Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
Hand an seine Brust und wandte ihr Gesicht ab. Jude gab nicht auf, sie weiter mit seinen Küssen abzulenken. Er liebkoste ihren Hals, sodass ihr Funken bis in die Fingerspitzen schossen. »Warten Sie«, keuchte sie, »Jude …«
Als er den Kopf hob, waren seine Augen dunkel und schimmernd vor Verlangen. Sie versank in diese Tiefen, wurde davon angezogen …
»Sie haben sich heute versteckt«, murmelte er. »Vor mir.«
Diese Bemerkung ernüchterte sie, und prompt fühlte sich ihr Körper wieder real und bleischwer an. Die Wahrheit holte sie ein. »Nein, ich … Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Nichts«, raunte er. »Gar nichts.« Er küsste sie wieder, und, guter Gott, sie wollte sich so gern in diesen Kuss fallen lassen, sich noch einmal dieser atemberaubenden Schwäche hingeben.
Aber sie wich zurück. »Jude, wir müssen reden.«
Er richtete sich absichtlich träge auf. »Ah, ich verstehe. Natürlich.«
Marissa war es auf einmal kalt. Sie stand an das Türholz gelehnt da, und die Distanz zwischen ihnen fühlte sich wie ein einsamer Abgrund an. Dieser Abstand sollte fortan bleiben. Sie wären zwei Menschen, die Welten trennten, und leider hatte sie zuvor nicht begriffen, dass der Kuss gerade eben der allerletzte sein sollte. Sie hätte sich nicht abwenden dürfen.
»Es tut mir leid«, sagte sie. Jude runzelte die Stirn und ging noch ein paar Schritte weiter weg.
»Ich bin nicht guter Hoffnung.«
»Sie haben geblutet?«
Ihre Wangen glühten. »Ja.«
»In der üblichen Intensität?«
»Gütiger Gott, warum müssen Sie mich noch quälen?«
»Als Kind lauschte ich immerzu den Gesprächen meiner Mutter mit ihren Freundinnen. Dieses ist mir mithin nicht fremd.«
»Mir durchaus! Ich bespreche derlei Dinge mit niemandem.«
Er zuckte mit den Schultern. »Und? Ist es wie üblich?«
»Ja!«
»Dann gratuliere ich. Sie haben ein Desaster vermieden.«
»So wie Sie.«
Er neigte den Kopf zur Seite, ohne dass seine Miene auch nur andeutete, was er empfand.
»Ich weiß wahrlich zu schätzen, was Sie für mich getan haben. Mir ist kein anderer Mann bekannt, der das angeboten hätte.«
»Ich bin außergewöhnlich.« War da ein Anflug von Zynismus?
Marissa krümmte die Finger auf der Tür und wünschte, sie könnte sich irgendwo festkrallen. »Sie sind außergewöhnlich. Ein außergewöhnlicher Freund.«
»Natürlich.«
»Und ich bin sicher, dass Sie erleichtert sind, sich nicht für mich opfern zu müssen.«
»Oh, durchaus.«
Wäre sie nicht gestern Abend Zeugin gewesen, wie er wütend wurde, hätte sie diese Antwort als Verärgerung gedeutet. Aber so erkannte sie mühelos, dass seine Miene lediglich etwas starrer als sonst war. Allerdings war da auch keine Andeutung eines Lächelns, nicht einmal eines halben.
Vielleicht war er schlicht … ernst? Besorgt? Verwirrter denn je blickte Marissa zu ihm auf. »Sie werden bald abreisen wollen, nicht wahr?«
Nun runzelte er die Stirn. »Warum sollte ich?«
»Weil die meisten Gäste morgen abreisen. Ich nahm an, dass Sie zu bleiben planten, weil Sie dachten, Sie würden, nun ja, gebraucht.«
Er sah sie ruhig an, und für einen Augenblick huschten seine Augen über ihren Körper, aber es war so flüchtig, dass sie nicht sagen konnte, ob sie sich den Blick nur eingebildet hatte.
»Nein«, sagte er schließlich, »ich hatte nicht vor, in Bälde abzureisen.«
Ihr gefiel nicht, wie ihr Puls bei seinen Worten schneller wurde. »Aber warum?«
»Aidan lud mich ein, so lange zu bleiben, wie mir beliebt, und mir gefällt es hier. Ich überlege, mir ein Cottage in der Nähe zu mieten.«
»Ein Cottage!«
»Ja. Mein einziger Wohnsitz ist in London, und ich mag diese Gegend.«
Ihr Puls stolperte, hinkte, sprang und stockte gleichzeitig. »Hier? Ach so. Ja, natürlich.« Sie presste ihre Fäuste fester zusammen, bis sich ihre Fingernägel unangenehm in die Handflächen bohrten. »Nun, ich danke Ihnen. Von Herzen. Und ich habe unsere gemeinsame Zeit genossen.«
Eine seiner Augenbrauen wanderte nach oben, als machte er sich über sie lustig.
»Das heißt, ähm, ich, nun, ich sehe Sie beim Abendessen, Mr Bertrand.«
Marissa tastete nach dem Türknauf. Warum hatte sie das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben? Warum schämte sie sich jetzt, während sie es zuvor nicht getan hatte?
»Marissa.«
Sie erstarrte.
»Wir sind noch verlobt.«
»I-ich denke, ja. Bis sich alles beruhigt hat, zumindest.«
»Ja.«
Sie war so nervös, dass sie vollends vergaß, sich
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