Süße Fesseln der Liebe
die Hände auf die Schultern und spürte ihre warme Haut durch die dünne Seide. »Du siehst vollkommen erschöpft aus. Ich bin fest entschlossen, Franny und dich für ein paar Wochen aufs Land zu Mary Masham zu schicken, wenn der Abend vorüber ist. Es wird euch beiden sehr guttun, euch ein wenig Landluft um die Nase wehen zu lassen.«
»Greville, ich lasse mich nicht nirgendwohin schicken. Ich bin sehr wohl in der Lage, selbst zu entscheiden, was ich brauche und wann ich es brauche. Und ganz sicher bin ich der einzige Mensch, der befugt ist, solche Entscheidungen für Franny zu treffen.«
Zärtlich strich Greville mit dem Daumen über ihre Lider und dachte insgeheim, dass er alles Mögliche im Sinn hatte, nur nicht, sie fortzuschicken. Denn schließlich blieb ihnen nicht mehr viel gemeinsame Zeit. »Wirst du dich fortschicken lassen, wenn ich verspreche, dich hin und wieder zu besuchen?«
Aurelia lächelte zaghaft. »Das wäre bestimmt eine Überlegung wert. Sag mal, ist dir eigentlich aufgefallen, dass du dich für keinen einzigen Tanz heute Abend eingetragen hast?«
»Ich wusste nicht, dass das nötig ist«, entgegnete Greville erschrocken.«
»Meine Tanzkarte ist inzwischen ziemlich voll«, gab Aurelia lachend zurück, »aber ich habe mit deiner Vergesslichkeit gerechnet und dir einen ländlichen Tanz reserviert.«
»Nur einen einzigen?« Er zog die Brauen hoch.
»Ich war überzeugt, dass ein einziger mehr als genug für dich sein wird. Außerdem muss ich die Bekanntschaft mit Don Antonio vertiefen. Die perfekte Gelegenheit.«
»Ja, das musst du wohl.« Ein Schatten huschte über sein Gesicht.
»Wir dürfen unseren Auftrag niemals vergessen, wie du mal gesagt hast«, erinnerte sie ihn sanft.
»Ja. Auch wenn die Pflicht manchmal unerträglich wird.« Greville wandte sich seinem eigenen Zimmer zu.
Sie nahm wieder auf dem Frisierschemel Platz, damit Hester das übliche Wunder mit der Brennschere vollbringen konnte. Noch nie hatte Aurelia ihn so über seine Arbeit reden hören, denn er lebte ausschließlich für seine Arbeit, widmete sich ihr mit jedem Atemzug. Aber vor ein paar Sekunden hatte er geklungen, als würde er sämtliche Aufträge zum Teufel wünschen.
»Sind Sie bereit für das Kleid, M'lady?« Ehrfürchtig hob Hester die Wolke aus schwarzem Flor in die Höhe. »Wenn ich es über Ihren Kopf hebe, wird die Frisur nicht in Mitleidenschaft gezogen.«
Entschlossen schob Aurelia ihre Irritation beiseite. Sie schlüpfte aus dem Negligé und hob die Arme, sodass das Kleid über ihren Körper und die Arme gleiten und sich weich an die eng anliegende weiße Seide schmiegen konnte, die sie darunter trug.
»Verdammt und zugenäht, Sie sehen zuckersüß aus.« Hester schnappte atemlos nach Luft.
»In der Tat, Hester, zuckersüß«, bekräftigte Greville in der Tür. Er war in einen schwarzen Frack gekleidet und hatte die Hosen straff über die schwarzen Schuhe gezogen. »Atemberaubend.« Er trat auf Aurelia zu und fragte: »Möchtest du das hier heute Abend in deine Frisur stecken?«
Aurelia betrachtete die halbkreisförmig auf das schwarze Samtband gesetzten Diamanten. Es war ein schlichter, aber eleganter und atemberaubend schöner Schmuck. »Oh, ja«, erwiderte sie mit sanfter Stimme und suchte seinen Blick. »Es ist perfekt.«
In seinen Augen entdeckte sie ein Feuer, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Manchmal war ein Fünkchen aufgeblitzt; aber es hatte sich niemals zu einer lodernden Flamme seiner Gefühle entwickelt. Greville liebte sie. Es mochte sein, dass er noch nicht in der Lage war, es sich selbst einzugestehen. Trotzdem war es ihr bewusst, und dieses Bewusstsein wärmte ihr das Herz und erfüllte sie mit unbändiger Freude. Flüchtig strich sie mit der Hand über ihren Bauch, als sie sich wieder vor den Spiegel setzte.
»Darf ich es befestigen, M'lady?«, drängte Hester und nahm Greville den Schmuck ab. »Nur mit einer kleinen Nadel hier … und dort … Es wird stundenlang halten.« Während sie sprach, stach sie die Nadeln in die Frisur, trat zurück und bewunderte ihr Werk.
Greville hatte den Schmuck wirklich perfekt ausgesucht. Der schwarze Samt betonte ihr blasses Haar, die Diamanten funkelten auf dem halbmondförmigen Band, das weder als Diadem noch als schlichtes Stirnband gelten konnte, aber Aurelias bewusst zurückhaltenden Stil auf unvergleichliche Weise betonte.
»Danke«, meinte sie, und er senkte den Kopf und strich mit den Lippen flüchtig über ihre, bevor er ihre
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