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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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sich an ihrem Tisch festhalten, um den Zettel nicht vor lauter Wut zu einer winzigen Kugel zu zerknüllen und Heath an den Kopf zu feuern. Stattdessen faltete sie die Notiz zusammen, stopfte sie in die Tasche ihrer ausgestellten schwarzen Seven-Jeans, wandte sich wieder der Tafel zu und versuchte, sich auf die Zahlen zu konzentrieren.
    Da spürte sie plötzlich, wie neben ihr etwas zu vibrieren anfing. Verstohlen zog sie ihr silbernes Nokia aus der Tasche ihres braunen Waverly-Blazers, der über der Stuhllehne hing, und verbarg es unauffällig auf dem Schoß. Eine SMS von Heath erschien auf dem Display: MEINE ES ERNST! ES HAT TOTAL HEISS AUSGESEHEN: DU MUSST WAS DABEI GEFÜHLT HABEN!!!
    Sie antwortete umgehend. DU SPINNST JA.
    Fast sofort vibrierte ihr Handy erneut. Brett sah sich vorsichtig um. Keiner beachtete sie. Ihre Mitschüler starrten entweder verwirrt an die Tafel oder simsten selbst unter dem Tisch. Ha, von wegen Handyverbot im Klassenzimmer! Jeder war im Unterricht damit zugange.
    Sie las Heaths SMS. GLAUB ICH DIR NICHT. IHR HABT BEIDE SO... SCHARF AUSGESEHEN. ICH FINDE, IHR SOLLTET ES NOCH MAL AUSPROBIEREN.
    Er war eindeutig übergeschnappt, keine Frage! Oder seine Fantasiewelt hatte ihn endgültig eingeholt. Nach dem Treffen gestern Abend war er wahrscheinlich nach Hause gerannt und hatte vor den anderen Jungen angegeben, dass er es mit einem ganzen Trupp scharfer Miezen aufgenommen hätte, während seine Geschlechtsgenossen brav mit ihrer Xbox gespielt hatten. Ohne sich nach ihm umzudrehen, ließ Brett das Handy mit spitzen Fingern in ihre rote Ledertasche von Kate Spade gleiten. Die Geste war ja wohl selbst für Heath unmissverständlich. Sie würde seinen Spinnereien keine weitere Beachtung schenken.
    Nach dem Läuten gelang es Heath, Brett direkt an der Tür aufzulauern. »Hey, ich mein es echt ernst.« Er packte sie am Arm und zog sie beiseite. »Es hat wirklich so ausgesehen, als ob ihr -«
    » Ich hab keine Ahnung, wovon du brabbelst!« Brett schob ihn an die Wand und aus dem Strom der Schüler, die aufatmeten, den Unterricht endlich überstanden zu haben. Zwar achtete niemand weiter auf sie, aber Brett war trotzdem aufgebracht, auch wenn sie es zu vertuschen versuchte. »Die Leute können dich hören, du Idiot«, fauchte sie leise.
    Heath legte Brett den Arm um die Schulter und wollte wieder was von sich geben, doch Brett kam ihm zuvor. Sie sah sich um, neigte sich vor und zischte nah bei seinem Ohr: »Ich bin nicht … lesbisch.«
    »Das behaupte ich doch gar nicht.« Heath zuckte die Schultern. »Ich maße mir nicht an, das Geheimnis, das die weibliche Sexualität umgibt, zu verstehen.« Der Kragen seines bananengelben Lacoste-Polohemds war halb aufgestellt, halb heruntergeklappt. »Ich meine ja nur, dass du noch mal versuchen solltest, K« – er verschluckte das Wort lieber, als er Bretts stocksauren Blick bemerkte – »äh, sie zu küssen, um festzustellen, wie sich das anfühlt.«
    Mit einer kühlen Bewegung schubste Brett seinen Arm von ihrer Schulter.
    Heath hing ihr an den Absätzen, als Brett in ihren Via-Spiga-Stöckelschuhen angepisst den Marmorkorridor entlangklackerte. Sie konnte sein Aftershave riechen, denn er beugte sich über ihre Schulter und flüsterte ihr ins Ohr: »Wenn du es schon nicht ausprobieren willst, könntest du zumindest mal mit Miss Emory darüber reden.« Ein Glucksen mischte sich in das Quietschen seiner Sohlen auf dem Boden. Miss Emory, die Geschichtslehrerin, war bekannt für ihre Vorliebe fürs gleiche Geschlecht. »Vielleicht kann sie dir ja was Schlaues dazu sagen.«
    Brett war kurz davor, Heath den Hals umzudrehen. Gerade noch rechtzeitig rief sie sich ins Gedächtnis, wo sie sich befand. Sie spürte Dutzende von Blicken auf sich. Es kam gar nicht infrage, dass sie ihre Sexualität vor der gesamten Schule diskutierte – und schon gar nicht mit Heath Ferro! Sie drehte sich um und stieß Heath den blutrot lackierten Nagel ihres Zeigefingers in die Brust, dass es fast flirtig aussah. Entschlossen fing sie den Blick seiner trägen grünen Augen auf und hielt ihn fest. Dann beugte sie sich vor, und sein Blick wanderte zu ihren Lippen, als erwarte er, gleich geküsst zu werden.
    »Kein. Wort. Mehr. Davon. Nie. Mehr!« Sie sprach gefährlich langsam und betonte jedes Wort einzeln, und Heath starrte sie wie ein hypnotisiertes Kaninchen an. Ha! , dachte sie triumphierend und fragte sich insgeheim, ob sie vielleicht gerade Tinsley imitierte. Sie drehte sich auf

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