Süße Fesseln der Liebe
kleinen Dorf in der Gegend um New Forest versteckt, ist aber trotzdem in der Lage, unglaublich exotische Dinge aufzutreiben. Er hat versprochen, schwarze Tulpen für Nells Ball zu organisieren.« Lachend nippte Aurelia an ihrem Sherry. »Was für ein erstaunlicher Mann.«
»Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen«, bemerkte Greville und blätterte durch die Tagespost auf seinem Schreibtisch.
Aurelia musterte ihn mit einem raschen Seitenblick, denn in ihren Ohren hatte es nicht so geklungen, als würde er sich tatsächlich freuen. »Alex' Auftritte können manchmal schier überwältigend sein«, gestand sie.
Er zog die Brauen zusammen und hob den Blick von dem Brief in seiner Hand. »Aber du magst ihn.«
»Oh, ja. Es ist unmöglich, ihn nicht zu mögen. Besonders deshalb, weil er für Liv eine Wohltat ist. Sie betet ihn förmlich an, und ihm ist der Boden heilig, auf den sie ihren Fuß gesetzt hat.«
Greville zog eine Grimasse, und Aurelia lachte unwillkürlich. »Oh, du liebe Güte, das klingt wirklich schrecklich kitschig.«
»Allerdings«, kommentierte er trocken. »Wann darf ich diesen Ausbund an liebendem Ehemann kennenlernen?«
»Eher, als du glaubst«, erwiderte sie und wunderte sich über den ironischen Unterton in seiner Frage. Das sah Greville gar nicht ähnlich. »Ich schreibe gerade an Liv. Heute habe ich einen Brief von ihr bekommen. Nächste Woche muss Alex aus geschäftlichen Gründen in die Stadt reisen. Liv möchte sich vergewissern, dass wir uns um ihn kümmern.«
Greville war überrascht. »Kann er sich nicht um sich selbst kümmern … in seinem Anwesen am Cavendish Square?«
»Oh, ja, natürlich kann er«, entgegnete Aurelia ungeduldig. »Und ich bin mir sicher, dass Boris alles nach den Wünschen seines Herrn einrichten wird. Aber Liv möchte, dass wir Bescheid wissen, damit wir ihn zum Dinner einladen können.« Sie hielt inne und fügte dann mit Bedacht hinzu: »Greville, du wirst erstaunt sein, wie viel du mit Prinz Prokov gemeinsam hast.«
Greville fing ihren durchdringenden Blick auf. Er hatte begriffen. »Scheint so, als hättest du dich in interessanten Kreisen bewegt, meine Liebe.«
»Wird Onkel Alex bei uns bleiben, Mama?« Stirnrunzelnd hatte Franny das Gespräch der Erwachsenen verfolgt.
»Nicht bei uns, meine Süße. Er wird am Cavendish Square wohnen, uns aber an einem Abend zum Dinner besuchen.«
»Bringt er das Baby mit?«
»Nein. Das Baby muss bei Tante Liv bleiben. Es ist noch viel zu klein für eine Reise.«
»Ah.« Franny verlor das Interesse an dem Thema und wandte sich wieder ihrer Schiefertafel zu.
Greville warf Aurelia einen Blick zu. Sie verstand und zerrte an der Klingelkordel neben dem Kamin. »Franny, es ist höchste Zeit, dass du ins Kinderzimmer gehst.«
Franny zog eine Schnute. »Nein, gar nicht … es ist viel zu früh.«
»Es ist fünf Uhr«, sagte Aurelia ruhig. »Wenn du deinen Tee getrunken und gebadet hast, darfst du in mein Schlafzimmer kommen, während ich mich für das Dinner umziehe.« Die Aussicht war so verlockend für Franny, dass sie ohne weiteren Protest mit Daisy verschwand.
Greville nahm im Lehnstuhl am Feuer Platz, drehte den Stiel des Sherryglases zwischen Daumen und Zeigefinger. »Russischer Geheimdienst?«
Aurelia schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts Genaues. Nur Liv kennt die Wahrheit, fühlt sich aber offenbar nicht so frei, sie Nell und mir anzuvertrauen. Ich vermute, dass Alex gegen den Zaren arbeitet - oder gearbeitet hat. Denn Alexander hat Napoleon unverbrüchliche Freundschaft geschworen …«
»Oder jedenfalls den Eindruck vermittelt«, unterbrach Greville und streckte die Füße über den Kaminrost. »Es gibt ein paar Leute, die überzeugt sind, dass er ein unaufrichtiges Spiel spielt. Aber du hast recht, ich freue mich darauf, Prinz Prokov kennenzulernen.«
»Über solche Angelegenheiten willst du mit ihm sprechen?«, hakte Aurelia nach und war neugierig, ob ihr Mann beabsichtigte, sich aus seiner Deckung zu wagen.
Greville lächelte scharfsinnig. »Nicht mit vielen Worten, meine Liebe. Wie du bereits wissen solltest.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, bekräftigte sie, setzte sich in die Sofaecke und ordnete ihre Röcke. »Bist du heute Nachmittag im Ministerium gewesen?
Er nickte und winkte sie zu sich. Aurelia kicherte resigniert, stellte ihr Glas ab und gestattete ihm, sie auf seinen Schoß zu ziehen. Er strich ihr über das Haar und zog ihren Kopf zu sich herab.
Aurelia küsste ihn, spürte die
Weitere Kostenlose Bücher