Süße Herzensbrecherin
über Ihre missliche Lage in Kenntnis gesetzt. Ich hoffe, es geht Ihrer Schwester besser.“
„Das ist tatsächlich der Fall, vielen Dank. Aus diesem Grund konnte ich mir auch diesen kleinen Spaziergang erlauben. Ich muss sagen, Carlow Park ist ein zauberhaftes Fleckchen Erde.“
„Es gibt wahrhaftig keinen schöneren Ort als diesen.“
„Sie haben mit Ihrem Cousin gesprochen?“
„Ja, gestern. Bevor er mit Sir Edward nach London aufbrach. Er berichtete mir, dass Edward vorhatte, mit Ihrer Schwester durchzubrennen, und ich muss gestehen, dass ich schockiert war – sehr schockiert, ehrlich gestanden. Sagen Sie, Miss Greenwood, neigt Ihre Schwester dazu, Ihnen Kummer zu bereiten? Ich habe gehört, dass junge Damen in diesem Alter schwer zu führen sind.“
Cassandra spürte Entrüstung in sich aufsteigen. „Emma ist eine sehr folgsame junge Dame, die ihrer Mutter bislang noch keinen Verdruss bereitet hat. Ich denke, dass sie in diesem speziellen Fall sehr unter dem Einfluss Ihres Vetters Sir Edward stand, der, das sollten Sie nicht vergessen, Emmas Ruf um ein Haar ruiniert hätte. Steckt er oft in solchen Schwierigkeiten?“
Lord Oakwood zeigte sich ungerührt ob ihrer Echauffiertheit und der Anschuldigungen, die sie gegen seinen jungen Verwandten vorgebracht hatte. Arrogant reckte er das Kinn vor. „In der Regel nicht. Gott sei Dank haben Sie die beiden rechtzeitig eingeholt, um die unaussprechliche Katastrophe abzuwenden. Edward soll eine militärische Karriere machen und nicht übereilt heiraten. Es wäre ohnehin eine höchst unangemessene Verbindung gewesen.“
Angesichts seines unverhüllten Affronts hatte Cassandra Mühe, die Ruhe zu bewahren. „Empfinden Sie eine Vermählung Edwards mit jeder jungen Dame als unangemessen, oder halten Sie insbesondere meine Schwester für eine schlechte Partie? Nach allem, was Sie sagten, müsste ich Letzteres annehmen. Stoßen Sie sich daran, dass mein Vater einer Arbeit nachgegangen ist und keinen Titel zu vererben hatte? Halten Sie uns für zweitklassig?“
„Keineswegs. Ich bewundere Ihren Vater für das, was er aufgebaut hat, und ich halte Ihre Schwester für ausgesprochen charmant. Ich habe lediglich gesagt, dass es eine höchst unangemessene Verbindung gewesen wäre.“
Cassandra bezweifelte, dass Lord Oakwoods Bewunderung für ihren Vater aufrichtig war. „Als Nächstes werden Sie meine Schwester noch beschuldigen, dass sie Edward dazu gebracht hat, mit ihr nach Schottland zu fahren, um sich in Ihre Familie einzuschleichen.“
„Gütiger Himmel, nein. Ich bitte vielmals um Verzeihung, falls ich Sie verärgert haben sollte, aber die ganze Angelegenheit ist so besorgniserregend.“
„Ich bin ganz und gar Ihrer Meinung, Sir. Auch ich stimme dieser Verbindung nicht zu, deswegen bin ich den beiden schließlich nachgefahren, um Schlimmstes zu verhindern. Da die Sache noch einmal glimpflich ausgegangen ist, können wir sie getrost hinter uns lassen. Sobald Emmas Gesundheit es erlaubt, werden wir nach London zurückkehren.“
„Das wäre das Beste“, versetzte Baron Oakland in herablassendem Tonfall.
„Verzeihen Sie, Sir, aber das Urteil darüber, was das Beste für mich und meine Schwester ist, müssen Sie mir überlassen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden – ich möchte gehen.“
Der Baron straffte die Schultern, nahm den Tadel jedoch, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, hin. „Natürlich. Ich werde Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Guten Tag, Miss Greenwood. Es war interessant, Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Er wandte sich um und entschwand in Richtung See.
Cassandra schwirrte der Kopf, und mit weichen Knien sank sie schließlich auf die Bank. Auch wenn Mark Lampard, Baron Oakwood, sich um seinen Vetter Edward sorgte, gab ihm das nicht das Recht, seinem Unmut auf so grobe Art und Weise Luft zu machen. Sein Verhalten war beleidigend und inakzeptabel. Cassandra fröstelte. Eine Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben, und eine kühle Brise wehte ihr ins Gesicht. Sie erhob sich, um rasch ins Haus zu gehen.
Am frühen Abend klopfte es an Cassandras Schlafzimmertür. Als sie aufmachte, lehnte William mit lässig vor der Brust verschränkten Armen am Türrahmen und begrüßte sie mit einem verschmitzten Lächeln. Sein Haar, noch feucht vom Bad, hob sich dunkel glänzend von seinem waldgrünen Gehrock ab, den er für das Dinner ausgewählt hatte. Er trug hellgrüne Pantalons dazu und bot ein unglaublich
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