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Suesse Hoelle

Suesse Hoelle

Titel: Suesse Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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großzügig zu sein. Müdigkeit und Verdruss machten sich bemerkbar.
    Und was noch schlimmer war, sie hatte Angst. Nicht vor dem Kriminalbeamten Hollister, auch wenn er wirklich unangenehm war. Ihre Ängste saßen viel tiefer.
    Sie fürchtete sich vor dem Monster, das Nadine Vinick abgeschlachtet hatte.
    Und sie fürchtete sich vor sich selbst.
    Als sie an der zweiten Ampel hielt, nachdem sie den Parkplatz des Supermarktes verlassen hatte, war er bereits wieder hinter ihr. Der Mann besaß wirklich Talent, sich auch im dichtesten Verkehr zurechtzufinden.
    Der Anblick ihres Hauses erschien ihr heute nicht so verlockend wie sonst. Sie war ziemlich sicher, dass ihr Zufluchtsort von einem großen, grimmigen Giganten entheiligt werden würde, der sie vom ersten Augenblick an nicht hatte leiden können. An Skepsis von ihren Mitmenschen war sie gewöhnt, aber nicht an wirkliche Abneigung. Sein Benehmen verletzte sie ein wenig, obwohl dieses Gefühl sie überraschte. Detektiv Hollister bedeutete ihr nichts, also musste es das menschliche Urbedürfnis sein, dass die Leute sie nett finden sollten.
    Genau wie sie es erwartet hatte, bog er hinter ihr in die Einfahrt zu ihrem Haus ein, noch ehe sie Zeit gehabt hatte, den Motor abzustellen. Er parkte, kletterte heraus, nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie in die Tasche seines Hemds. Auch wenn Sonnenbrillen sie, wie gesagt, verunsicherten, wünschte sie sich plötzlich doch, er hätte sie angelassen; denn seine braungrünen Augen, in denen sich die letzten Strahlen der untergehenden Sonne spiegelten, blickten hart und schrecklich durchdringend.
    »Was jetzt?« fragte sie. »Oder sind Sie etwa den ganzen Weg gefahren, um mir meine Lebensmitteltüten ins Haus zu tragen?«
    »Sie haben doch gesagt, Sie schaffen das auch ohne meine Hilfe«, rief er ihr ins Gedächtnis. »Ich dachte, wir könnten uns ein wenig unterhalten.«
    Jemand kam aus dem Haus nebenan. Sie blickte auf und entdeckte ihre Nachbarin Lou, die auf der Veranda stand und neugierig zu ihnen herüberblickte. Marlie winkte ihr zu und begrüßte sie. Neben ihr winkte auch Detektiv Hollister.
    »Nett, Sie wiederzusehen«, rief er.
    Marlie hielt sich eisern im Zaum. Natürlich hatte er bereits ihre Nachbarn befragt, etwas anderes war nicht zu erwarten gewesen. Heute morgen hatte er mit seinem Misstrauen ihr gegenüber nicht hinterm Berg gehalten.
    Trotz seiner Bemerkung hob er alle vier Tüten auf einmal aus dem Kofferraum, nachdem Marlie ihn geöffnet hatte. »Nach Ihnen«, meinte er höflich.
    Sie steckte die Hände in die Taschen. Wenn er ihr unbedingt die Sachen ins Haus tragen wollte, würde sie ihn halt reinlassen. Nach dem Aufschließen hielt sie die Tür für ihn auf, dann folgte sie ihm hinein und wies ihm den Weg zur Küche, wo er die Tüten auf den Tisch stellte.
    »Danke«, sagte sie.
    »Warum bedanken Sie sich jetzt, eben haben Sie es doch auch nicht getan?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Eben haben Sie ja auch gesagt, es wäre nicht nötig.« Sie begann, die Lebensmittel wegzuräumen. »Woran denken Sie, Kommissar?«
    »An Mord.«
    Die Umstände von Nadine Vinicks Tod waren etwas, worüber sie nicht leichtfertig reden konnte. Ihr Gesicht war angespannt, als sie sagte: »Ich auch.« Mit großen Augen sah sie ihn an.
    Er lehnte sich an die Anrichte und betrachtete sie nachdenklich, während sie in der Küche hin und her ging, sich bückte, um etwas in einem Schrank unten zu verstauen oder sich reckte, um etwas auf das oberste Regal zu stellen. Ihm war ihre Nervosität nicht entgangen.
    Wohlgefällig sah er sich in der Küche um, und das war ein sehr beunruhigendes Zeichen. Was immer er vom Innern ihres Hauses erwartet hatte, diese heimelige Gemütlichkeit war es nicht gewesen. In seiner eigenen Küche herrschte Zweckmäßigkeit; Trammells Küche war der letzte Schrei in High-Tech, wirklich einschüchternd, Marlie Keens Küche dagegen gemütlich. Reihen von Kräutern wuchsen in kleinen Töpfen auf der Fensterbank über der Spüle und verliehen ihr einen frischen Duft. Den Boden zierten cremeweiße Fliesen mit einem Muster aus sanften Blau- und Grüntönen. Die offenen Läden vor den Fenstern waren im gleichen Blauton gestrichen. Über dem Tisch hing ein weißer Ventilator.
    »Haben Sie heute irgend etwas Interessantes über mich herausgefunden?« fragte sie und wandte ihm dabei den Rücken zu, während sie einige Dosen in ein Regal stellte.
    Er antwortete nicht, statt dessen betrachtete er sie

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