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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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kommen, und in ihre Stimme kehrte wieder Leben zurück.
    »Ich wusste natürlich, dass es so etwas gibt, aber ich hatte keine Ahnung, wie entwürdigend und entmenschlichend es sich anfühlte. Gott, ich musste …« Ihre Stimme verebbte, und ihre eine Hand tastete nach seiner.
    Die Geste zeugte von Vertrauen, und in seiner Brust breitete sich eine wunderschöne Wärme aus.
    »Ich weiß, ich kenne das Spiel.«
    Er kannte es nur allzu gut.
    »Dann brachte man mich in eine Zelle. Die anderen waren schon eingeschlossen. Ich versuchte zu schlafen, aber ich hatte solche Angst. Ich hatte das Gefühl, als sei ich im Leben einer anderen gefangen.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Seit er damals Cross tot zu Boden hatte fallen sehen, hatte er dieses Gefühl selbst häufig gehabt. »Man denkt immer, der Alptraum muss nun bald ein Ende haben, aber so ist es nicht.«
    Sie begegnete seinem Blick, und in ihren Augen lag Mitgefühl und Verständnis.
    »Ich habe versucht, mir zu sagen, dass alles schon wieder gut wird, aber dann fielst du mir ein. Niemand hat dir geglaubt, als du damals beteuert hast, dass das Kokain nicht deins war.«
    »Nun, die Leiche wird auch ein wenig damit zu tun gehabt haben.«
    Eine Minute lang sagte sie nichts. Dann fuhr sie fort: »Gestern Nacht hat jemand versucht, in meine Zelle einzudringen.«
    Marcs Puls beschleunigte sich. Das war es, worauf er gewartet hatte. Er zwang sich, ruhig zu sprechen.
    »Einer der Wachleute?«
    Sie nickte.
    »Es war beängstigend, weil es noch dunkel war und man sonst nichts hörte. Ich schreckte hoch, als er den Schlüssel ins Schloss steckte. Dann hörte ich ein statisches Knistern. Jemand fragte ihn über Funk, wo er war. Er behauptete, er sei aufs Klo gegangen und würde gleich zurückkommen. Schließlich ist er fluchend wieder gegangen.«
    Marc hatte Mühe, seinen anwachsenden Zorn zu beherrschen. Er musste sich jetzt auf Sophie konzentrieren. Sie brauchte ihn. Der Wärter konnte warten, eine Weile wenigstens.
    »Hast du eine Ahnung, wer es gewesen sein kann? Einen Namen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich kam erst auf die Idee nachzuschauen, als es zu spät war.«
    »Ist er noch einmal wiedergekommen?«
    »Nein, aber ich hatte furchtbare Angst, dass er es tun würde. Ich hatte solche Angst, Hunt!« Die Panik in ihrem Blick, der feste Griff um seine Finger unterstrichen ihre Worte. »Aber, Herrgott, ich war so dumm. Wenn ich bloß zum Fenster gegangen wäre. Dann hätte ich vielleicht sein Gesicht gesehen. Ich komme mir so jämmerlich vor.«
    Er legte ihr einen Finger unters Kinn und zwang sie, seinem Blick zu begegnen.
    »Hör mir zu, Sophie. Du bist alles andere als dumm. Es ist sogar gut, dass du ihn nicht hast sehen können. Vielleicht hätte ihn das zu einer … Verzweiflungstat getrieben.«
    Es war ihr anzusehen, dass sie daran noch nicht gedacht hatte. Doch nun füllten sich ihre Augen plötzlich mit Tränen.
    »Aber das Schlimmste von allem … unsere Herausgeberin hat mich freigestellt!«
    Er nahm ihr Glas, stellte es auf den Tisch und tat, was er tun wollte, seit sie zu ihm in den Wagen gestiegen war. Er zog sie an sich und hielt sie im Arm, während sich die Furcht und die Qual der vergangenen vierundzwanzig Stunden in Schluchzern entluden.
    Es war ein gutes Gefühl, so nah bei ihr zu sein und sie in seinen Armen zu spüren. Er presste seine Lippen auf ihr Haar, schloss die Augen und sog ihren Duft ein, froh und zufrieden, sie nur halten zu dürfen. Wenn es ihr nicht so schlechtgegangen wäre, hätte er sich gewünscht, dass dieser Moment nie zu Ende gehen mochte.
    Doch sie zitterte, und ihre Tränen durchweichten sein Hemd an der Brust, an die sie ihr Gesicht presste. Endlich hob sie den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen waren geschwollen und rot, ihre Wangen nass, ihre Lippen leicht geöffnet. »Bitte, Hunt – küss mich.«
    Er zögerte, da er nichts tun wollte, das sie vielleicht später bereute. Doch sie schien seinen halbherzigen Versuch, ritterlich zu sein, keinesfalls zu würdigen. Mit einem ungeduldigen Wimmern fuhr sie mit den Fingern in sein Haar und zog seinen Kopf zu sich herab.
    Sobald ihre Lippen ihn berührten, schoss ihm flüssiges Feuer durch die Adern, aber er nahm sich zurück, überließ ihr die Kontrolle, passte sich ihrem Rhythmus an. Sie schmeckte nach salzigen Tränen, Whisky und Frau, aber dann schob sie ihre Zunge zwischen seine Lippen und neckte ihn vorsichtig – und er vergaß jeden Gedanken an Ritterlichkeit oder

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