Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
seinen Körper.
Gleich darauf erschlaffte sie. Jude hatte das Gefühl, nur einen Schritt vom Wahnsinn entfernt zu sein. Ihr Atem wehte zittrig über seine Wange. »Jude?«
»Mon cœur«, raunte er heiser. »Fühlen Sie sich jetzt besser?«
Ihr Lachen erlöste ihn aus seinem Lustnebel.
»Das war … Ich habe so lange darauf gewartet. Ich danke Ihnen.« Sie bedeckte seine Wangen und sein Kinn mit unzähligen federleichten Küssen. »Danke. Sie sind ein Wunder.«
»Ich würde sagen, das Wunder sind Sie.«
»Da irren Sie. Ich habe es selbst versucht, und … ähm …«
Darüber konnte er jetzt nicht nachdenken. Er durfte sich nicht einmal ausmalen, was Marissa York nachts in ihrem Bett getan hatte. Nicht jetzt. Später indes schon.
Er wagte nicht, ihre Frisur zu zerzausen, deshalb streichelte er ihren Nacken und sobald seine Erregung ein klein wenig abgeklungen war, hob er sie von seinem Schoß. »Wir sind bereits eine ganze Weile fort. Es ist besser, wenn wir …«
»Marissa!«, ertönte eine Stimme irgendwo im Garten.
Verfluchter Mist.
»O nein!« Marissas Augen weiteten sich angsterfüllt.
»Stehen Sie auf. Warten Sie, ich mach das schon.« Er strich ihre Röcke nach unten und richtete sie auf. »Sie sehen tadellos aus.« Wenn man von dem leichten Schwanken absah, stimmte es wirklich. »Ich hingegen …«
Er stopfte sein Hemd, so schnell er konnte, in die Hose zurück. Während er sie zuknöpfte, hob Marissa seinen Abendrock auf und reichte ihn ihm.
»Mist«, murmelte er, während er sich abmühte, seine Krawatte zu binden. Es kam ihm vor, als bräuchte er ewig für den Knoten. »Wie sieht es aus?«
»Ich kann nichts erkennen. Lassen Sie mich …«
»Keine Zeit. Ich schätze, solange ich nicht halb nackt bin, dürfen wir von einem Sieg sprechen. Kommen Sie.« Er blickte sich um, konnte aber niemanden entdecken. Kaum jedoch schlichen sie sich aus der Laube, rief die Stimme wieder und nun lauter.
»Marissa! Wo bist du? Wenn du nicht antwortest, muss ich nach Fackeln und Gewehren schicken!«
»Oh, verdammt!«, flüsterte sie.
»Es ist zwecklos.« Jude warf ihr einen letzten prüfenden Blick zu. Sie sah vollkommen normal aus. Wütend könnte er später werden. Nun musste er sich ihrem zornigen Bruder stellen.
»Edward«, rief er und zog Marissa mit sich, »wir sind hier.«
»Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?«, schimpfte ihr Bruder. »Ich war krank vor Sorge!«
Jude holte tief Luft und wappnete sich, die volle Verantwortung zu übernehmen, als er erkannte, dass Edward mit einem Brief wedelte.
»Als ich dich nicht finden konnte, ging ich in dein Zimmer«, sagte er, während er auf Marissa zueilte. »Und da fand ich diesen Brief! «
»Wie kannst du es wagen, meine Sachen zu durchsuchen?«
»Ich dachte, er hätte dich verschleppt, Teufel noch eins! Du warst doch hoffentlich nicht so dumm, dich aus dem Haus zu stehlen und ihn zu treffen?«
Jude nahm Marissa an seine Seite. »Sie bat mich, sie zur Sicherheit zu begleiten.«
Erst jetzt sah Edward ihn an. »Wie konnten Sie das ohne mich tun? Sie hatten kein Recht dazu!«
»Es blieb keine Zeit. Wir trafen ihn, und nun ist die Angelegenheit geregelt. Ich kann Ihnen versichern, dass er es sich gründlich überlegen wird, bevor er sich Ihrer Schwester noch einmal nähert.«
»Sie hätten ihn nicht entkommen lassen dürfen. Ich hatte ihm explizit untersagt, das Anwesen zu betreten.«
»Ich glaube, dass seine Absichten redlich waren, falls Ihnen das eine Beruhigung ist.«
»Hm.« Ihr Bruder musterte Jude. »Es gab eine Rangelei, nehme ich an?«
Jude unterdrückte den Impuls, seine Knöpfe abzutasten. »Ähm … ja, aber nicht allzu grob.«
»Nun, junge Dame«, fuhr Edward fort, dem diese Erklärung für Judes Aufzug zu genügen schien, »ich schlage vor, dass du dich in dein Zimmer zurückziehst und über das nachdenkst, was du getan hast.«
Ihre Wangen färbten sich ein wenig dunkler, und Jude konnte sich gut vorstellen, wie rosig sie in richtigem Licht sein mussten. »Ich bin eine erwachsene Frau. Du kannst mich nicht herumkommandieren.«
Edwards Miene verfärbte sich gleichfalls, und Marissa winkte ab, bevor er sie anschreien konnte. »Ach, schon gut, ich gehe ja. Ich fühle mich ohnehin müde.«
Welch kühnes Geschöpf. Sie eilte zum Haus und ließ die beiden Männer stehen, die ihr wortlos nachblickten.
»Dieses Mädchen bringt mich noch ins Grab«, murmelte Edward. Leider war Jude überzeugt davon, dass er derjenige sein würde, der noch
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