Süße Fesseln der Liebe
Kontrolle, und sein Hirn arbeitete auf Hochtouren an einer Alternative. Einen Moment lang hatte er geglaubt, er würde seinen Auftrag innerhalb einer Woche erledigen können. Denn schließlich war er nicht nur für seine peinlich genaue Arbeit bekannt, sondern auch noch für die Schnelligkeit, mit der er sie erledigte.
Ab sofort musste er seine persönliche Eitelkeit allerdings beiseiteschieben. Er durfte nichts überstürzen. Und wenn er sich nicht grundlegend täuschte, dann war ihm die Alternative bereits auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert worden: Die Lady würde zwar nicht mit ihm durch den Richmond Park reiten - aber ein Tänzchen mit ihm würde sie nicht ausschlagen.
Noch am selben Abend wurde ihm die Einladung zu Lord und Lady Bonhams Ball zugestellt. Innerhalb kürzester Zeit brachte er eine Antwort zu Papier, und schon am nächsten Vormittag machte er Lady Falconer seine Aufwartung und wollte um ihre Hand für die Quadrille bitten.
Aurelia war ein wenig durcheinander, als ihr der Besuch angekündigt wurde. Franny hatte sich erkältet, lag auf dem Sofa im Wohnzimmer ihrer Mutter, beklagte sich schniefend über die Langeweile und wollte unbedingt zum Unterricht in die Mount Street.
»Der ausländische Gentleman ist hier, M'lady. Ich habe ihn in den Salon geführt«, verkündete Jemmy.
Aurelia unterdrückte ihre Ablehnung. Schließlich hatte sie Greville versprochen, dass ihre mütterliche Sorge sich nicht störend auf ihre Arbeit auswirken würde. »Richten Sie ihm aus, dass ich in ein paar Minuten bei ihm bin«, gab sie zurück und legte die Hand auf die Stirn ihrer Tochter, »und bringen Sie ihm die Sherry-Karaffe.«
Erleichtert stellte sie fest, dass Franny sich kühler anfühlte. »Ich werde nicht lange brauchen, meine Süße. Bleib ruhig liegen. Daisy wird dir eine Tasse von Miss Adas Hühnerbrühe bringen.«
»Ich kann die Brühe nicht ausstehen.« Franny schniefte heftig. »Ich will Pfefferkuchen und Honigmilch.«
Unter gewöhnlichen Umständen hätte Aurelia den Wunsch sofort abgeschlagen, denn ihr war klar, dass die Beschwerden des Kindes sich durch Zucker nicht lindern ließen. Aber sie war müde und litt unter Übelkeit, und die Aussicht auf Don Antonio, der in seiner schwarzen Eleganz im Salon auf sie wartete, verbesserte ihre Stimmung nicht unbedingt.
»Ich werde Daisy bitten, dir ein Stück Kuchen und Honigmilch zu bringen.« Sie küsste ihr Kind auf die Stirn. »Aber es ist das letzte Mal, Franny. Wenn ich zurück bin, wirst du ein wenig Hühnerbrühe zu dir nehmen und dich für ein Schläfchen in dein eigenes Bett legen.«
Franny fasste den weisen Entschluss, dieser Schlacht aus dem Weg zu gehen und ihren kleinen Sieg zu genießen. »Na gut«, sagte sie gnädig und hustete heftig.
Aurelia musste unwillkürlich lächeln, als sie das Wohnzimmer verließ. Frannys kindliche Manöver waren leicht durchschaubar. Trotzdem verfügte das Mädchen über eine beachtliche Fähigkeit, ihre Umgebung nach ihren Wünschen zu arrangieren. Ganz der Vater, dachte Aurelia spontan. Frederick war es mit Sicherheit auch gelungen, sich das Leben nach seinen Wünschen einzurichten. Zärtlich fuhr sie sich mit der Hand über den flachen Bauch. Und was ist mit diesem? Diesem Kind eines Mannes, der noch viel mehr in der Lage war, die Welt nach seinen eigenen Bedürfnissen zu manipulieren …
Oh, die Situation war einfach zu verrückt und zu schwierig, um zu einem klaren Entschluss kommen zu können. Außerdem musste sie sich jetzt auf Don Antonio Vasquez konzentrieren.
Sie lächelte strahlend, als sie den Salon betrat und ihm die Hand entgegenstreckte. »Es tut mir sehr leid, dass unsere Zeit gestern so abrupt enden musste, Don Antonio. Aber Prinzessin Prokovs Besuch kam völlig überraschend, und sie ist eine ganz besondere Freundin.«
»Oh, ich verstehe vollkommen, Ma'am.« Er küsste ihr die Hand. »Und ich ziehe selbst den Vorteil daraus, denn ich habe die Einladung zu Lady Bonhams Ball erhalten. Und jetzt treibt mich die Hoffnung zu Ihnen, um Ihre Hand für die Quadrille bitten zu dürfen.«
Nick Petersham hat mich bereits um diesen Tanz gebeten. Aber wie immer wird es ihm nicht schwerfallen, sich anders zu orientieren. »Ich würde mich glücklich schätzen, Don Antonio. Die Quadrille gehört zu meinen liebsten Tänzen.«
»Das gilt auch für mich.« Seine schwarzen Augen suchten ihre braunen, aber sein Blick blieb so ausdruckslos und leer wie Frannys jungfräuliche Schiefertafel in der
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