Suesse Hoelle
versucht habe.«
An die Spüle gelehnt, verschränkte er die Arme vor der Brust und musterte sie intensiv. Marlie ließ sich nicht einschüchtern, doch war sie nicht sicher, was er von ihr wollte. Seine Miene war grimmig, und er ragte über ihr auf. Er hatte seine Jacke ausgezogen, als er mit dem Essen nach Hause gekommen war, doch sein Schulterhalfter trug er noch. Kalt überrieselte es sie. Seit einer Woche war er jetzt bei ihr, und in dieser kurzen Zeit hatte sie sich an seinen Drang, sie zu beschützen, gewöhnt, doch davor waren sie echte Gegner gewesen.
Auf einmal erkannte sie blitzartig das Problem. Er verlangte nach ihr, doch er traute ihr nicht. Wie sollte er auch? Er kannte sie noch längst nicht wirklich. War das nicht auch für sie das größte Problem? Sie waren zusammengerumpelt, ohne Zeit zu haben, einander kennenzulernen. Misstrauen und Argwohn gehörten zu seinem Polizeiberuf dazu. Er hatte mit ihr geschlafen, war bei ihr eingezogen und nahm an, dass sie die meisten ihrer übersinnlichen Fähigkeiten verloren hatte. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, dass sie ihm vielleicht in Gedanken folgen konnte, ohne dass er davon wusste Er wollte seine Unabhängigkeit bewahren, bis auf den Teil, den er freiwillig mit ihr teilte.
Es schmerzte sie, doch konnte sie ihm keinen Vorwurf machen. Sie hatte eine Menge Mühe auf sich genommen, für sich selbst eine Privatsphäre zu schaffen, deshalb konnte sie seinen Wunsch verstehen.
»Möchtest du, dass ich mich für das, was ich bin, entschuldige?« fragte sie. »Oder soll ich meine Hand auf die Bibel legen und einen heiligen Eid schwören, dass ich nie wieder versuchen werde, auf diese Weise mit dir in Verbindung zu treten?«
»Du weißt ja nicht einmal, ob du es kannst, außer vielleicht in einem Notfall.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn du es nicht möchtest, dann werde ich es grundsätzlich lassen.«
»Ich mag es nicht, wenn man mir nachspioniert«, sagte er, und seine Blicke hielten die ihren gefangen.
»Dann werde ich das auch nicht tun.«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Verdammt«, sagte er leise. »Geht es denn nicht auch anders herum? Damals hast du dir um mich Sorgen gemacht. Aber was ist, wenn du in Schwierigkeiten steckst? Kannst du mich dann rufen? Mit übersinnlicher Kraft?«
»Ich kann den Ruf abschicken, Herr Kommissar«, sagte sie sarkastisch. »Aber wenn du keinen Empfänger hast, wird das Signal nicht ankommen. Übrigens ist das sowieso nicht mein Stil.«
»Warum denn nicht?« Die ganze Sache gefiel ihm nicht. Sie sah, wie sein Ärger wuchs.
»Wegen deiner Grenze, die du soeben gezogen hast. Wenn du nicht möchtest, dass ich sie zu meinem Vorteil überschreite, dann werde ich sie, verdammt noch mal, auch nicht zu deinem überschreiten.«
»Shit! Das ist ja nicht zu fassen.« Er schloss die Augen und quetschte mit Daumen und Zeigefinger seinen Nasenrücken ein. »Wir streiten uns hier über etwas, das es gar nicht gibt. Wenn du mich sowieso nicht erreichen kannst, was macht es dann für einen blöden Unterschied, wem von uns es mehr Nutzen brächte ?«
»Das musst du mir erklären. Du bist doch derjenige, der sich deswegen so anstellt.« Sie wandte sich um und ging ins Wohnzimmer. Doch hatte sie gerade erst etwa drei Schritte getan, als sich von hinten her ein Arm um ihre Taille legte und er sie an sich zog. Sie versuchte nicht, sich zu befreien, doch sie entspannte sich auch nicht. Stocksteif blieb sie stehen und wartete. Er hatte eine Erektion, sie fühlte sie in ihrem Rücken. Das überraschte sie nicht, denn in der Woche, in der sie jetzt zusammen waren, schien er die meiste Zeit erregt zu sein.
»Wir werden das wohl nicht klären können, wie?« Sie fühlte seinen warmen Atem an ihrer Schläfe.
»Ich seh da keine Chance! «
»Dann wollen wir uns nicht länger damit aufhalten. Möchtest du eine Spazierfahrt machen?«
»Wohin?«
»Zu mir nach Hause. Ich bin neugierig, was Trammell aus meinem Haus macht.«
Sie wandte sich um und starrte ihn ungläubig an. »Soll das heißen, du weißt das nicht?«
»Nein. Er hat mir gesagt, ich solle mich fernhalten, bis er fertig ist.«
»Um Himmels willen, warum denn? Es ist doch dein Haus.«
»Er meinte, von der Einrichtung eines Hauses hätte ich genauso wenig Ahnung wie von Bügelfalten.«
»In diesem Fall verstehe ich ihn vollkommen«, meinte sie trocken.
»Gescheites Mädchen! Willst du nun mitkommen oder nicht?«
»Aber sicher.« Sie musste zugeben, dass sie neugierig
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