Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
sich auf der Decke zurück und sah zum Himmel hinauf. Marissa streckte sich neben ihr aus.
»Gott sei Dank bist du nicht Nanette. Ich würde dich kein bisschen mögen. Es ist viel wichtiger, dass man interessant und klug ist.«
»Ist es das, was du an Mr Bertrand magst?«, fragte Beth leise.
Marissas Herz war für Sekunden wie gefroren.
»Ich bin nur so überrascht! Und verstehe mich bitte nicht falsch, Marissa, aber er scheint mir kaum die Art Mann zu sein, die du lieben könntest. In deinen Briefen hast du ihn nie erwähnt!«
»Ich … ja, ich weiß. Es ging alles sehr schnell. Und du hast natürlich recht, dass er kein Mann ist, der mir auffiele. Er sieht schrecklich ungeschliffen aus, nicht wahr?«
Beth ergriff ihre Hand. »Ich fürchte, etwas stimmt nicht. Erst gestern sagtest du mir, dass du noch nicht einmal mit ihm getanzt hast.«
»Es gibt Wichtigeres als Tanzen.«
»Was, zum Beispiel?«
»Er …« Es gab so viele Gründe, die sie anführen könnte. Er war freundlich, witzig und stark. Aber niemand würde Marissa glauben, dass sie sich durch Freundlichkeit zu einer überstürzten Heirat bewegen ließe. Es war besser, Judes Rat zu befolgen. »Er hat mich geküsst«, flüsterte sie.
»Wie viele andere auch, nach allem, was du erzählst.«
»Ja, doch er küsste mich, und ich dachte …« Sie schloss die Augen und malte sich aus, wie er sich zu ihr beugte. »Ich dachte, ich würde vergehen vor Wonne.«
Beth drückte ihre Hand. »Ehrlich?«
»Ja. Und er berührt mich, als wäre ich unbeschreiblich kostbar und … und zugleich verdorben.«
Beth sah Marissa an. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Das ist schwer zu erklären.«
»Und noch schwerer zu verstehen. Ich wurde noch nie geküsst. Nicht richtig.«
»Vielleicht solltest du etwas weniger auf Tugendhaftigkeit achten.«
Beide kicherten. Mit einem erleichterten Seufzer stellte Marissa fest, dass sich die Anspannung zwischen ihnen legte. Beth schien mit ihrer Antwort zufrieden, und Marissa … nun, sie fühlte sich mit der Antwort auch seltsam zufrieden. Sie liebte ihn nicht, und sie wollte ihn nicht heiraten, aber zumindest waren da die Küsse, auf die sich freuen konnte. Und die Schenkel.
»Weißt du, dass Männer Haare auf der Brust haben?«, fragte sie Beth.
Selbst aus dem Augenwinkel konnte sie Beths Staunen deutlich erkennen. »Du meinst Arbeiter?«
»Nein, ich meine alle Männer. Beth, magst du Mr Dunwoody?«
»Ja, ich mag ihn. Er ist sehr gut aussehend und sanftmütig. Ich glaube, ich brauche einen sanftmütigen Ehemann. Viele Männer sind so furchteinflößend, nicht?«
»Ich komme heute vor dem Abendessen zu dir. Dann suchen wir gemeinsam ein Kleid für dich aus, und anschließend gehen wir in mein Zimmer, wo meine Zofe dich frisiert. Außerdem werden wir etwas Rouge auf deine Wangen geben.«
»Meine Mutter will nicht …«
»Sie wird es nie erfahren. Nanettes Wangen sind wohl kaum vor lauter Heiterkeit so rot.«
»Nein«, murmelte Beth.
»Also abgemacht. Du darfst so schüchtern sein, wie du magst, solange du hübscher als Nanette bist.«
»Das wird sich nicht einrichten lassen.«
»Sie bemüht sich lediglich mehr, und du bist zu sanftmütig, um mit ihr zu konkurrieren. Aber ich kenne keine Skrupel«, sagte Marissa grinsend, »deshalb überlässt du alles mir, einverstanden?«
»Na schön«, murmelte Beth, klang allerdings unsicher, als fürchte sie, dass Marissa nicht Gutes im Schilde führte.
Was natürlich lächerlich war. Doch kaum kehrte Jude mit einem Glas Punsch zurück und beugte sich über sie, sah Marissa, dass sie ertappt worden war. Er blickte sie nur einmal an und grinste.
Ja, Jude hatte sie treffend beschrieben. Sie war fürwahr ungezogen.
»Hier«, sagte Marissa und zog das Mieder von Beths Kleid weiter nach unten.
»Marissa!«, hauchte ihre Freundin und wollte ihr ausweichen.
»Elizabeth Samuel, Männer mögen Brüste, und deine sind absolut vollkommen, aber du musst sie auch zeigen.« Nachdem sie Beths Dekollete zurechtgezupft hatte, trat sie einen Schritt zurück. »Weißt du, was ich für solche Brüste gäbe? Meine haben überhaupt keine Form, egal, wie eng ich mein Korsett schnüre.«
»Wenn Brüste so wichtig sind, wie kommt es dann, dass du schon fünf Anträge bekamst und ich keinen?«
»Wir haben jede unsere Vorzüge. Ich habe einen Schwanenhals, du einen wundervollen Busen. Nur dass ich meine Segnungen zeige, du deine nicht.«
»Marissa!« Beth begann, ihr Mieder nach oben zu ziehen, und
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