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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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der Wahnsinn.«
    Ein Scherz. Er scherzte! Marissa zwang sich, zu lächeln.
    »Ich war nie ein eifersüchtiger Mann, Marissa. Ich mochte Sie so sehr, dass es ungesund für mich wurde, denke ich. Aber ich habe mich wieder gefangen, daher hoffe ich, dass wir immer noch Freunde sein können.«
    »Selbstverständlich«, hauchte sie.
    »Wir könnten einander schreiben.«
    Einander schreiben? Wie konnte er das so gelassen sagen? Empfand er denn gar nichts mehr für sie?
    »Ich könnte Ihnen meine Lieblingsromane schicken, und dann dürfen Sie sich über mich mokieren.«
    »Das würde mir gefallen«, log sie und betrachtete seine Lippen, die beschädigte Nase und die verwegenen Brauen. Was ihr einst vulgär erschienen war, fand sie heute sinnlich. Was ihr früher brutal vorkam, war nun schlicht maskulin. Sie hatte dieses wilde, dichte Haar berührt und festgestellt, wie weich es sich anfühlte. Sie hatte jene Lippen geküsst und gespürt, dass sie zärtlicher als die jedes anderen Mannes waren.
    Er hätte ihr Ehemann sein können, und jetzt wollte er ihr Freund sein? Hasste er sie so sehr? Vor wenigen Tagen noch hatte er splitternackt vor ihr gestanden, sie provoziert, ihn zu berühren, und nun bot er ihr ein freundliches Lebewohl und das Versprechen von ein oder zwei amüsanten Briefen an? Er musste sie zutiefst hassen.
    Hinge der drohende Skandal noch einem Damoklesschwert gleich über ihren Köpfen, hätte sie ihn nicht aus seinem Heiratsversprechen entlassen können. Liebe hin oder her, sie würde ihn in die Pflicht nehmen. Und mit der Zeit …
    »Es tut mir leid«, platzte es aus ihr heraus, als sie seine Hand ergriff. »Mir tut schrecklich leid, was ich gesagt habe! Jude, bitte …«
    »Nicht.« Sein Lächeln schwand, und für einen flüchtigen Moment sah sie, wie verletzt er war – wie sehr sie ihn verletzt hatte. Dann blickte er zu Boden, und als er wieder aufsah, war der Schmerz fort. Dennoch hatte sie ihn gesehen. »Nicht«, wiederholte er.
    Er ging weiter. Was blieb ihr anderes übrig, als seine Hand loszulassen und mit ihm zu gehen?
    »Ich reise zu meinem Vater nach Italien«, erklärte er in seinem angenehmen Tonfall. »Dort gibt es ein Weingut, auf das er ein Auge geworfen hat. Vielleicht kauft er es.«
    »Italien? Reisen Sie sofort?« Sie staunte, dass ihre Stimme so ruhig klang.
    »Es empfiehlt sich, zu segeln, bevor die winterlichen Stürme einsetzen.«
    »Gewiss.«
    »Wie werden Sie sich die Zeit vertreiben, Miss York? Mit Sticken?«
    Marissa starrte finster auf das Gras zu ihren Füßen. Er machte sich über sie lustig? Bedeutete das nicht, dass er seine Schwärmerei für sie überwunden hatte? Aber sie sah doch den Schmerz in seinen Augen, dieselbe Pein, die in ihr wütete. »Aber was …« Weiter kam sie nicht, weil ihre Kehle zu eng wurde. Wenn sie ihm ihre neu entdeckten, zärtlichen Gefühle erklärte, müsste er etwas sagen. Was es wäre, konnte sie allerdings nicht einmal erahnen.
    Vielleicht mochte er sie immer noch, nur nicht genug, um sie zu heiraten. Oder er gestand ihr, dass die zunehmende Vertrautheit seinen Eindruck von ihr korrigiert und in Widerwillen gewandelt hätte. Er könnte sagen, dass er sie eine Weile lang geliebt hatte, sie diese Zuneigung jedoch von sich wies, worauf sie einging und vertrocknete. Oder er liebte sie nach wie vor.
    Auf Letzteres hatte sie wenig Hoffnung, während ihre eigenen Gefühle sich so groß und verwundbar ausnahmen. Nein, er hatte zugegeben, sie zu mögen, sonst nichts.
    »Ich wünsche Ihnen Lebewohl«, unterbrach er ihre quälenden Gedanken.
    Erschrocken sah sie zu ihm auf und stellte fest, dass sie vor der Tür zum Wintergarten standen. Ihr Spaziergang war vorbei. Jude lächelte sie an.
    »Aber sagten Sie nicht, morgen?«
    »Heute muss ich packen und Briefe an meinen Vater und das Weingut schicken. Ich schreibe auch meiner Mutter und lade sie ein, mich in Italien zu besuchen. Sie liebt die Sonne.«
    »Ihre Mutter …« Marissa klammerte sich an das Thema, damit er nur weiterredete, stehen blieb und sie seinen starken Arm ein wenig länger unter ihren Fingern spürte. »Wo in Frankreich lebt sie?«
    »Sie wohnt in einer ruhigen kleinen Straße am Stadtrand von Paris.«
    »Sind Sie dort aufgewachsen?«
    »Ja.« Er wusste, was sie tat. Sie erkannte es daran, dass seine Stimme jedwede Verspieltheit verlor und er ein bisschen ungeduldig zur Tür schaute.
    Doch Marissa konnte nicht aufgeben. Sobald sie aufhörte zu reden, wäre alles zu Ende, sein Besuch und

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