Suesse Hoelle
war. Sicher sah es ungemütlich aus mitten in den Renovierungsarbeiten, aber Häuser verrieten viel über ihre Bewohner. Da sie Dane schon nicht mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten ausforschen durfte, musste sie jede reale Gelegenheit nutzen, so viel über ihn zu erfahren wie nur möglich.
Die Fahrt zu seinem Heim lenkte sie von dem Gefühl der Unruhe ab, das sie ständig begleitete. Und ihren Streit schob sie auch beiseite, denn in dieser Richtung konnte sie sowieso nichts tun. Deshalb bereitete sie sich jetzt innerlich auf die Besichtigung vor.
Auch wenn es schon spät war, beinahe sieben Uhr, und die Arbeiter sicher alle nach Hause gegangen waren, stand noch ein Wagen in der Einfahrt, und im Wohnzimmer brannte Licht. »Oh-oh«, seufzte Dane. »Wir sind ertappt. Trammell ist hier.«
»Du brauchst doch nicht anzuhalten«, meinte Marlie.
Er lächelte. »Den herrlichen Spaß soll ich mir entgehen lassen?« Er parkte sein Auto hinter dem von Trammell.
Im Moment waren sie ausgestiegen, als Trammell an der Tür erschien. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst wegbleiben«, rief er.
»Du kannst mich ja verhaften. Schon vier Tage bin ich brav gewesen. Wie lange soll ich das denn noch aushalten?«
»Drei«, sagte Trammell und trat beiseite, um sie einzulassen.
Eine große schlanke Frau kam herbei und begrüßte sie. »Grace«, sagte Dane erfreut und umarmte sie. »Marlie, das ist Grace Roeg - sie ist Streifenpolizistin bei der Stadt. Grace, das ist Marlie Keen.«
»Hallo«, sagte Grace leise und ernst. Marlie musterte sie schnell, und was sie sah, gefiel ihr. Grace Roeg hatte etwas Majestätisches an sich, und ihre unergründlichen, dunkelbraunen Augen reflektierten ihre innere Ruhe und unerschüttliche Gelassenheit.
»Na los, seht euch um«, meinte Trammell gereizt.
Dane blickte sich in den leeren Zimmern um, die ganze Zeit über hatte er den Arm noch um Grace gelegt. »Wo sind bloß meine Sachen?«
»Eingelagert«, brummte Trammell und löste dann Danes Arm von Graces Schulter. Er warf Marlie einen schnellen Blick zu, als erwarte er von ihr, dass sie Dane unter ihre Fittiche nahm. Doch sie sah ihn nur ganz unschuldig an, es belustigte sie zu sehen, wie der arme Mann elementarer Eifersucht verfiel.
»Ihr dürft ihn nicht ernst nehmen«, meinte Grace. »Wir werden heiraten, aber er steht immer noch unter Schock.« Sie hob die Hand und zeigte ihnen einen kostbaren Ring mit einem wunderschönen hochkarätigen Brillanten.
»Das ist nicht wahr.« Trammell wandte sich mit einem giftigen Blick an Dane. »Fang nicht an.«
Dane grinste. »Womit soll ich nicht anfangen? Ich freue mich für dich. Meinen Glückwunsch, Kumpel. Grace ist viel zu gut für dich. Wann soll denn der große Tag sein?«
»In ungefähr sechs Monaten«, antwortete Grace für ihn. »Ich dachte, eine hübsche lange Verlobungszeit würde ihm Gelegenheit geben, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Es ist alles Hals über Kopf passiert, deshalb wollen wir nicht auch noch die Hochzeit überstürzen und womöglich einen Fehler machen.«
»Ich brauche keine Zeit mehr«, meinte ihr Zukünftiger und blickte gehetzt um sich. »Es war schließlich meine Idee, oder nicht?«
»Natürlich war es das, Liebling«, beruhigte sie ihn und hängte sich bei ihm ein. »Aber es dauert so lange, so ein Fest zu planen. Also, warum zeigst du Dane jetzt nicht, was du bis jetzt mit seinem Haus angestellt hast?«
»Wird es eine große Hochzeit werden?« fragte Marlie.
»Das ist anzunehmen«, meinte Trammell und wandte sich dann mit einem hämischen Lächeln an Dane. »Du wirst einen Smoking anziehen müssen.«
»Ich bin ziemlich abgehärtet«, antwortete Dane und verbarg sein Erschrecken. »Natürlich leide ich, aber es wird mich nicht umbringen. Für dich, alter Kumpel, scheue ich doch keine Unbill.«
Trammell zog die Stirn in Falten, als hätte er mit einer anderen Reaktion gerechnet, doch dann riss er sich zusammen und führte sie durch die leeren Räume. Dane war ganz perplex, was er in den letzten vier Tagen alles geschafft hatte. Seine Großmutter hatte Tapeten geliebt, in jedem Raum des Hauses gab es ein anderes Muster. Doch jetzt waren alle Tapeten verschwunden, statt dessen gab es frischen Raumputz, der in einem angenehmen, mattweißen Ton gestrichen war. Alle Türen im Inneren des Hauses hatten Rundbögen bekommen.
»Es würde noch besser aussehen, wenn auch die Außentüren und die Fenster mit Bögen ausgestattet wären«, bedauerte Trammell. »Aber das zu
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