Süße Herzensbrecherin
dass ich dumm genug war, Ihrem Charme zu verfallen. Ich fand es wundervoll, diese Zärtlichkeiten zu erfahren – wundervoller als alles, was mir bislang widerfahren ist; umso mehr Scham empfinde ich nun ob der Erkenntnis, dass ich in meiner Naivität simplen Plattitüden auf den Leim gegangen bin. Wie Frauen gemeinhin auf Ihre Avancen reagieren, wissen Sie ja nur zu gut“, erklärte sie bitter. „Und dumm, wie ich war, unterlag ich Ihrem Charme wie jede andere ahnungslose Frau, der Sie Ihre Aufmerksamkeit schenken. Aber meine unsinnige Neigung, mich immer wieder zu derlei Annäherungen verleiten zu lassen, war einzig und allein genährt von meiner Verblendung und meiner Vorstellungskraft – denn Sie fühlen nichts für mich, das ist eine Tatsache.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
Cassandra hatte sich geschworen, ihr Geheimnis für sich zu behalten, doch jetzt war sie so in Rage, dass sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. „Weil ich es mit eigenen Ohren gehört habe“, verkündete sie schroff. „Ich habe gehört, was Sie sagten.“ Sie sah ihm in die Augen und schämte sich einmal mehr für die zärtlichen Gefühle, die sie für ihn hegte. „In Carlow Park, an dem Morgen, nachdem Sie mich geküsst hatten. Naiv und dumm, wie ich war, hegte ich den Wunsch, Sie zu sehen, und konnte nicht länger warten. Sie hielten sich mit Sir Charles in der Bibliothek auf. Da ich Sie nicht stören wollte, blieb ich einen Augenblick unschlüssig vor der Tür stehen – gerade lange genug, dass ich jedes Wort mit angehört habe, das zwischen Ihnen und Sir Charles gefallen ist. Erinnern Sie sich an diese Unterhaltung, Mylord?“
Sein Mienenspiel verriet ihr, dass er wusste, wovon sie sprach. „Selbstverständlich“, erwiderte er bestürzt. „Wie viel haben Sie gehört?“
„Genug. Genug, um die Modalitäten dieser entwürdigen den Wette zu erfahren. Wenn es Ihnen nicht gelingt, mich bis zum Ende der Saison zu verführen, müssen Sie Sir Charles ein Pferd abtreten. Man stelle sich vor, ein Pferd! Schätzen Sie mich so wenig, dass Sie mich gegen ein Pferd eintauschen würden?“
„Cassandra, es schmerzt mich, dass Sie diese Unterhaltung mit anhören mussten, und bitte glauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich zutiefst bereue, mich überhaupt auf diese Wette eingelassen zu haben. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich niemals beabsichtigt habe, Sie zu verletzen.“
Ihre Augen waren erfüllt von Schmerz und Bitterkeit. „Lügner!“, rief sie bebend. „Ihr Wort? Ihr Wort bedeutet mir nichts.“ Sie warf ihm einen Blick zu, als widere er sie an.
William wurde bleich. Er hatte nicht gewusst, dass sie so tief verletzt war. „Dieser Wette zuzustimmen war töricht, im höchsten Maß grausam und gedankenlos von mir“, bekannte er zerknirscht.
„Das ist wahr“, erwiderte sie zornig. „Und nichts kann Ihr Verhalten entschuldigen. Das Wissen um diese Abmachung mit Sir Charles ließ mich Ihr Spiel aufrechterhalten. Nur der Himmel weiß, was für eine Närrin ich noch aus mir gemacht hätte, wäre mir Ihr Gespräch mit ihm entgangen. Sie sind genau der Wüstling, für den ich Sie immer gehalten habe. Sie hätten mich kalt lächelnd ruiniert, mich ungeachtet meiner Gefühle verunglimpft, um sich anschließend meiner zu entledigen, als sei ich eine gewöhnliche Dirne, Sie abscheulicher, widerwärtiger, unleidlicher Mensch!“
Mit einem unterdrückten Schluchzen drehte sie sich um und hastete zur Tür, unfähig, ihm noch einmal in die Augen zu sehen.
„Cassandra …“
Beim Klang seiner Stimme wirbelte sie wie ein Derwisch zu ihm herum und stolzierte mit zornfunkelnden Augen und herausfordernd schwingenden Hüften auf ihn zu.
„Was war ich für Sie, William?“, fragte sie aufgebracht und bohrte ihm ihren Zeigefinger in die Brust. „Eine Art Leckerbissen, an dem Sie sich zu ergötzen gedachten, bis Sie ihn satthaben? Ein Dummerchen, das Ihnen eine oder zwei Nächte versüßt? Welch ein Amüsement muss es Ihnen bereitet haben, Ihre schäbigen kleinen Spielchen mit mir zu spielen. Und wie enttäuscht müssen Sie sein, da Sie die Wette verloren haben.“
Seine Miene war wie versteinert, doch seine Augen verdunkelten sich. „Werden Sie sich anhören, was ich Ihnen zu sagen habe?“, fragte er ruhig.
„Nein, kein Interesse. Ich kann Ihnen ohnehin niemals vergeben. Aber Sie werden mir zuhören, Mylord“, erwiderte sie mit eisigem Blick. „Was Sie mir angetan haben, wird immer zwischen uns stehen. Von jetzt an halten
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