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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Sorgenfalten erschienen auf seiner Stirn. »Wie sie sagte, plante sie anfangs lediglich, Charles Geschichten über Sie zu erzählen. Ich behaupte nicht, dass sie deshalb gleich zur Busenfreundin erkoren werden sollte, dennoch darf man nicht vergessen, dass sie leidet.«
    Zwar war Marissa immer noch wütend auf die Frau, überlegte jedoch, wie es für sie sein musste. Wie wäre es für sie selbst, mit Jude verheiratet zu sein und zu wissen, dass er eine andere liebte? Marissa konnte sich leicht vorstellen, dass sie darüber wahnsinnig vor Enttäuschung würde und zutiefst gekränkt wäre. »Sind Sie sicher, dass es ihr ernst war?«
    »So sicher, wie ich es sein kann. Und ihre Ängste sind begründet. Falls ihr Ehemann etwas erfährt, könnte es das Ende jener Zuneigung bedeuten, die sie in ihm wecken konnte.«
    »Ich schätze, ich sollte die Sache auf sich beruhen lassen.«
    Jude nickte. »Es mag nicht fair sein, aber bedenken Sie, dass seine Frau das Gefühl hatte, mit Ihrem Geist zu leben.«
    »Versuchen Sie etwa, meine Wut in Schuldgefühle zu verdrehen?«
    Jude lächelte und bot ihr seinen Arm an. Da war ein bisschen von der alten Unbeschwertheit, die sie einst genossen hatten. Marissa nahm seinen Arm, und ein winziger Hoffnungsschimmer regte sich in ihr, als sie über die äußeren Gartenwege spazierten. Womöglich hatte er sie noch nicht ganz abgeschrieben.
    »Keine Schuldgefühle«, entgegnete er, »aber ich gebe zu, mit der armen Frau zu fühlen. Als ich dort ankam, war ich zornig, doch als ich wieder fortritt, war ich teils gerührt. Glauben Sie wirklich, dass er seine Frau liebt?«
    Marissa nickte und fragte sich, wie sie das weitaus heiklere Thema ihrer eigenen Gefühle ansprechen könnte. Der Zeitpunkt war günstig, und es gab keine äußeren Hindernisse. Dies war der Moment, in dem sie ihre Ängste beiseiteschieben und ehrlich sein sollte.
    Leider wüteten selbige Ängste schrecklich in ihrem Innern und bemächtigten sich ihrer Gedanken. Es bestand keine Gefahr mehr, keine Notwendigkeit für eine Heirat. Jude war frei, und sie hatte ihm allen Grund gegeben, sich diese Verbindung noch einmal sehr gut zu überlegen. Sie musste ihn überzeugen, dass es mehr als eine Farce war, mehr als ein verzweifeltes Bemühen, sie vor dem gesellschaftlichen Ruin zu retten.
    Marissa musste ihm sagen, was sie wirklich fühlte.
    Sie hatte genug Zeit gehabt, eine Rede zu entwerfen. Stattdessen hatte sie sich gesorgt, sich geärgert und war mürrisch auf und ab gelaufen. Was sie nicht getan hatte, war, über die richtigen Worte nachzudenken. Und während sie nun nach ihnen suchte, sprach Jude an ihrer Stelle, womit jedwede Äußerung ihrerseits unmöglich wurde.
    »Ich reise morgen früh ab.« Fünf simple Wörter, die alles sagten. Marissa hatte verloren.
    »Sie … Sie reisen ab?«
    »Natürlich halten wir die Verlobung fürs Erste aufrecht, aber ich werde nicht mehr gebraucht. Sie sind gerettet. Ich stelle es Ihnen und Ihrer Mutter anheim, die Einzelheiten des Bruchs und wie sie präsentiert werden, zu planen.«
    Eine bleierne Schwere legte sich über Marissa, bis einzig sein Arm sie zu halten schien. Sie klammerte sich fester an ihn. »Aber …«
    »Ich vertraue darauf, dass Sie kein allzu düsteres Bild von mir zeichnen.« Er lächelte sie an. Wie konnte er lächeln, während sie ihre liebe Not hatte, nicht ins Gras zu sinken?
    »Ja«, flüsterte sie. »Selbstverständlich. Sie waren so freundlich zu uns. Wir würden nicht im Traum daran denken, Sie als Schurken hinzustellen.«
    »Nun, Ihre Mutter wird vielleicht nicht widerstehen können, die Geschichte auf diese Weise dramatischer zu gestalten, doch ich weiß, dass Sie mich beschützen werden.« Wieder lächelte er, und bei dem Anblick wurde Marissa schwindlig.
    »Jude, ich wünschte … Was ich meine, ist …«
    »Nein, sagen Sie nichts, Marissa. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Die letzten Tage habe ich mich abscheulich benommen. Was ich gesagt und getan habe, ist unentschuldbar, und ich kann nur hoffen, dass Sie mir vergeben können.«
    Sie drehte sich zu ihm und drückte seinen Arm zu fest. »Natürlich kann ich.«
    »Das freut mich.« Als er ihr sein träges Halblächeln schenkte, dachte sie, dass er etwas anderes sagen und sie um eine weitere Chance bitten würde, ihr Herz zu gewinnen. Was er dann sagte, war: »Möglicherweise spiele ich meine Rolle schon zu lange und bin vom Geiste Othellos infiziert. Auch wenn mich keine Mordgedanken plagen, sondern nur

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