Süße Herzensbrecherin
schob sie in ein kleines Nebenzimmer, wo sie ungestört waren. Nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte, gab er ihren Arm frei und trat ein paar Schritte vor. Unwillkürlich blieb Cassandra stehen und wartete darauf, dass er ihr sein Anliegen vortrug. Ihr entging nicht, wie aufgebracht er war, denn er brauchte einige Augenblicke, bis er sich so weit gefasst hatte, dass er sprechen konnte.
„Haben Sie mich absichtlich in aller Öffentlichkeit gedemütigt?“, wollte er schließlich wissen. „Kommen Sie, Cassandra“, spöttelte er, nachdem sie ihn nur verblüfft anstarrte. „Sie sind doch nie um eine Antwort verlegen. Ihren unterwürfigen Verehrern hatten Sie jedenfalls viel zu erzählen, als Sie hemmungslos mit ihnen flirteten und auf jede ihrer Schmeicheleien süß lächelnd eingingen. Sie scheinen an vielen Dingen Vergnügen zu finden, vor allem daran, mich zu demütigen – was Ihnen übrigens nicht gelungen ist. Ich kenne mich zu gut aus mit diesen Dingen und bin dickhäutig genug. Wenn Sie sich also genötigt fühlen, mir zu zeigen, wie wenig Sie von mir und meinen Avancen halten, müssen Sie es mir nicht in dieser kleinlichen Art und Weise beweisen.“
Williams Reaktion auf ihr Gebaren war verständlich, doch angesichts dessen, was er sich ihr gegenüber mit der Wette geleistet hatte, tat es ihr nicht im Geringsten leid, ihn im Ballsaal geschnitten und abgewiesen zu haben. „Wagen Sie es nicht, von Demütigung zu sprechen“, versetzte sie aufgebracht, während sie langsam auf ihn zutrat. „Sie scheinen zu glauben, dass es bei dieser ganzen Geschichte nur um Sie geht. Was erwarten Sie denn? Sie haben weiß Gott nichts anderes verdient!“
„Ich muss Ihnen auf das Schärfste widersprechen!“
Cassandra bekam einen trockenen Mund, als er einen Schritt auf sie zumachte und so nahe vor ihr stand, dass er sie fast berührte. Hastig wich sie zurück. „Wagen Sie es nicht, mich anzufassen. Ich hasse es. Ich hasse Sie.“
Mit einer steilen Falte zwischen den Brauen riss er sie in seine Arme und presste seine Lippen auf ihre. Erst gewahrte sie kaum, was geschah, so überrascht war sie über seine Eifersucht. Doch als sie sich wehrte und sich von ihm befreien wollte, schlossen sich seine Arme nur umso fester um sie. Als wolle er sie bestrafen, entbehrte sein Kuss jedweder Zärtlichkeit und Rücksichtnahme. Zu seinem Erstaunen bewirkte William jedoch das genaue Gegenteil dessen, was er beabsichtigt hatte: Als seine Hand zu ihrer Brust hinaufwanderte, um die hart werdende Spitze mit den Fingern zu umspielen, schossen Flammen der Lust in Cassandra empor, und sie erwiderte seinen Kuss ebenso ungehemmt und verheißungsvoll wie in Netherton Hall.
William hob den Kopf, sah in ihr entrücktes Gesicht und lächelte höhnisch. „Und nun sagen Sie mir noch einmal, dass Sie es hassen, wenn ich Sie berühre. Sollten Sie sich wieder entschließen, mich in aller Öffentlichkeit zu demütigen, rate ich Ihnen, Ihr Vorhaben gründlich zu überdenken.“
Cassandra hätte im Erdboden versinken mögen angesichts ihrer Unfähigkeit, sich zu beherrschen. Mit flammenden Wangen wand sie sich aus seiner Umarmung. Hatte er sie zuvor im Salon mit seinem Befehl, ihn anzuhören, eingeschüchtert, war sie nun so wütend, dass sie kaum Luft be kam. „Sie fühlen sich gedemütigt? Und schämen sich, weil ich Sie vor den Augen des ton ignoriert habe? Wie können Sie mir zumuten, sich in der Rolle des Opfers zu gefallen, Sie verabscheuungswürdiger Heuchler!“, schoss sie zurück und empfand die größte Genugtuung, als der Schock des Er kennens über sein Antlitz huschte. „Von Anfang an haben Sie es darauf angelegt, mich auf die schamloseste Art und Weise zu entwürdigen, und dennoch wagen Sie es, mich zu beschuldigen, dass ich Sie demütige. Glauben Sie mir, My lord : Das, was Ihnen bei Almack’s widerfahren ist, ist harm los im Vergleich zu dem, was Sie mit mir vorhatten. Wie können Sie, der unflätigste Mensch in ganz London, sich unterstehen, mir Vorhaltungen bezüglich meines Benehmens zu machen, wenn Ihr Gebaren zur gleichen Zeit alles andere als ehrenwert ist. Sie sind es nicht wert, ein Gentleman genannt zu werden.“
William konnte nicht glauben, was er hörte, und hob eine Braue. Erstaunt über das heftige Temperament dieser Frau, wollte er ihre Hände ergreifen, um sie zu beschwichtigen, doch sie wehrte ihn mit einer heftigen Geste ab.
„Fassen Sie mich nicht an. Ich bin noch nicht fertig. Ich kann nicht leugnen,
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