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Sueße kleine graue Maus

Titel: Sueße kleine graue Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ihn so beschäftigte. Daß sie ihn heute nachmittag so berührt hatte, war ein Versehen gewesen, ein dummer Zufall, dessen war er sich ganz sicher. Aber es war passiert. Und jetzt war es ihr peinlich. Na und? Warum verhielt sie sich so abweisend? Konnte sie nicht mit einem Schulterzucken über das Ganze hinweggehen?
    Wenn es je eine Frau gegeben hatte, die eine heiße Stunde - oder auch zwei - im Bett dringend nötig hatte, dann war es Ana Ramsey. Wieder spürte Trent, daß er schon viel zu lange ohne Frau gewesen war. Für ihn bedeuteten weibliche Wesen eben in erster Linie zärtliche Bettgenossinnen für ungestörte Schlafzimmerfreuden.
    Zumindest wußte er jetzt, woran er mit sich selbst war. Er konnte mit einer Frau nicht >nur befreundet< sein. Zum Teufel damit, den guten Kameraden zu spielen! Elende Heuchelei war das! Er hatte es versucht, aber es war schiefgegangen. Heute abend, während er dasaß und die reservierte Miss Ramsey anstarrte, hatte er nur noch an eins denken können - wie sie wohl nackt aussah.
    »Glauben Sie, mit Ihrer Tante ist alles in Ordnung?« Bei dem unerwarteten Klang von Anas Stimme fuhr er hoch. »Was?« Hatte sie sein Schmollen endlich bemerkt? Dem Himmel sei Dank, sie sah ihm offen ins Gesicht und sprach mit ihm. Das hatte sie den ganzen Abend über vermieden.
    »Ob's Ruby wohl gutgeht?« fragte sie und wies mit dem Kopf auf die ältere Frau.
    Trent sah seine Tante an. Wie lange wohl hing ihr der Kopf schon so tief auf die Brust! Und wieso hatte er nicht schon früher ihr lautes Schnarchen gehört? Weil er zu sehr mit dem Problem Ana beschäftigt gewesen war, um irgend etwas um sich herum wahrzunehmen!
    Er lächelte. »Wahrscheinlich hat sie zu viel >Tee< getrunken.«
    Rana erwiderte sein Lächeln. Es war ein sehr schönes Lächeln. Ihre Zähne leuchteten blendend weiß.
    »Sollen wir sie wecken?« fragte sie.
    »Das bringt sie vielleicht in Verlegenheit.«
    »Sie haben recht.« Rana erhob sich und schaltete den Fernsehapparat aus. Das Zimmer erschien sofort viel dunkler. Sie bewegte sich leise auf das Sofa zu, auf dem Ruby saß und schlief. Auch Trent stand auf.
    »Können Sie sie in ihr Zimmer tragen?« Rana legte den Kopf zurück und sah ihn an.
    »Ich glaube schon.«
    Einen Augenblick lang bewegten sie sich beide nicht. Sie standen nur da und blickten sich an. Das rhythmische Tick-Tack der Uhr untermalte Rubys sanftes Schnarchen. Der Raum schien auf einmal beängstigend eng zu werden. Sie beide hatten Mühe, Atem zu holen.
    Sie standen in lichterlohen Flammen.
    Rana brach das Schweigen als erste. »Können Sie sie hochheben?« »Klar.« Trent war froh, daß er sich bewegen konnte. Wenn er nicht auf der Stelle Energien loswerden könnte, würde er explodieren. Er bückte sich und schob einen Arm unter die Knie der alten Dame, den anderen hinter ihren Rücken, dann hob er sie hoch. Dabei verzog er das Gesicht.
    Rana legte ihre Hand auf seinen Arm. »Haben Sie Schmerzen in der Schulter?«
    »Es geht schon.« Er sah hinunter auf ihre Hand.
    Schnell zog Rana sie zurück. »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Sonst hätte ich sie nicht gebeten, Ruby zu tragen.«
    »Gehen sie doch schon mal vor und decken das Bett auf.«
    Sie verließ rasch das Zimmer. Rubys Apartment lag im Erdgeschoß im hinteren Teil des Hauses. Es war vollgestellt mit Erinnerungsstücken und Denkwürdigkeiten eines ganzen Lebens. An das Schlafzimmer schloß sich ein kleines Bad an. Insgesamt war Rubys Wehrbereich viel kleiner als der ihrer Gäste.
    Rana schlug die gehäkelte Tagesdecke und das Laken zurück. Dann legte Trent seine Tante behutsam aufs Bett. Sie war nicht aufgewacht.
    »Danke. Ich ziehe sie noch aus«, erklärte Rana.
    Das überraschte ihn. Keine der Frauen, die er kannte, würde freiwillig so etwas tun. Plötzlich schämte er sich. Den ganzen Nachmittag und den ganzen Abend hatte er seinen Groll gegen Ana gehegt und gepflegt und sie im Geist wüst beschimpft - sein Repertoire reichte von »vertrocknete alte Jungfer< bis »herzloses, zickiges Weib<.
    Wenn schon er so heftig auf ihre zufällige Berührung vom Nachmittag reagiert hatte, wie mochte ihr da wohl zumute sein? Wahrscheinlich fühlte sie sich tief gedemütigt. Und jetzt stand sie hier und bot sich aus reiner Freundschaft an, seine beschwipste alte Tante auszuziehen.
    Ein starkes, neues Gefühl stieg in ihm auf. Es war so überwältigend, daß er kaum sprechen konnte. Er nickte nur und verließ das Zimmer. Als Rana ihm kurze Zeit später

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