Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
dem Absatz um, ließ Heath stehen und trat durch die schwere Tür hinaus in den hellen Herbstnachmittag.
    Sie versuchte, sich zu sammeln, hatte jedoch den Eindruck, dass ihre Gedanken Achterbahn fuhren – wie sie es schon den ganzen Tag getan hatten. Sie musste jetzt sofort unbedingt in die Bibliothek und sich etwas von Dorothy Parker aus dem Regal ziehen – die nicht lesbisch war – und eine Weile an etwas anderes denken als an sich selbst. Ein Zitat ihrer Lieblingsautorin fiel ihr auch sogleich ein. Es klang fast wie ein warnendes Omen: »Nicht die Tragödien bringen uns um, sondern die Schlamassel, die wir anrichten.«
    Sie konnte nur hoffen, dass ihr Leben nicht zu so einem Schlamassel mutierte.

     
     
 Eulen.Net 
  SMS-Eingang 
     
     
 BennyCunningham: 
  ich glaube fast, brett steht auf heath. 
 AlisonQuentin: 
  hm … und schweine können fliegen. 
 BennyCunningham: 
  nein, im ernst! die haben heute im gang was zu flüstern gehabt und standen ganz nah zusammen. 
 AlisonQuentin: 
  vielleicht hat heath ja was interessantes zu sagen gehabt? 
 BennyCunningham: 
  heath??? wann war das denn je der fall? 
 AlisonQuentin: 
  ha! dann ist es vielleicht doch liebe! 

     
     
 Eulen.Net 
  SMS-Eingang 
     
     
 EasyWalsh: 
  wo bist du gerade? 
 CallieVernon: 
  jetzt? ich geh über den innenhof und bin auf dem weg ins training. warum? 
 EasyWalsh: 
  bleib genau da stehen, bin in 2 minuten bei dir. 
 CallieVernon: 
  was? warum? 
 CallieVernon: 
  easy! 

14
    Eine Waverly-Eule kommt niemals zu spät zum Training, es sei denn, sie hat einen verdammt guten Grund
    Nach Easys rätselhafter SMS ließ Callie ihr Handy in die Tasche ihres grauen Vassar-Kapuzenshirts gleiten und blieb mitten im Innenhof stehen. Sollte sie sich überhaupt anhören, was er zu sagen hatte? Es war frisch hier draußen, und die Vögel, die sich über ihr zu einer krummen V-Formation vereint hatten, sahen aus, als würden sie sich schon in den Süden aufmachen. Kluge Piepmätze. Callie fror. Genau genommen fror sie in letzter Zeit ständig. Das war der große (und wie Callie meinte, einzige) Nachteil, wenn man dünner wurde. Dabei kam sie sich in ihrem dicken Fleece-Sweatshirt und den grauen Sweatpants überhaupt nicht dünn vor.
    Ihr Blick glitt über die Schülergrüppchen, die zum Unterricht eilten oder in ihre Wohnhäuser oder zum Sport, und ihr wurde plötzlich bewusst, dass alle um sie herum in Bewegung waren, nur sie stand still. Auf der Stelle fing sie mit ihrem Aufwärm-Stretching für das Hockey-Training an, obwohl es schon ziemlich seltsam war, das mitten auf dem Rasen des Innenhofs zu tun statt draußen auf dem Sportfeld. Scheiße. Warum brachte Easy sie immer in solche Situationen? Und warum ließ sie das immer wieder zu? Dieser blöde Kerl.
    Verärgert beugte sie den Oberkörper vornüber, fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss, und begann, ihre Wadenmuskulatur zu dehnen. Sie ließ die Hände auf dem Gras bis zu ihren Füßen spazieren und sah durch die gespreizten Beine, wie Easy über den Innenhof auf sie zukam. Selbst kopfüber sah er einfach umwerfend aus. Und an der Art, wie seine Messenger-Tasche gegen seine Hüfte schlug, konnte sie ablesen, wie sehr er sich beeilte – um sie zu treffen! Schnell richtete Callie sich auf. Das Blut rauschte ihr sturzbachartig erneut durch den Körper, diesmal in die andere Richtung. Sie schüttelte ihre rötlichblonde Mähne aus. Wahrscheinlich hatte sie jetzt vom Überkopfhängen Gras oder Insekten oder andere unappetitliche Sachen im Haar. Igitt, sie durfte gar nicht daran denken.
    »Was willst du?«, fragte sie schroff, als er näher kam. Ihr war ein bisschen schwummerig – sicher vom Überkopfhängen, nicht vom plötzlichen Anblick Easys. Er hatte sich umgezogen und trug einen edlen anthrazitfarbenen Wollpullover von Kors, der toll aussah und so gar nicht zu ihm passte.
    »Ich wollte dich fragen, ob du mir Modell sitzt.« Seine dunkelblauen Augen sahen sie mit der Wachsamkeit an, mit der er stets alles aufzunehmen und zu erfassen schien. Seinem scharfen Blick entging nie etwas. Bestimmt fiel ihm selbst der winzigste Grashalm in ihrem Haar auf oder wie trocken ihre Haut war. Und trotzdem wollte er, dass sie ihm Modell saß? Selbst nachdem sie ihn heute Morgen so hatte abblitzen lassen? »Für den Kunstkurs«, erläuterte er. »Ist ein neues Projekt.«
    Callie lächelte über die Ironie des Schicksals. War heute alles verdreht?

Weitere Kostenlose Bücher