Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
mysteriös aus der Ferne zulächeln oder sie entführen und küssen?
Hoffentlich beides.
Plötzlich fühlte sich alles ungewiss an, und Marissas Puls ging schneller.
»Miss York«, sagte eine Männerstimme. Sie war zu zaghaft, um Judes zu sein, und dennoch hoffte sie auf ihn, als sie sich umdrehte. Ihr Herz verhielt sich leider gänzlich unangebracht angesichts dieser milden Enttäuschung, und sie musste lächeln, als sie sich ausmalte, was Jude dazu sagen würde.
»Mr Dunwoody! Miss Samuel ist hier, wie ich versprach! Hatten Sie Gelegenheit, vor dem Abendessen mit ihr zu reden?«
»Betrüblicherweise nicht.« Er beugte sich über Beths Hand. »Miss Samuel, es ist mir eine große Freude, Sie wiederzusehen. Ihr Erscheinen bedeutet hoffentlich, dass es Ihrer Mutter besser geht.«
»Viel besser, Sir, danke.« Sie lächelten einander eine ganze Weile verlegen an, bis Nanette ihre Cousine an den Ellbogen stieß.
»Oh«, hauchte Beth, deren Miene auf einmal zwischen Verlegenheit und Furcht changierte, »dies ist Mr Dunwoody. Mr Dunwoody, meine Cousine, Miss Nanette Samuel.«
»Sehr erfreut«, schnurrte sie und neigte vornehm den Kopf.
Mr Dunwoody lachte nervös, als er sich verbeugte. Nach dem Aufrichten verharrte sein Blick auf Nanette. »Ich wollte … oh!« Er drehte sich halb zu Beth um. »Ich wollte um die Ehre bitten, heute Abend mit Ihnen zu tanzen, Miss Samuel. Und selbstverständlich auch mit Ihrer reizenden Cousine, falls sie gewillt ist, mit einem Fremden zu tanzen.«
Kichernd tippte Nanette ihm an den Arm, und Mr Dunwoodys Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen.
Marissa war empört, sagte sich aber, dass es nichts bedeutete. Mr Dunwoody mochte Beth, und auch wenn Nanette stets ihr Bestes gab, die Aufmerksamkeit von ihrer Cousine auf sich zu lenken, hätte sie diesmal sicher keinen Erfolg. Als Dunwoody wegging, bemerkte Nanette, wie gut er aussah, und erkundigte sich nach seinem künftigen Stand, um sodann Beth zu erklären, dass ein Gentleman ohne Titel eine gute Partie für jemanden wie sie sein möge, Nanette hingegen vorhätte, durch Heirat zu Lady Sowieso zu werden. »Bis dahin«, ergänzte sie lachend, »scheint mir Mr Dunwoody eine gute Wahl als Tanzpartner.«
Marissa unterbrach sie mit einem vielsagenden Blick zu Beth. »Beth, ich glaube, meine Mutter wollte mit dir über den Entwurf für einen Kopfputz für morgen Abend sprechen. Du bist immer so wunderbar kreativ! Entschuldigst du uns, Nanette?«
Sie zog ihre Freundin mit sich auf die andere Seite des Raumes. »Ich weiß nicht, wie du mit dieser Frau leben kannst«, flüsterte sie Beth zu. »Sie ist unausstehlich.«
»So schlimm ist sie gar nicht. Wenigstens kommen die Gentlemen zu uns, wenn ich neben ihr sitze.«
»Mr Dunwoody musste sie nicht zu dir locken. Und du solltest dein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Schließlich war Malcolm James während deiner ersten Saison nahe dran, dir einen Antrag zu machen.«
»Hat er aber nicht.« Beth sah Marissa schmunzelnd an. »Ist schon gut. Nanette sagt, ich kann ihre Gesellschafterin werden, falls mich keiner heiratet.«
»Das hat sie gesagt?«
»O ja.« Beth lachte.
Marissa umarmte sie. Beth war liebenswert und verlässlich, und selbst wenn sie nicht die Schönheit ihrer Cousine besaß, war sie doch sehr hübsch. Hätten sie nur nicht den gleichen Teint und die gleiche Haarfarbe …
Beth räusperte sich. »Dieser Mr Bertrand mag dich offensichtlich sehr. Er hat dich beim Dinner die ganze Zeit beobachtet.«
»Ach ja?« Sie folgte Beths Blick zu einer anderen Ecke des Raumes. Fast erwartete sie, dass Jude sie auch jetzt ansah, aber er war einer Dame zugewandt, die sich mit ihm unterhielt. Patience Wellingsly, dieselbe Frau, die ihn beim gestrigen Abendessen immer wieder angesehen hatte.
»Macht er dich nicht nervös? Er sieht wie ein Grobian aus.«
Mrs Wellingsly lehnte sich an seinen Arm, lachte herzlich und nutzte es als Vorwand, sich noch näher an ihn zu drücken.
»Hast du mit ihm getanzt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich als Partner empfehlen würde.«
Marissa beäugte wütend die Frau, deren Hand sich so besitzergreifend an Judes Oberarm klammerte. »Was weißt du über Mrs Wellingsly?«
Beth wirkte erstaunt. »Sie? Nicht viel, würde ich sagen. Ich weiß, dass sie seit einigen Jahren verwitwet ist. Und ich glaube, sie hat ein Faible fürs Whist-Spielen.« Und für große Männer, die wie Grobiane aussahen.
Marissa beobachtete sie aufmerksam und fragte
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