Suesse Hoelle
gehen müssen. Aber Marlie kannte die Szene nicht so genau, sie war eine Frau, die ihr ganzes Leben lang allein gelebt, eigentlich genug Schmerz bis ans Ende ihrer Tage ausgehalten hatte. Sie war stark, unglaublich stark, war nicht einmal durchgedreht; doch hatte sie Narben davongetragen, sowohl körperliche als auch seelische. Es war viel Mut von ihrer Seite notwendig gewesen, sich von ihm lieben zu lassen, und was hatte er getan? Gleich beim ersten Mal war er aufs Ganze gegangen und hatte nicht einmal >Danke< gesagt.
Wenn es ihm möglich wäre, würde er sich selbst in den Hintern treten.
Sie würde nicht schlafen, sondern auf der Couch sitzen, still und ruhig, und darauf warten, dass er zurückkam. Er konnte sie nicht beschützen, indem er sie im dunkeln ließ, denn schließlich wusste sie mehr als er. Sie war Augenzeugin gewesen, in dem Mörder, sie hatte durch seine Augen zugesehen, wie er voller Genuss sein Opfer zerhackt hatte.
Dane jagte dahin, die Straßen waren jetzt beinahe leer. Es begann zu regnen, das sich nähernde Gewitter hatte die Stadt endlich erreicht. Es kam ihm vor wie die Wiederholung des frühen Abends, als er durch die nassen Straßen zu Marlie geeilt war.
Wie erwartet, brannte das Licht in ihrem Wohnzimmer noch, als er in die Einfahrt bog und den Motor abstellte. Noch ehe er ausgestiegen war, hatte sie die Haustür bereits geöffnet und stand dort, ihr Körper hob sich als dunkle Silhouette ab vor dem Licht, das hinter ihr eingeschaltet war.
Sie trug noch immer den Morgenmantel, und durch den dünnen Stoff konnte er die Umrisse ihrer Figur erkennen. Er rannte durch den Regen und sprang dann mit zwei großen Schritten die Stufen zur Veranda hoch. Sie sagte nichts, trat einfach zur Seite, um ihn einzulassen. Sie brauchte nicht zu fragen, was er gesehen hatte, weil sie es ja längst wusste
Ihre Müdigkeit schaute ihr aus den Augen. Eine absolute Erschöpfung lag in ihrem Blick, es war eine Erschöpfung, die weit über die körperliche Müdigkeit hinausging, und wieder umgab sie diese Abwesenheit, die er schon vorher an ihr bemerkt hatte.
Er wollte ihr Trost bieten, wenn sie ihn doch nur annähme! Jetzt fühlte er sich dazu berufen, ihr den heilenden Schlaf zu verschaffen. Sie würde sich entspannen in dem Bewusstsein seines Schutzes. Die ganze Nacht über wollte er sie in seinen Armen halten, wollte ihr die schlichte Freude seiner Nähe schenken.
Das war seine Absicht. Doch als sie sich schweigend gegenüberstanden, während draußen der Regen im gleichen Rhythmus hernieder rauschte, in dem sein Herz schlug, vergaß er all diese edlen Vorsätze. Erst vor wenigen Stunden hatte er sie besessen, hatte sie in der körperlichen Vereinigung zu der Seinen gemacht, doch dann waren sie unterbrochen worden. Der Akt war vollzogen, jedoch nicht besiegelt worden. Zu der wahren Intimität waren sie nicht vorgedrungen; sie war nicht in der Vereinigung und dem Höhepunkt der Lust zu finden, sondern wurde erst in der Stille danach erreicht, in der unvergleichlichen Harmonie, in der sich zwei Seelen vereinen. Er hatte das nicht mehr abwarten können, und seine Instinkte waren zu ursprünglich, diesen Ausklang nicht zu vermissen.
Er schloss die Tür hinter sich und drehte dann den Schlüssel um, doch während der ganzen Zeit ruhten seine Blicke auf ihr. Nun nahm er sie ganz ruhig in seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer, nur einen Augenblick hielt er inne, um das Licht zu löschen.
Sie wehrte sich nicht, war nicht ärgerlich oder verkrampft. Ganz still lag sie auf dem Bett und wartete, während er sich in ungeduldiger Hast entkleidete. Zum zweiten Mal in dieser Nacht zog er ihr den Morgenmantel aus. Ihr nackter Körper leuchtete in der Dunkelheit, er fühlte seine köstliche Sanftheit unter sich, fühlte, wie sich ihm ihre Schenkel öffneten, um ihn zu umschlingen. Beide Hände legte er um ihr Gesicht und küsste sie, während er gleichzeitig suchte und dann die Nachgiebigkeit fand und langsam in sie eindrang. Die Hitze und die Enge, die ihn umschlossen, erregten ihn so sehr, dass er aufstöhnte.
»Lass es mich vergessen«, sie flüsterte diese Worte voller Verzweiflung. Er drängte sich in sie, so weit es möglich war, hielt sie fest, als sich ihr Körper aufbäumte und sich ihm entgegen-hob. Sie wimmerte leise auf, und ihre Brustspitzen drängten sich an seinen Oberkörper.
Er konnte ihr nur durch seine Leidenschaft Vergessen bringen, konnte ihre Sinne mit seinem Körper füllen und ihr Glück
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