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Süße Herzensbrecherin

Süße Herzensbrecherin

Titel: Süße Herzensbrecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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überstehen würde, wenn sie eine unverfängliche Konversation mit ihrem Reisegefährten anfing.
    Abgesehen von den Gerüchten um seine Person, wusste sie wenig über den Earl of Carlow, der es zu bevorzugen schien, mit Captain Lampard angeredet zu werden. Sie beobachtete ihn, wie er zum Fenster hinaus in die sternenklare Nacht sah, und begann sein Profil zu studieren. Unbezähmbarer Stolz und Überheblichkeit zeichneten sich ebenso darin ab wie Klugheit und Willenskraft. Seine Kinnpartie bildete eine harte Linie, und soweit sie es in der Dunkelheit zu erkennen vermochte, wirkte seine Stirn zerfurcht. Vermutlich gingen ihm, genauso wie ihr, ernste Gedanken durch den Kopf. Die Flucht der jungen Leute schien ihm jedenfalls schwer zu schaffen zu machen.
    „Es tut mir leid, Captain, die Angelegenheit scheint auch Ihnen nahezugehen. Ich frage mich, wo Emma und Sir Edward jetzt sein mögen. Denken Sie, wir werden die beiden rechtzeitig einholen?“
    Er zog den Samtvorhang zu und sah Cassandra an. „Wenn sie ohne Zwischenfälle vorankommen und auf eine Unterbrechung der Reise verzichten, haben wir kaum eine Chance. Edward weiß sicherlich, dass Emma ihrer Familie eine Nachricht hinterlassen hat, und er wird befürchten, dass ich alles daransetze, die Vermählung zu verhindern. Ich bin mir fast sicher, dass sie aus diesem Grund, ohne zu rasten, nach Schottland fahren.“
    „Kommen Sie gut mit Ihrem Vetter zurecht?“
    William nickte. „Ja, aber sobald ich ihn zu Gesicht bekomme, werde ich ihn ordentlich ins Gebet nehmen. Ich war zu nachsichtig mit ihm. Der Tod seiner Eltern hat ihn schwer getroffen, und wenn ich ihn nicht bei mir in Carlow Park aufgenommen hätte, wäre er vermutlich mit dem Verlust nicht fertig geworden und hätte sein Leben nicht bewältigt.“
    „Wie alt war er, als sie starben?“
    „Vierzehn. Da ich die meiste Zeit bei meinem Regiment sein musste, hat mein Bruder Robert dafür gesorgt, dass es unserem Cousin an nichts mangelte und er angemessen ausgebildet wurde. Robert fand vor zwei Jahren den Tod bei einem Reitunfall.“
    „Das tut mir leid. Was war Ihr Bruder für ein Mensch? Standen Sie sich nahe?“
    „Sehr nahe“, erwiderte William ernst. „Aber ich war der Glücklichere von uns beiden.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Unsere Eltern liebten uns ohne Unterschied, doch da Robert der Ältere und somit der Erbe war, stand er mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit, als es ihm lieb sein konnte. Er wusste von Anfang an, dass er eine wichtige Position innerhalb der Familie einnehmen würde, und das war ein schweres Joch für ihn. Im Gegensatz zu mir durfte er nicht auf Bäume klettern oder mit dem Boot auf den See hinausrudern, ohne dass jemand ihn begleitete, der auf ihn achtgab oder ihn maßregelte. Und man verweigerte ihm seinen innigen Wunsch, zur Armee zu gehen. Mir dagegen wurde gestattet, diese Laufbahn einzuschlagen. Als unsere Eltern starben und er sein Erbe antrat, war ich bereits bei meinem Regiment.“ William hielt inne, und Cassandra ahnte mehr, als dass sie es sah, wie er seine Wangenmuskeln anspannte. „Und als Robert verunglückte, hielt ich mich in Spanien auf.“
    „Sind Sie gleich nach England zurückgereist?“
    „Nein, ich befand mich mitten in einem Gefecht, als die Nachricht mich erreichte. Mark Lampard, Baron Oakwood, der fähige Sohn meines älteren Onkels väterlicherseits – Edward ist der Sprössling des jüngeren Bruders meines Vaters –, kümmerte sich um alles, bis ich mein Offizierspatent abgeben und zurückkehren konnte.“
    William seufzte, schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Polster. „Manchmal frage ich mich, ob ein Fluch auf den Lampards lastet und wer der Nächste ist, dem es an den Kragen geht. Wie Sie wissen, trachtet man mir nach dem Leben, Miss Greenwood. Aus welchem Grund, vermag ich noch immer nicht zu sagen. Aber wenn der Attentäter es das nächste Mal versucht, hat er vielleicht Erfolg.“
    „Bitte sagen Sie so etwas nicht.“
    Er lächelte spöttisch und sah unter halb gesenkten Lidern zu ihr hinüber. „Höre ich richtig? Würde mein Tod Ihnen etwa leidtun, Miss Greenwood?“
    „Ich verabscheue es grundsätzlich, wenn jemand mit Gewalt aus dem Leben gerissen wird – egal, um wen es sich handelt. Sie müssen unbedingt auf der Hut sein. Denken Sie daran, dass es mehr Wege gibt, einen Menschen zu töten, als ihn zu erschießen.“
    „Ich weiß.“ William verstummte für einen Moment, dann wechselte er das Thema. „Fühlen Sie

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