Süße Herzensbrecherin
Lassen Sie mich in Ruhe, ich werde mich jetzt auf den Heimweg begeben. Und wenn Sie es noch einmal wagen, mir nahe zu kommen, schreie ich und erkläre jedem, der es hören will oder nicht, dass Sie mich belästigen. Adieu, Captain Lampard. Ich denke nicht, dass ich Sie wiedersehen möchte.“
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, stieg sie in die Kutsche und befahl Clem, loszufahren. Hätte sie sich nach William ungesehen, wäre ihr womöglich seine unnachgiebige Miene aufgefallen.
Williams Entschluss stand jedenfalls fest: Er würde Cassandra Greenwood zu seiner Gemahlin machen, und es gab nichts, was ihn daran hindern konnte.
Cassandra verließ den Grosvenor Square mit der Gewissheit, dass ihr Kontakt mit William Lampard, Earl of Carlow, endgültig beendet war. Sie konnte nicht ahnen, was sie als Nächstes erwartete.
Emmas und Edwards Versuch, nach Schottland durchzu brennen, war ruchbar geworden. Die Neuigkeit breitete sich wie ein Lauffeuer aus und verursachte einen Skandal im ton, der seinesgleichen suchte. Mrs. Greenwood und La dy Monkton waren am Boden zerstört. All ihre Hoffnungen und sorgfältig durchdachten Pläne, das Mädchen in die Gesellschaft einzuführen, schienen auf einen Schlag hinfällig.
7. KAPITEL
Als Lord Carlow im Institut eintraf, war Cassandra gerade damit beschäftigt, eine warme Mahlzeit an die Kinder auszuteilen. Sie wirkte angespannt, und er fragte sich schon, ob sie sich überhaupt Zeit für ihn nehmen würde, doch nachdem er auf sie eingeredet und sie beschworen hatte, ihn auf ein Gespräch unter vier Augen in den Green Park zu begleiten, willigte sie schließlich ein und ließ sich zu seiner Kutsche führen.
Erst als sie in gemächlichem Tempo durch den Park spazierten, sah sich Cassandra in der Lage, ihn auf das bedrückende Ereignis, das all ihre Gedanken vereinnahmte, anzusprechen. „Wie war das möglich? Wie hat man die Sache mit Emma und Edward nur herausgefunden? Wer mag etwas gesehen und es dann weitergegeben haben?“
„Ich weiß es nicht. Meine Dienerschaft ist verschwiegen, keiner der Dienstboten würde über Geschehnisse im Haus, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, reden.“
„Emma ist verzweifelt und wollte ihr Zimmer nicht mehr verlassen, nachdem die Artikel in den Zeitungen erschienen waren. Sie vermisst Edward sehr und grämt sich den ganzen Tag lang. Zum Glück hat Tante Elizabeth sie und Mutter, der es nicht viel besser geht, auf ihren Landsitz Netherton Hall mitgenommen. In London kann Emma sich zurzeit unmöglich aufhalten.“
Sie bogen in einen Nebenweg ein und setzten sich, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass niemand sie beobachtete, auf eine von hohen Büschen umgebene Bank.
„Edward leidet genauso, vor allem, weil er weiß, wie sehr der Skandal Ihrer Schwester zusetzen muss. Und es ist unübersehbar, dass auch Sie sehr verzagt sind, Cassandra.“
„Es macht mir in der Tat schwer zu schaffen, dass ganz London über Emma spottet. Aber das Leben muss weitergehen. Unglücklicherweise steht die Zukunft unseres Instituts auf dem Spiel. Wir hatten seit Langem Schwierigkeiten, das nötige Geld zu beschaffen, doch jetzt, nach dem Skandal, unterstützt uns niemand mehr. Es ist nur eine Frage von wenigen Wochen, bis wir das Haus schließen müssen.“
„Das bedaure ich aufrichtig. Ich verstehe durchaus, wie ernst Ihre Lage ist.“
„Wir leben in einer unbarmherzigen Welt“, murmelte sie traurig. „Es gibt so viele Kinder, die irgendwo auf der Straße schlafen und im Müll wühlen auf der Suche nach etwas, das sie verwenden oder essen können. Ich versuche ja, gefühlsmäßig Abstand zu halten, wie Mama mir immer rät, aber es gelingt mir nicht gut.“
„Was für eine empfindsame Seele Sie haben, Cassandra Greenwood. Eines schönen Tages werden Sie Ihr eigenes Waisenhaus leiten, und dann können Sie es mit all den verlassenen Kindern füllen, die Ihnen so am Herzen liegen.“
Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Das ist nur ein schöner Traum.“
William rückte näher an sie heran und ergriff ihre Hand. Er war ebenso überrascht wie Cassandra selbst, dass sie es geschehen ließ. Sie sah ihn in einer Weise an, die sie jünger und verletzlicher wirken ließ.
„Ich denke, wir sollten Edward und Emma aus ihrem Elend befreien und ihnen gestatten, sich zu vermählen.“
Verblüfft sah Cassandra ihn an. „Vermählen?“ Mit einem solchen Sinneswandel Lord Carlows hatte sie nicht gerechnet.
„Ich bin zuversichtlich,
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