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Süße Herzensbrecherin

Süße Herzensbrecherin

Titel: Süße Herzensbrecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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hatte. Trotz der vielen Arbeit und ihrer Erschöpfung musste sie oft an Lord Carlow denken, und als sie zum Grosvenor Square fuhr, um den Jungen wie verabredet seinem Stallmeister vorzustellen, tat sie es mit äußerst gemischten Gefühlen. Sie hatte dem Knaben getragene, aber ordentliche und saubere Kleidung besorgt und sein Haar geschnitten, und Archie war selig, nicht mehr zu seinem Meister zurückkehren zu müssen.
    Es war ein schöner, sonniger Tag. Keine einzige Wolke zeigte sich am strahlend blauen Himmel, und als sie aus der Kutsche stiegen, wehte ein lauer Wind Blumendüfte aus einem nahe gelegenen Park zu ihnen herüber. Cassandra hoffte inständig, dass der Herr des Hauses noch auf seinem Landsitz weilte. Doch selbst wenn es sich nicht so verhielt, war es unwahrscheinlich, dass sie ihm begegnete. Auf ihre Anweisung hin hatte Clem nicht vor dem Haus, sondern direkt bei den Stallungen gehalten.
    Der Stallmeister erwies sich als ein freundlicher Mann, der es auf Anhieb verstand, Archie die Scheu vor dem Neuen, das ihn erwartete, zu nehmen. Die beiden plauderten angeregt über Pferde, und Cassandra folgte ihnen, bis sie plötzlich einen schlanken, hochgewachsenen Gentleman bei einer der Boxen erblickte. Als er hörte, dass jemand die Stallungen betreten hatte, drehte er sich um und blieb wie erstarrt stehen.
    Auch Cassandra zuckte vor Schreck zusammen und senkte den Kopf in der vergeblichen Hoffnung, dass die Krempe ihres Strohhuts ihr Gesicht verbergen würde.
    „Miss Greenwood!“ Williams Stimme war unverkennbar.
    Sie sah hoch, und ihre Blicke trafen sich. Er setzte sich in Bewegung und kam so rasch auf sie zu, dass sie ein zweites Mal erschrak, als er vor ihr stand. Eine ganze Welt von Gefühlen huschte über sein Antlitz, und in diesem kurzen Augenblick verriet ihr sein Mienenspiel, wie überrascht, ungläubig und erleichtert er war, sie zu sehen. Erstaunt über seine Reaktion auf ihre unverhoffte Begegnung, wandte sie den Blick ab – um sogleich wieder zu ihm hochzuschauen.
    „Welch eine Freude, Miss Greenwood.“ In Williams Stimme lag so viel förmliche Höflichkeit, dass Cassandra jede zärtliche Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit in Carlow Park sofort verdrängte. Sie hatte ihn schmerzlich vermisst – aber diesem Mann, der sie mit seinem leidenschaftlichen und einnehmenden Wesen in seinen Bann gezogen und sie dann mit jener Wette verletzt, beschämt und beleidigt hatte, würde sie niemals verzeihen können.
    William betrachtete sie aus schmalen Augen, in denen verletzender Spott aufblitzte. Er wirkte ruhelos, und nichts an ihm deutete darauf hin, dass er sie erst vor zwei Wochen zärtlich in seine Arme genommen und in einer Weise geküsst hatte, dass sie sich ihm ganz hingegeben hätte, wenn es dazu gekommen wäre.
    „Wie geht es Ihrer Schwester?“
    Cassandra war erstaunt, wie ruhig sie antworten konnte.
    „Es geht ihr sehr gut. Und … Ihnen?“
    „Wie Sie sehen, habe ich unsere letzte Begegnung überlebt, ohne Schaden zu nehmen.“
    Der Stallmeister sah zwischen ihnen hin und her und wandte sich schließlich an William. „Miss Greenwood hat Archie vorbeigebracht – den Jungen, von dem Sie erzählt haben, Mylord.“
    Nachdem sie einige Worte miteinander gewechselt hatten, verabschiedete der Stallmeister sich und ging mit Archie davon. Cassandra wandte sich an William. „Vielen Dank, dass Sie dem Jungen eine Zukunftsaussicht bieten. Dafür wird er Ihnen ein Leben lang ergeben sein.“
    „Schade, dass dies nicht auch für Sie gilt.“
    Cassandra ignorierte die Bemerkung und vermied es, William anzusehen. „Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie Archie eine Arbeit und eine Unterkunft zur Verfügung stellen. Ich wünschte, ich könnte auch anderen Kindern dazu verhelfen.“ Sie hob den Kopf und sah ihm fest in die Augen. „Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie anzutreffen. Andernfalls wäre ich nicht mitgekommen und hätte Clem gebeten, den Jungen allein abzugeben.“
    „Um mir das Vergnügen zu nehmen, Sie wiederzusehen? Schämen Sie sich, Cassandra.“ Williams Augen funkelten, doch er runzelte missbilligend die Stirn.
    „Sind Sie schon lange in London?“
    „Nicht mehr als vierundzwanzig Stunden.“
    Ihre Unterhaltung erschöpfte sich in Allgemeinplätzen, als wären sie einander völlig fremd.
    „Bitte entschuldigen Sie mich“, sagte Cassandra brüsk. „Ich muss jetzt gehen.“ Sie setzte sich in Bewegung und betrat den kopfsteingepflasterten Hof. William hielt mit ihr Schritt und

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