Suesse Hoelle
jetzt den Anflug von Weite und Frische. All die Jahre war das einzige einigermaßen neue Möbelstück im Haus sein Bett gewesen. Er hatte das Doppelbett seiner Großeltern durch ein besonders großes Modell ersetzt. Nur Marlie zuliebe hatte er ihre karge Liegestatt in den letzten Wochen ertragen und sich ihretwegen damit abgefunden, dass seine Füße über den Bettrand ragten.
Doch wenn er sich der Illusion hingegeben hatte, seine herrliche Schlaflandschaft nun mit ihr teilen zu können, so wurde ihm diese sehr schnell ausgetrieben. Marlie brachte nämlich ihre Kleidung im neugestalteten Gästezimmer unter. Dennoch war er glücklich. Alles was zählte, war ihre Anwesenheit. Offensichtlich wollte sie mit ihm brechen, doch die Umstände arbeiteten gegen sie, und sie war zum Bleiben gezwungen. Er würde die Chance nutzen, die Wände, die sie um sich herum errichtet hatte, abzubauen.
Auch jetzt half Grace Marlie. Schweigend räumten sie die Sachen ein, dann begann Grace: »Du bist wirklich ganz schön wütend auf ihn, nicht wahr ?«
»Wütend ist gar kein Ausdruck. Er hat mich nicht nur hintergangen, sondern sich hauptsächlich wegen diesem Fall mit mir eingelassen.«
Grace blickte erschrocken auf. »Das kann nicht sein!«
»Wirklich nicht? Er hat nicht geleugnet, dass er damit liebäugelte, noch ehe er bei mir eingezogen ist.«
»Aber Alex platzt vor Schadenfreude, weil Dane so offensichtlich verrückt nach dir ist. Sicher weißt du doch, dass er dich liebt.«
»Sollte das der Fall sein, so hat er niemals davon gesprochen. Wir haben überhaupt nicht über unsere Beziehung miteinander geredet, nur über Sex. Ich beginne langsam zu glauben, dass das alles war, eben Sex. Er hatte von Anfang an seinen Plan, und als nette Zugabe war ich auch noch ganz akzeptabel im Bett.«
Grace dachte nach. »Ihr habt nie über eure gegenseitigen Gefühle gesprochen ?«
»Nicht ein einziges Wort. Ich habe ihn angerufen, als ich damals die Vision hatte; da ist er gekommen, hat für mich gesorgt und ist einfach geblieben. Als ich wieder zu mir kam, hängte er gerade seine Klamotten in meinen Schrank.«
»Verstehe. Alex hat schon bei unserer ersten Begegnung zugegeben, dass er eine Menge für mich empfindet«, murmelte Grace. »Dabei ist Alex der schüchternste Mann, den ich kenne.« Sie dachte eine Weile nach, dann sagte sie: »Du hast recht. Unter diesen Umständen musst du wirklich annehmen, dass Dane sich nur mit dir eingelassen hat, um dein Vertrauen zu gewinnen, und da ist er gleich frech bei dir eingezogen.«
»Alles in allem hat er mich ausgenutzt.«
Als Grace aus dem Gästezimmer kam, musterte auch sie Dane recht frostig. Trammell fing den Blick seines Partners auf und zuckte dann belustigt die Schultern. Dane fand das Ganze überhaupt nicht komisch. Er protestierte nicht, als die beiden gingen; je eher er und Marlie allein waren, desto eher konnte er damit beginnen, die Dinge wieder ins rechte Lot zu rücken. Himmel, was sollte er nur tun, wenn er ihre Beurteilung der Situation nicht ändern konnte?
Bei dem Gedanken, sie für immer zu verlieren, zog sich sein Magen in Panik zusammen.
Marlie kam schließlich aus ihrem Zimmer, um sich die Abendnachrichten anzusehen. Wie erwartet, war sie die Hauptattraktion.
»Der Sender WVTM hat heute erfahren, dass die Polizei von Orlando sich der Dienste einer Frau bedient, die über mentale Fähigkeiten verfügt; sie hilft ihnen bei der Suche nach dem Schlächter von Orlando! Unsere Reporterin Cheri Vaughn hat heute Nachmittag mit Miss Marlie Keen gesprochen, als sie und ein Beamter der Kriminalbehörde das Haus des letzten Opfers, Marilyn Elrod, in den Wildwood Estates verließen.«
Das Bild schaltete vom Studio zu dem aufgezeichneten Gespräch mit Marlie. Schweigend beobachtete Marlie die Szene, dann spottete sie: »Du hast deine Rolle wirklich perfekt gespielt. So, wie du ihr gesagt hast, sie solle verschwinden, und du dich vor mir postiert hast, sah es wirklich so aus, als wolltest du mich vor der Öffentlichkeit beschützen. Glaubst du, ich bin jemand, der sich im Fernsehen wichtig machen will?«
»Nicht unbedingt«, murmelte er. Wenigstens redete sie wieder mit ihm. Er hatte sich schon Sorgen gemacht, ob sie für den Rest ihres Lebens nicht mehr mit ihm sprechen würde. Nein, sie hatte gar nicht so ausgesehen, wenigstens nicht für jemanden, der ein wenig Menschenkenntnis besaß. Zuviel mühsam kontrollierte Wut hatte in ihrem Gesichtsausdruck gelegen, zuviel tiefer Abscheu
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