Süße Herzensbrecherin
dieses reizende kleine Geschöpf, das so mühelos in sein Leben geschlüpft ist. Ich kann nur hoffen, dass seine Gefühle für Emma nicht zu einem Hindernis für ihn werden.“
„Sie sprechen mir aus der Seele. Haben Sie Mama aufgesucht?“
„Ja. Als sie mich sah, rechnete sie mit dem Schlimmsten und war über die Maßen aufgeregt. Zum Glück konnte ich sie umgehend beruhigen, als ich ihr versicherte, dass ihre Tochter nicht verheiratet ist – obwohl sie sich natürlich Sorgen über Emmas Gesundheitszustand macht.“
„Arme Mama. Ich weiß, wie sehr die Aufregung um Emma sie und Tante Elizabeth mitgenommen hat.“
„Und zu Recht. Doch nun, da das meiste überstanden ist und die Wogen sich ein wenig geglättet haben, wünscht Ihre Mutter, dass Sie rasch heimkehren. Allerdings mahnt sie Sie, nicht übereilt abzureisen, um sicherzugehen, dass Emma keinen Rückfall erleidet.“
„Emma ist so weit wiederhergestellt, dass wir aufbrechen können. Ich … ich denke, wir werden morgen nach Hause fahren.“
„Sollten Sie nicht lieber noch ein paar Tage bleiben, damit Emma Gelegenheit hat, zu Kräften zu kommen? Werden Sie mir nicht erlauben, Sie von den Vorteilen meiner Gesellschaft zu überzeugen?“, erkundigte er sich augenzwinkernd.
Sie lächelte ironisch. „Ich weiß, dass es Ihnen nicht an Überredungskünsten mangelt, Mylord, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich zurückhalten könnten. Auch denke ich, dass wir Ihre Gastfreundschaft lange genug in Anspruch genommen haben.“
„Nun gut, wenn Sie darauf bestehen. Ich hatte Ihnen ja angeboten, Sie persönlich heimzubringen, aber Ihre Mutter wollte nichts davon hören. Sie wird Clem mit Ihrer eigenen Kutsche herschicken. Ich kann Ihnen übrigens versichern, dass der Anlass unserer Reise nicht bis nach London durchgedrungen ist, und das wird hoffentlich auch so bleiben.“
„Ich bin erleichtert, das zu hören.“
Sie gelangten ans Ufer und verweilten einen Augenblick unter den gewaltigen Ästen einer Ulme, um den See aus der Nähe zu bewundern. Die Wasseroberfläche war spiegelglatt, doch wenn eine leichte Brise darüber hinwegstrich, brachte das Sonnenlicht die kleinen Wellen zum Glitzern. Enten schwammen an ihnen vorüber, und gegenüber, in Ufernähe, watete ein Reiher durch das seichte Gewässer und stak auf der Suche nach etwas Essbarem immer wieder seinen langen Schnabel ins Wasser.
„Wie friedlich es hier ist – und wie vollkommen schön“, wisperte Cassandra andächtig. „Sie können sich glücklich schätzen, dass Ihnen dieses herrliche Stück Land gehört und dass Sie in einer so paradiesischen Umgebung aufwachsen durften.“ Sie sah zu ihm auf und erriet aus seinem Mienenspiel, dass er ähnlich empfand wie sie.
Entrückt blickte er über den See in die Ferne. „Ich habe das Glück, von hoher Geburt zu sein“, erwiderte er ruhig. „Vielen Dank für das Kompliment. Es freut mich, dass Ihnen Carlow Park gefällt. Ich verspüre ein wehes Sehnen, wenn ich an die Jahre meiner Kindheit zurückdenke, die ich hier verlebt habe. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass meinem Bruder ein langes Leben beschieden gewesen wäre. Er konnte sich wahrlich nur kurz an seinem Erbe erfreuen.“
„Ihr Wunsch ist verständlich. Aber wir müssen nicht über das Thema reden, wenn Sie nicht wollen“, versicherte sie ihm, als sie sah, wie sein Antlitz sich verdüsterte.
„Ich empfinde den Verlust meiner Eltern und meines Bruders als sehr schmerzlich“, fuhr er fort, „und es fällt mir schwer, frohen Mutes die Belange des Anwesens anzugehen. Robert war etliche Jahre älter als ich und stets der Ruhigere und Besonnenere von uns beiden.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich dagegen wollte immer nur Spaß haben und Streiche aushecken.“
„Ja, Sie sind ein verantwortungsloser, unmöglicher Mensch“, fügte Cassandra lachend hinzu.
Amüsiert hob William eine Braue und verkündete selbstbewusst: „Aber charmant.“
„Selbstverständlich.“
„Ich war in jeder Hinsicht Roberts kleiner Bruder. Er brachte viel Geduld für mich auf und zeigte Verständnis dafür, dass ich ihm fortwährend nachlief. Das Dorf, dessen Dächer Sie dort drüben sehen können, ist Carlow. Und auf dem Kirchhof in der Mitte des Ortes liegen Generationen von Lampards beerdigt – auch Robert.“
„Und wem gehört dieses vornehme Haus, das etwas außerhalb liegt?“
„Littleton Manor wird von meinem Cousin Mark Lampard, Baron Oakwood, und seiner Frau
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