Süße Fesseln der Liebe
wie sie betont hat.«
Aurelia lachte. »Ach, Livs dumme kleine Hundchen … natürlich.«
»Ich verstehe nicht recht«, stieß er verwirrt hervor.
»Das wirst du schon, wenn du ihren kläffenden Terriern begegnest.« Sie kraulte den Wolfshund unter dem Kinn. »Lyra ist wirklich wunderschön, Greville. Ich danke dir sehr.«
Er zupfte den Hund an den Ohren. »Ja, sie ist schön, und sie ist auch dazu ausgebildet, Menschen zu beschützen. Denn ich kann nicht immer an deiner Seite sein. Und ich kann nicht darauf vertrauen, dass du die Pistole benutzt, wenn du es tun solltest. Lyra ist die meiste Zeit lammfromm, aber es gibt ein paar Wörter, die sie nicht missverstehen wird. Wenn ihr beide wisst, wie ihr mit diesen Wörtern arbeiten könnt, dann bist du so sicher, wie du es nur sein kannst, sofern ich nicht in der Nähe bin.«
Aurelia rann ein Schauder über den Nacken. Es war, als würden die nüchternen, kalten Tatsachen der Realität in das warme, hell erleuchtete Wohnzimmer eindringen. »Du hast mir nie verraten, woher diese Gefahr kommt.«
»Ich weiß es selbst nicht genau. Und höchstwahrscheinlich wird sie dich auch niemals betreffen. Aber ich möchte keinerlei Risiko eingehen.«
»Nein, keinesfalls«, bekräftigte Aurelia und strich dem Hund langsam über den Nacken, bevor sie Greville anschaute. »Ich verstehe, dass es nicht ganz ungefährlich ist.«
Er zog sie hoch, umfasste ihre Hüften und schaute sie ernst an. »Und du vertraust dich meinem Schutz an, Aurelia?«
»Oh, ja«, bestätigte sie sanft, »soweit du dazu in der Lage bist.«
Er küsste sie auf die Mundwinkel. »Ich bin dazu in der Lage«, versprach er, »und ich werde dich auf keinen Fall in eine gefährliche Situation bringen, Aurelia.«
Sie küsste ihn und schmiegte sich in seine Umarmung. Es war unmöglich, sich eine Gefahr vorzustellen, die Frederick das Leben gekostet hatte, hier in diesem behaglichen Haus in einer ruhigen Straße mitten in London. Hier inmitten der wohlorganisierten Haushalte, der gesellschaftlichen Gepflogenheiten und festen Regeln in Mayfair. Und genau in diesen Kreisen sollte sie ihre Pflicht für das Vaterland erfüllen.
»Dinner ist serviert, Lady Far… Lady Falconer«, verkündete Jemmy an der Tür und schlug die Augen vor dem sich umarmenden Paar nieder.
Sie ließen einander los. »Vielen Dank, Jemmy.« Aurelia hakte sich bei Greville unter, und so würdevoll wie jedes andere Ehepaar machten sie sich auf den Weg ins Esszimmer.
Ein paar Tage später, mitten am Vormittag, verließ Aurelia das Haus in der South Audley Street. Lyra trottete an ihrer Seite. An einem sonnigen Apriltag wie diesem wärmte die Sonne bereits die Haut, obwohl eine frische Frühlingsbrise in der Luft lag.
Für den Spaziergang hatte sie einen olivgrünen Umhang zu dem gelbbraunen Seidenkleid gewählt, und unter dem üppigen Volant lugten ein Paar tiefbraune halbhoch geschnürte Lederstiefel hervor. Der braune Samthut mit der Straußenfeder an der Krempe passte wunderbar dazu, und eine Hand - an der anderen führte sie Lyra - verbarg sie in einem dunklen Muff.
Aurelia spazierte mit schnellem Schritt und freute sich sehr über ihr Kostüm, das vom Schneider stammte. Niemand, der auf die modisch gekleidete Lady achtete, die offenbar ihren Hund im Green Park spazieren führen wollte, würde auf die Idee kommen, dass hinter der Fassade des freundlichen Lächelns jeder Muskel angespannt war und dass ihr Herz sich vor Aufregung beinahe überschlagen wollte.
Denn im Muff hatte sie ein versiegeltes Papier versteckt, das Greville ihr mit der Anweisung gegeben hatte, es an einer bestimmten Stelle im Green Park zu deponieren. Es war ihr erster Kurierauftrag, und unter die Aufregung mischte sich das Bewusstsein, dass sie möglicherweise an ihrer Aufgabe scheitern würde.
Der Mann, der am gegenüberliegenden Haus das eiserne Gatter polierte, beobachtete sie. Als sie an der Straßenecke in den Audley Square einbog, stopfte er den Lappen tief in die Taschen seines riesigen Umhangs und eilte davon, leise vor sich hin pfeifend.
Als er den Square erreichte, hatte Aurelia ihn schon verlassen, aber er konnte ihren Anblick gerade noch an der Charles Street erhaschen.
Er beschleunigte seinen Schritt, achtete peinlich genau darauf, sein Opfer nicht aus den Augen zu verlieren, ohne ihm zu nahe zu kommen. Denn in Adam's Row Nr. 14 hegte man ein besonderes Interesse für die Frau, die sich neuerdings an der Seite der Natter zeigte.
Aurelia konnte nicht
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