorn auf sich selbst als einen Schutzwall vor den Emotionen, die sie ihm entlockte. »Du willst also all die kleinen schmutzigen Details, ja? Wozu? Um eine tolle preisverdächtige Story schreiben zu können?«
    Du bist ein Arschloch, Hunter.
    Sie versteifte sich, ließ sich jedoch nicht beirren, und ihre Stimme war genauso sanft wie zuvor. »Mir liegt viel an dir, Hunt. Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Begriff sie es denn nicht? Nein, natürlich nicht.
    »Sophie, ich … Verdammt!« Er kniff die Augen zusammen und presste die Kiefer aufeinander, um sie nicht anzubrüllen. »Ich glaube nicht, dass ich das kann!«
    Sophie beobachtete, wie Hunt mit sich selbst kämpfte, und wünschte sich, dass sie es ihm irgendwie hätte einfacher machen können. Sie legte ihm die Hand auf die Brust und spürte das Pochen seines Herzens.
    »Ich bin hier. Ich bin für dich da. Hilf mir zu verstehen, was sich in dir abspielt. Bitte.«
    Er schlug die Augen auf und sah weg, doch ein Muskel zuckte in seinem Kiefer. Dann ging er zum Bett, legte sich auf den Rücken und bedeckte die Augen mit einem Arm. Als er schließlich sprach, war seine Stimme flach und emotionslos. »Von dem Tag an, an dem ich das Gefängnis betrat, war ich Zielobjekt.«
    Sophie setzte sich auf die Bettkante neben ihn und wartete ab.
    »Die Insassen hatten natürlich alle Zeitung gelesen und wussten, dass ich Agent bei der Drogenfahndung gewesen war, und nicht wenige saßen meinetwegen. In der ersten Woche, die ich da war, beschlossen fünf von denen, Gangmitglieder, deren Meth-Ring ich hochgenommen hatte, es mir heimzuzahlen. Sie erwischten mich vor dem Fitnessraum und versuchten, mir ein Messer in die Halsschlagader zu stoßen. Wenn ich nicht darauf gefasst gewesen wäre, dann hätten sie mich wahrscheinlich umgebracht. So aber haben sie mir nur einen

Weitere Kostenlose Bücher