Süße Fesseln der Liebe
Schule. »Außerdem hege ich die Hoffnung, dass Sie mich bei einem Ausflug in die Botanischen Gärten in Kew begleiten. Mir wurde gesagt, dass es in dieser Jahreszeit dort ganz besonders zauberhaft sein soll.«
»Ich fürchte, dass ich heute Vormittag keine Zeit habe, Don Antonio. Meine Tochter fühlt sich nicht wohl, und wenn ich das Haus verlasse, wird sie sich in ein Fieber hineinsteigern. Aber sobald es ihr besser geht, freue ich mich auf einen solchen Ausflug.«
Für den Fall, dass ihre Ablehnung ihn erschütterte, ließ er sich nichts anmerken. In seinen Mundwinkeln zuckte ein Lächeln, als er sich verbeugte. »Aber selbstredend hat das Wohlergehen Ihrer Tochter Vorrang vor meinen egoistischen Bedürfnissen. Ich vertraue darauf, dass es nichts Ernstes ist. Haben Sie schon den Arzt benachrichtigt?«
Es gelingt ihm, seine Sorge beinahe glaubwürdig klingen zu lassen, dachte Aurelia und antwortete leichthin: »Nein, ich denke, das wird nicht nötig sein. Es ist nicht mehr als eine kleine Erkältung, die ihr zu Kopf gestiegen ist. Trotzdem vielen Dank der Nachfrage, Sir.«
»Mit Kindern kann man gar nicht sorgsam genug umgehen.« Wieder schnitt seine Stimme wie eine scharfe Klinge in ihre Gedanken.
Aurelia kämpfte gegen eine Welle der Übelkeit und überlegte krampfhaft, ob sie sich diesen Hauch der Bedrohung in seinen Worten nur eingebildet hatte. Bei ihrer übersteigerten Ängstlichkeit wäre es kaum verwunderlich.
»Ich muss mich verabschieden, Ma'am.« Er beugte sich über ihre Hand und umschloss sie einen Moment. Seine Stimme triefte vor Mitgefühl. »Ich möchte Sie nicht länger von Ihrer Tochter fernhalten. Aber Sie dürfen nicht vergessen, selbst jeden Tag ein paar Minuten an der frischen Luft zu verbringen. Vielleicht können Sie sich morgen zu einem kleinen Spaziergang mit mir durchringen. Nicht weiter als bis in den Square Garden. Ganz wie Sie wünschen.«
»Sie denken überaus fürsorglich, Don Antonio«, erwiderte Aurelia und hoffte, dass sie ein aufrichtiges Lächeln zustande brachte. »Ein kleiner Spaziergang morgen Nachmittag wäre wundervoll.«
»Dann darf ich Sie um zwei Uhr abholen.« Don Antonio führte ihre Hand an seine Lippen und verließ den Salon.
Greville kam gerade in die Halle, als Don Antonio den Salon verließ. »Guten Morgen, Don Antonio.« Er schleuderte den hohen Hut auf die Konsole in der Halle und legte seinen schmalen Spazierstock daneben ab, bevor er sich die Handschuhe auszog. »Ich nehme an, dass Sie meine Frau besucht haben.«
Der Spanier kniff die Augen kaum merklich zusammen. »Ich nehme an, dass Sie nichts dagegen einzuwenden haben, Sir.«
»Nicht im Geringsten«, erwiderte Greville unbekümmert, »meine Frau ist so frei, sich ihre Freunde nach Belieben auszusuchen.«
»Das gilt allerdings nicht für einen Ausritt in den Richmond Park, wenn ich recht verstanden habe.«
»Nein. Lady Falconer sitzt nervös und unsicher im Sattel. Niemandem außer mir selbst traue ich es zu, ihrem Pferd die Sicherheit zu bieten, die sie nötig hat.«
»Nur zu verständlich, Sir Greville.« Don Antonio zog eine Grimasse, die an ein Lächeln erinnerte. »Ich nehme an, dass Sie nichts dagegen einzuwenden haben, wenn ich am Samstag auf dem Ball bei Lady Bonham mit ihr tanze?«
»Oh, nein, ganz gewiss nicht. In der Wahl ihrer Tanzpartner ist meine Frau so frei wie in der Wahl ihrer Freunde.« Greville ging zurück zur Tür, um sie für den sich verabschiedenden Besuch zu öffnen. »Ich freue mich darauf, Sie dort zu sehen, Don Antonio.«
Der Spanier verbeugte sich und verließ das Haus. Greville schloss die Tür hinter ihm, verharrte einen Moment nachdenklich in der Halle und ging dann in den Salon.
»Ich wusste gar nicht, dass Don Antonio mit den Bonhams bekannt ist«, meinte er und eilte zu den Karaffen auf der Anrichte. »Wein?«
Aurelia gelang es nur mühsam, einen Schauder zu unterdrücken. »Nein … nein, vielen Dank. Der Mann war gestern zu Besuch, als Nell und Liv vorbeigekommen sind. Nell hat ihn auf der Stelle zum Ball eingeladen, weil sie überzeugt schien, dass ich mit ihm befreundet bin.« Sie zuckte die Schultern. »Ich selbst hätte es nicht für nötig gehalten. Andererseits kann es auch nicht schaden.«
»Ganz im Gegenteil«, stimmte Greville zu und schenkte sich einen Bordeaux ein. »Wie geht es Franny?«
»Miserabel. Sie schnieft und schnauft und versucht, das Beste für sich herauszuschlagen«, erklärte Aurelia lachend. »Ich sollte wieder zu ihr
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