Süße Herzensbrecherin
stellte sich ihr in den Weg, als sie die Kutsche erreichte.
„Und wo fahren Sie hin?“, wollte er wissen und ergriff ihren Arm.
Ihr Atem beschleunigte sich, sobald er sie berührte. So war es von Anfang an gewesen, und es lag nicht in ihrer Macht, etwas daran zu ändern, aber sie musste die Wirkung, die er auf sie hatte, vor ihm verbergen. Trotz der Enttäuschung, die er ihr bereitet hatte, übte er noch immer große Anziehung auf sie aus, und sie hasste und begehrte diesen Mann gleichermaßen.
„Bitten lassen Sie mich los“, forderte sie ihn auf und rief sich noch einmal in Erinnerung, wie er und sein Freund sich auf ihre Kosten amüsiert hatten. „Ich habe Archie zu Ihnen gebracht, und nun möchte ich gehen.“
William dachte nicht daran, sie loszulassen. „Meinen Sie? Mir drängt sich der Eindruck auf, dass wir miteinander reden sollten – und uns eine Menge zu sagen haben. Als Sie Carlow Park verließen, war ich fassungslos über Ihre grausame Zurückweisung. Und ich kam nicht umhin, über Sie nachzudenken. Es ist mir nicht gelungen, Sie aus meinen Gedanken zu verbannen. Und jetzt sind Sie hier.“
„Sie sind sehr gewandt darin, einer Frau zu schmeicheln“, erklärte Cassandra reserviert. „Ich könnte beinahe versucht sein, Ihnen zu glauben.“ Als er eine Braue hob, um sie in aller Seelenruhe zu mustern, fügte sie hinzu: „Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, wie rasend Sie einen machen können?“
William lächelte schief. „Das musste ich mir von jeder Frau anhören, die ich näher kennengelernt habe, und ich gestehe, dass es mich wenig kümmert. Aus unerfindlichen Gründen glaube ich, dass Sie mich lediglich auf die Probe stellen wollen.“ Seine blauen Augen schimmerten kühl wie Stahl. „Ich denke, wir sollten uns eingehender unterhalten.“
Sein Blick wanderte zu ihren Lippen, und Cassandra dämmerte, dass er an ihren Kuss dachte. Dafür, dass sie ihn so kühl abserviert hatte, gebärdete er sich reichlich unverschämt.
„Ich denke nicht. Alles, was ich Ihnen zu sagen hatte, habe ich gesagt, als ich Carlow Park verließ. Gehen Sie, und hofieren Sie jemand anders“, gab sie zurück und wand sich aus seinem Griff. Sie gab sich keine Mühe mehr, ihren Zorn zu verbergen. „Ich bin sicher, dass die Sorte Frau, mit der Sie für gewöhnlich verkehren, Ihre Aufmerksamkeiten besser zu schätzen weiß als ich.“
Er lachte. „Ich würde lieber Sie hofieren.“
„Weshalb?“, wollte sie ungnädig wissen. „Um mich Ihren unzähligen Eroberungen hinzuzufügen?“
Ihre offenkundige Geringschätzung seiner Person schockierte ihn, und er kniff die Augen zusammen. „Eroberungen! Seien Sie vorsichtig in der Wahl Ihrer Worte, Miss Greenwood! Jemanden zu erobern bedeutet, ihn zu überwältigen, ihn seiner Kräfte zu berauben und Macht über ihn auszuüben. Ich habe Sie nicht darum gebeten, sich mir auszuliefern, und ich nehme mir nichts, das mir nicht freiwillig gegeben wird. Ich weiß sehr gut, wie Sie sich gebärden, wenn Sie in meinen Armen liegen, und Ihr Verlangen nach meinen Zärtlichkeiten ist mir keineswegs entgangen. Sie haben es, um es auf den Punkt zu bringen, genossen, mich zu küssen.“
„Nein“, widersprach sie zaghaft, denn allein die Erinnerung daran, wie begehrlich sie seine Küsse erwidert hatte, trieb ihr die Schamesröte in die Wangen.
„Leugnen Sie nicht. Ich weiß, wovon ich spreche.“
„Sie wissen gar nichts. Sie kennen mich nicht“, erwiderte sie aufgebracht. „Und ich kenne Sie nicht. Ich traue Ihnen nicht.“
„Aber Sie begehren mich, Cassandra“, stellte er mit einem wissenden Lächeln fest.
Obwohl sie den Kopf schüttelte, wusste sie, dass er die Wahrheit sagte. Er heftete den Blick auf ihre zitternden Lippen. „Als ich Sie geküsst habe, fanden Sie mich außerordentlich begehrenswert.“
Brüsk wandte Cassandra ihr Gesicht ab. „Sehen Sie mich nicht so an! Es ziemt sich nicht, und all Ihre Stallburschen können uns beobachten“, empörte sie sich und blickte sich verstohlen um.
William betrachtete ihr gerötetes, hinreißendes Antlitz. „Sie haben ja keine Ahnung, was ich alles mit Ihnen anfangen könnte“, warnte er sie in unbekümmertem Ton. „Und wissen Sie, was geschehen würde, wenn ich Sie just in diesem Augenblick küsste? Ehe wir es uns versähen, wären wir Stadtgespräch.“
Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu. „Ich gehöre oh nehin nicht mehr wirklich dem ton an, und dies aus eige nem Entschluss, wie Sie sehr wohl wissen.
Weitere Kostenlose Bücher