Süße Fesseln der Liebe
weit.
Seine Haltung war entspannt, und alles sah danach aus, als wäre er in eine belanglose Unterhaltung mit einem Freund vertieft. Aber worüber auch immer er sich mit diesem Mann unterhalten mochte, belanglos war es sicher nicht. Obwohl Greville ihr mit dem Blick folgte, glaubte sie nicht, dass sie selbst der Gegenstand des Gesprächs war.
»Wir glauben, dass er den Marquis de Los Perez benutzen wird, um hier einen Geheimdienst aufzubauen … selbstverständlich erst, nachdem er sich um Sie gekümmert hat«, murmelte Simon Grant in sein Glas Champagner hinein. Eindringlich musterte er Don Antonio, der gerade den Ballsaal betreten hatte. »Die Verbindungen des Marquis reichen bis zu König Carlos. Aber es gibt den gewichtigen Verdacht, dass er ein Abtrünniger ist. Für ihn wäre es ein Leichtes, hier in London seinen Hof aufzubauen und ihn als perfekte Deckung zu nutzen, um Fouché mit fähigen Agenten zu versorgen.«
Greville nippte an seinem Champagner, den Blick immer noch auf Aurelia gerichtet. »Ich werde Aurelia instruieren, ihm ein paar harmlos provozierende Fragen zu stellen.«
Simon nickte. »Lassen Sie ihn nicht zu lange am Haken zappeln, Greville. Er ist und bleibt Ihr Hauptziel, und es ist Ihre vordringlichste Aufgabe, ihn aus dem Verkehr zu ziehen, bevor er Hand an Sie legen kann.«
»Ich weiß. Glauben Sie mir, Simon, ich weiß es nur zu genau. Aber ich denke auch, dass mir noch ein wenig Spielraum bleibt. Und wenn wir noch ein kleines Ablenkungsmanöver einbauen können, dann umso besser, nicht wahr?«
»Das überlasse ich Ihnen, Greville. Aber Sie müssen überflüssige Risiken vermeiden.«
Greville lachte kurz auf, und stieß sich von der Wand ab. »Das werde ich. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, Simon. Ich möchte meine Frau um den nächsten Tanz bitten.«
Simon nickte, drehte sich um und entdeckte Harry Bonham hinter sich. »Ein wundervolles Fest, Harry.«
Harrys Lächeln wirkte ungläubig. »Was … oder besser, wer hat Sie hierhergebracht, Simon? Normalerweise schaffen es keine zehn Pferde, Sie auf einen Ball zu schleppen, es sei denn, es liegen außergewöhnliche Umstände vor.«
Harrys Vorgesetzter zuckte zustimmend die Schultern. »Es gibt jemanden, auf den ich einen Blick werfen wollte. Und ich bin mir sicher, dass Sie und Ihre Frau mich entschuldigen werden, jetzt, nachdem ich meine Aufgabe erledigt habe.«
»Selbstverständlich.« Harry trat zur Seite und beobachtete, wie sein Vorgesetzter zur Tür eilte. Und auf wen hatte Simon Grant einen Blick werfen wollen?
»Mir ist klar, dass du eigentlich gar nicht tanzen willst«, erklärte Aurelia ein paar Sekunden, bevor das Orchester die ersten Klänge des volkstümlichen Tanzes spielte. »Und du hättest nichts dagegen, stattdessen im Esszimmer nach dem Abendessen zu sehen, nicht wahr?«
»Nicht im Geringsten«, stimmte er amüsiert zu. »Es ist nur ungewöhnlich, dass du ebenfalls dem Essen den Vorzug gibst.«
»Ich habe mir nicht viel zum Dinner gegönnt«, meinte sie entschuldigend. Es war unmöglich, ihn in diesem Moment in die Gründe für ihre Übelkeit einzuweihen, die sich nur durch eine kleine Mahlzeit linden ließ. »Greville, ich habe einfach Hunger.«
»Dem können wir glücklicherweise rasch Abhilfe schaffen.« Er führte sie in Richtung Esszimmer. »Außerdem möchte ich ein paar Worte mit dir sprechen, bevor du mit Vasquez tanzt.«
Ihr Magen rebellierte, und sie zwang sich zur Ruhe. »Ach, ja?«, bemerkte sie beiläufig und setzte sich an einen der kleinen Tische, die im Zimmer standen.
»Was darf ich dir bringen?« Greville stützte sich mit der Hand auf die Stuhllehne und schaute sie an. Plötzlich wirkte sein Blick unangenehm scharf.
»Ein wenig Schildkrötensuppe«, erwiderte sie prompt, »mit Brot.«
»Wie Sie wünschen, Ma'am.« Er drehte sich um, schaute dann aber zurück zu ihr. »Wein?«
»Nein, bitte nur ein wenig Limonade.«
Aurelia lehnte sich zurück und atmete tief durch, während ihr Ehemann sich den Weg durch die anwachsende Menge der Gäste zum Büfett am anderen Ende des Esszimmers bahnte. Sogar heute Abend war sie noch im Dienst. Aber aus irgendwelchen Gründen hatte das Spiel seinen Reiz verloren. Nicht aus irgendwelchen Gründen, korrigierte sie sich insgeheim, du kennst die Gründe nur zu gut. Schwangere Frauen eignen sich nicht zur Spionage.
Mit einer dampfenden und duftenden Schüssel und einem Korb voller Brötchen kam Greville zum Tisch zurück, stellte beides vor sie hin
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