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Süße Herzensbrecherin

Süße Herzensbrecherin

Titel: Süße Herzensbrecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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nicht in die Arme zu sinken und sich noch mehr zu erniedrigen. William Lampard hatte zu keiner Zeit von sich behauptet, ein Gentleman zu sein – jedenfalls nicht in dem Sinn, wie sie den Begriff verstand. Aber sie wusste, dass er stolz war, und diesen Stolz beabsichtigte sie mit Füßen zu treten.
    „Haben Sie gut geschlafen?“
    „Wie ein Baby“, log sie leichthin und bemühte sich, kühl und heiter zu erscheinen. „Um genau zu sein, habe ich so gut geschlafen, dass ich erst vor wenigen Stunden aufgewacht bin.“
    William musterte sie stirnrunzelnd und versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten. Er wusste nicht, was er eigentlich erwartet hatte – ein Lächeln, eine Geste, irgendeine Art stillschweigender Bestätigung von ihr, wie wunderbar der gemeinsame Abend gewesen war. Sein Blick fiel auf Emma, die ein paar Schritte hinter Cassandra stehen geblieben war und von einem Fuß auf den anderen trat. Das Mädchen schien zutiefst unsicher, wie es Edwards einschüchterndem Vetter begegnen sollte nach allem, was geschehen war. Mitleid stieg in ihm auf, und er versuchte eine freundlichere Miene zu machen.
    „Ihre Schwester sieht noch immer sehr blass aus. Ich habe Ihnen bereits zu verstehen gegeben, dass ich erfreut wäre, wenn Sie so lange blieben, bis sie ganz wiederhergestellt ist. Das hätte ich nicht gesagt, wenn ich es nicht meinte.“
    „Danke, nein“, antwortete Cassandra schroff, worauf ein konsternierter Ausdruck über Williams Gesicht huschte. „Ich möchte endlich nach Hause.“ Sie wandte den Kopf, als hinter ihnen eine Tür aufging. Als sie Lord Oakwood erkannte, der in Begleitung einer Frau aus Williams Arbeitszimmer heraustrat, bekam ihre hochmütig heitere Fassade einen Riss. Ihr Lächeln verblasste.
    William bedeutete seinem Vetter, sich zu ihnen zu gesellen. „Mark, du hast Miss Cassandra Greenwood bereits kennengelernt.“
    „Ja, ich hatte das Vergnügen.“ Der Baron deutete eine Verneigung an und wandte sich der dunkelhaarigen Frau neben sich zu. „Erlauben Sie mir, Ihnen meine Gemahlin Lydia vorzustellen.“
    „Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Lady Oakwood.“
    „Ganz meinerseits, Miss Greenwood“, erwiderte Lydia glatt.
    Cassandra versuchte vergebens, den Gesichtsausdruck der Frau zu entziffern. Lady Oakwood besaß feingezeichnete, klare Züge, ihr Antlitz war schön wie das einer Marmorstatue – und wirkte ebenso undurchdringlich und kalt. Eine schwer bestimmbare Aura von Unnahbarkeit und Macht umgab sie, und als Cassandra dem lauernden Blick ihrer grauen Augen begegnete, hatte sie nicht nur das unbehagliche Gefühl, dass ihr Gegenüber ihre Gedanken zu lesen vermochte, sondern wusste auch ohne jeden Zweifel, dass Lydia Lampard, Baroness Oakwood, ihr nicht wohlgesinnt war.
    „Bitte entschuldigen Sie uns. Meine Schwester und ich wollten gerade aufbrechen. Wir hoffen, London vor Anbruch der Dunkelheit zu erreichen.“
    „Dann wünsche ich Ihnen eine sichere Heimreise.“
    „Vielen Dank.“
    Cassandra hakte sich bei Emma unter und führte sie nach draußen, wo die Kutsche abfahrbereit auf dem Vorplatz stand. William ging ihnen voraus, um ihr und Emma die Eingangstreppe hinunterzuhelfen, doch Cassandra ignorierte seine ausgestreckte Hand und beeilte sich, an ihm vorbei zu der wartenden Chaise zu gelangen. William runzelte die Stirn. Konnte es sein, dass sie seine Hand nicht gesehen hatte? Aber vielleicht war sie zu sehr darauf konzentriert gewesen, ihre Schwester zu stützen, die noch immer schwach auf den Beinen war. Die Überlegung beruhigte ihn, doch als Emma in der Kutsche saß und Cassandra Anstalten machte, sich zu ihr zu setzen, ohne ein weiteres Wort an ihn zu richten, verfinsterte sich seine Miene, und er ergriff ihren Arm.
    „Cassandra, einen Augenblick bitte.“ Er zog sie zur Seite, damit niemand sie hörte. „Warum tust du das? Bist du böse auf mich?“
    Sie sah ihn mit ihren großen Augen unschuldig an. „Böse? Ich bin nicht böse“, versicherte sie und setzte ein ungezwungenes Lächeln auf, obwohl es ihr beinahe das Herz zerriss.
    „Ich dachte, nach dem, was gestern Abend …“
    „Das hätte niemals geschehen dürfen. Es war ein Fehler. Wir haben beide die Kontrolle über uns verloren.“ Sie sah zu ihm auf, doch zu ihrem Verdruss vermochte sie seinem Blick nicht standzuhalten und schlug die Augen nieder. Entnervt darüber, dass sie so wenig Stehvermögen besaß, zwang sie sich, William zum letzten Mal fest in die Augen zu schauen. „Ich hätte

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