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Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition)

Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition)

Titel: Süss wie Schattenmorellen / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schreiber
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Gefahr nicht, die ihr bevorstand, hatte nie ein Unglück erlebt, keine Komplikation. Nur noch wenige Tage, redete sie sich ein. Sie hatte ja Eltern, die sie auf Händen trugen,
sie musste bloß die Zähne zusammenbeißen. Daheim gab es den vollen Kühlschrank, die Haushälterin, das Essen auf dem Tisch, die Aussicht auf die Elbe. Am Ende war das
Implantat doch erträglicher als der Fremdkörper, der nun in ihr lag. Sie erhob sich schwerfällig, machte sich davon, am liebsten sofort nach Dresden, auf den Stock gestützt zu
ihren Eltern zurück.
    Er hatte noch heftiger geglotzt und gezappelt als üblich, der Apotheker verschloss deshalb eilig sein Geschäft und lief hastig hinter ihm den Weg hinauf. Kurz vor der
Grillhütte hielt sich Galle den Zeigefinger vor die Lippen, schlich sich an, lugte hinein, doch die Bank war verwaist.
    »Was ist denn hier gewesen?«, fragte der Apotheker.
    In Galles Film war Scarlett eben in Ohnmacht gefallen, ihr Arzt hatte gesungen, schwanger sei prächtig. Er mochte das nun nicht nachplappern, hier war jemand in Lebensgefahr, und er
hätte das gern berichtet, fand aber die Worte dafür nicht, schüttelte bloß den Kopf.
    »Falscher Alarm?« Der Apotheker klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und ging zurück nach Hause.
    Galle beobachtete noch für Stunden das weitläufige Gelände, Felder und Wege, fand aber nichts von dem, was er dem Apotheker hatte anvertrauen wollen.
    Paulas Atem war inzwischen kurz und flach, die Augen brannten, alles an ihr war schmutzig. Sie musste was riskieren, um eine Zuflucht zu finden. Von einem Feldweg, der am
Ortsrand entlangführte, beobachtete sie die Häuser und fragte sich, welches womöglich leer stand, wer wohl auf Urlaubsreise war, und tatsächlich schien eines verwaist. Paula
schlich sich an, keine Menschengeräusche, und die rückwärtige Tür war nicht mal verschlossen. Sie ging hinein, eilte zum Kühlschrank, riss Käse und Wurst an sich und
stopfte sie sich abwechselnd in den Mund, trank Wasser direkt aus dem Hahn. Im Keller fand sie ungewöhnlich viele Dosen ohne Etiketten, aber in der Küche war leicht ein Öffner zu
finden. Zuerst erwischte sie Pfirsiche, dann mal herrliche Bohnen, die noch leckerer schmeckten, verschlang die grünen Stangen wie andere Leute Pommes frites. Im ersten Stock war ein Bad,
Handtücher lagen bereit, im Zimmer daneben stand ein frisch gemachtes Bett, wie für sie gemacht, sie war unendlich froh.
    In der alten Hütte in der Plantage war die Luft so dick, dass Annie den Staub mit Händen hätte greifen können, sie öffnete beide Fenster und schaute
sich um: Im vorderen Teil hingen Kleidungsstücke von Vorfahren an der Wand, Feldklamotten und Filzhüte, und eine Schubkarre mit platten Reifen stand im Weg. Die Wand gegenüber der
Tür war frei, dort würde sie das Bett von draußen hinstellen, weil sie über Nacht dann doch den Schutz von vier Wänden brauchte. Sie wollte von nun an in der Plantage
übernachten, umgeben von vertrauten Kirschbäumen. Das leere Haus im Dorf war ihr nicht mehr geheuer.
    Der Raum diente seit Jahrzehnten als Geräteschuppen, im hinteren Teil lagen deshalb jede Menge spitze Hacken, Heugabeln und Sensen in verschiedenen Größen kreuz und quer herum,
manche unbrauchbar geworden, alt und stumpf, andere passabel. Es roch nach Katzennest und Heu, dazu nach Stickstoffdünger, der in aufgerissenen Tüten herumstand. Sie wollte die Hütte
wohnlich machen, solange es noch hell war. Sie räumte vieles hinaus, hängte die gefährlich scharfen Sensen vorsichtig in die Baumkronen, stellte die Düngersäcke außen
an die Nordwand, schob die Schubkarre und anderes sperriges Zeug davor und deckte alles mit einer riesigen Plastikplane ab, damit der Regen nichts zerstörte oder verdarb.
    Zum Schluss kehrte Annie die Hütte gründlich aus und schob ihr Metallbett mit dem Heu hinein, wollte sich ausruhen, setzte sich auf die Matratze. Die alte Kommode aus massivem Holz
ließ sie stehen, die war zu schwer und dadurch unverrückbar. In der oberen Schublade fand sie Kerzen und Streichhölzer, was ein Glück war, sie hatte kein elektrisches Licht
hier, und es dämmerte inzwischen. Weit entfernt hörte sie einen Hund bellen. Sie legte sich aufs Bett, es knarzte; ihr ging durch den Kopf, dass sie die Scharniere mal ölen
könnte. Sie behielt ihre Kleidung an, häufelte Heu über sich und pustete die Kerzen aus.
    Die Grillen zirpten bereits, und Annie war überwältigt von dieser neuen Situation,

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