Süße Fesseln der Liebe
… Aus diesem Grund dürfen wir es uns nicht länger erlauben, ihm entgegenzukommen«, beschwor er mit zuckenden Mundwinkeln.
»Dennoch bleibt die Frage«, fuhr er fort, »wird Spaniens bester Mann den besten Mann Englands diesmal in die Knie zwingen können?« Don Antonio hatte den Blick auf das Augenglas geheftet, schien wie gebannt, griff dann aber nach dem Samtband und ließ es, zusammen mit dem Glas, in der Westentasche verschwinden. »Bemühen Sie sich nicht, darauf eine Antwort zu finden, Miguel. Es war rein rhetorisch gemeint.«
Don Antonio erhob sich aus dem Lehnstuhl. »Ich sollte mich um die Frau kümmern. Leider begreife ich immer noch nicht, warum die Natter sich mit dieser Frau in solche Schwierigkeiten bringt. Aber es muss irgendeinen verdammten Grund geben.«
Er warf den Kopf zurück und lachte. » Madre de Dios, der Einsatz der Natter für seinen Auftrag ist wirklich grenzenlos. Es ist sein Lebenselixier.«
Das Gelächter seines Herrn klang in Miguels Ohren wesentlich gefährlicher als dessen grimmige Verachtung. Er scharrte mit den Füßen und warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür.
»Gehen Sie.« Don Antonio verscheuchte ihn mit einer Handbewegung; der Gehilfe verbeugte sich und verschwand.
»Ah, ja«, murmelte Don Antonio sanft in die Stille hinein, »einmal Agent, immer Agent … bis es zum tödlichen Kampf kommt.«
Aurelia war im Begriff, nach einem Spaziergang mit Lyra in das Haus zurückzukehren, als eine kleine Karriole aus Richtung Grosvenor Square über die South Audley Street rumpelte. Sofort erkannte sie den großen, blonden, blauäugigen Kutscher, der die beiden fuchsbraunen Pferde vor ihrem Haus zügelte.
»Alex!«, rief sie, lächelte erfreut und beschleunigte ihren Schritt. »Liv hat angekündigt, dass du dich dieser Tage irgendwann in der Stadt aufhalten würdest.«
»Da bin ich.« Leichtfüßig sprang er vom Bock und warf die Zügel seinem Burschen zu. Misstrauisch beäugte er Lyra, die, den mächtigen Kopf auf Hüfthöhe, neben Aurelia stand und Prinz Alexander Prokov aus ihren tiefbraunen Augen neugierig musterte.
»Ist es gefährlich, sich dir zu nähern?«, fragte er und streckte die Hand freundlich nach dem Hund aus.
»Überhaupt nicht.« Aurelia zupfte sanft an Lyras linkem Ohr. Der Hund entspannte sich und schmiegte den Kopf in Alex' ausgestreckte Hand.
Alex war der Meinung, dass er das Band der Freundschaft fest genug geknüpft hatte, umarmte Aurelia zur Begrüßung und küsste sie warmherzig auf beide Wangen. »Gratuliere, Lady Falconer. Ich bringe dir Briefe und Hochzeitsgeschenke und allerlei unsinnige Dinge von Livia. Allerdings habe ich nur den Brief vom heutigen Tag mitgebracht. Die restlichen Pakete werde ich heute Nachmittag schicken. Es sind viel zu viele, um sie in dem kleinen Zweispänner transportieren zu können. Sollen wir reingehen?«
Er führte sie so selbstsicher die Treppe hinauf zum Eingang, als ob es sein Haus wäre. »Was meinst du, wird Morecombe die Tür öffnen? Ich kann dir kaum sagen, wie dankbar wir alle über dieses Arrangement sind. Denn ich hatte schon befürchtet, dass Boris den Dienst quittieren würde, bevor wir zum Cavendish Square zurückkehren. Und das, meine Liebe, hätte ich unter keinen Umständen dulden können.« Er hob den Klopfer und ließ ihn auf das Holz krachen.
Lachend folgte Aurelia mit Lyra zur Tür. Die Vaterschaft hatte Alexander Prokov nicht im Geringsten verändert. Noch immer fegte er wie ein Sturmwind durch das Leben und riss alle mit sich.
»Ich habe einen Schlüssel.« Sie zog ihn aus der Tasche. »Und du hast recht, Morecombe geht nur noch selten zur Tür. Er überlässt es Jemmy … der viel schneller ist, wie du dir denken kannst.« Aurelia steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür.
Wie der Zufall es wollte, schlurfte Morecombe gerade durch die Halle, als sie eintraten. »Immer dieser Lärm«, brummte er, hielt plötzlich inne und starrte kurzsichtig zur Tür. »Ach, Sie sind's«, stieß er hervor und klang beinahe erfreut, »Lady Sophias Junge.«
»Ja, das bin ich, Morecombe. Wie geht es Ihnen? Und Ada … Mavis … sind sie alle wohlauf?« Alex umfasste die knotigen Hände des alten Mannes sanft mit seinen. Keiner der beiden würde jemals vergessen, dass der alte Diener es gewesen war, der Alex den letzten Anstoß daran gegeben hatte, die Geschichte seines Vaters endlich hinter sich zu lassen, den Blick nach vorn zu richten und sich sein eigenes Glück mit Livia zu
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