Sueße kleine graue Maus
ausstieg.
Sie war froh, als ein Klopfen an der Tür sie aus ihren trüben Gedanken riß. Schnell sprang sie auf und redete sich ein, daß ihr Herz nicht allein deshalb so heftig schlug, weil sie hoffte, es könnte Trent sein. Sie war schon fast an der Tür, als ihr einfiel, daß sie ihre Brille nicht trug. Schnell setzte sie sie auf, dann öffnete sie.
»Haben Sie Zeit für ein Spiel?«
Trent sah wirklich zum Küssen aus. Sein Haar war noch feucht und zerzaust vom Duschen. Er trug kurze Shorts und ein verwaschenes T-Shirt. Er war barfuß und hatte immer noch das Pflaster um den kleinen Zeh.
Plötzlich konnte Rana Rubys Sympathien für ihn gut verstehen. Er war einfach ein verdammt netter Kerl. Und viel zu attraktiv. So verführerisch wie ein Stück Sahnetorte für jemanden, der gerade Diät hielt. Ein Bissen - und alle guten Vorsätze flogen über Bord.
»Nein, ich kann nicht«, entgegnete sie fest.
»O bitte!«
Bei seinem jämmerlichen Ton mußte sie lächeln. »Wirklich nicht. Ich muß arbeiten. Haben Sie sonst nichts zu tun?«
»Ich könnte ein wenig Krafttraining machen. Oder Ruby den Gefallen tun und das Gewächshaus kehren. Sie möchte da ein paar neue Blumen einpflanzen.« Er zwinkerte ihr zu. »Aber dabei wird mir bestimmt der Arm lahm.«
»Meiner wird auch gleich vom Türaufhalten lahm, also auf Wiedersehen!«
»Sie sind mir ein rechter Freund«, brummte er vor sich hin, als er widerstrebend davonging.
Rana lächelte, als sie die Tür schloß. Wahrscheinlich hatte sie so gute Laune, weil sie sich insgesamt in ihrem neuen Leben wohl fühlte. Aber so ganz war sie davon doch nicht überzeugt. Konnte es sein, daß auch Trent Gamblin zu ihrer gehobenen Stimmung beitrug?
Die folgenden Tage verstrichen alle ähnlich. Es war Rana und Trent zur Gewohnheit geworden, jeden Morgen zusammen zu joggen. Im Anschluß daran wartete Ruby schon mit dem Frühstück auf sie. Danach arbeitete Rana in ihrem Zimmer, solange das Morgenlicht gut war.
Trent war ganz schön lästig, aber das machte ihr nichts aus. Es war unmöglich, ihm böse zu sein. Während des Tages erledigte er alle möglichen Dinge im Haus für Ruby. Am Abend saßen sie dann zusammen im Salon vor dem Fernsehapparat oder spielten mit ihrer Wirtin Gesellschaftsspiele.
An einem Abend machten sie einen Spaziergang um den Häuserblock. Ruby wußte zu jeder Familie eine Klatschgeschichte zu erzählen - niemand hätte ein Skelett im Schrank verbergen können, ohne daß Ruby davon gewußt hätte.
An einem anderen Abend kramte Trent den altertümlichen Eisapparat mit der handbetriebenen Kurbel hervor. Er säuberte ihn, ölte den rostigen Schwengel und bat Ruby, ihnen Vanilleeis zuzubereiten. Ein paar Stunden später saßen sie unter den Bäumen im Garten und freuten sich über die hausgemachte Köstlichkeit.
Rana verglich diesen friedlichen Abend mit den vielen hektischen Stunden, in denen sie in New York von einem Nachtclub zum andern gejagt war. Um keinen Preis wollte sie mehr tauschen.
Und Trent konnte sich an keine Zeit erinnern, in der er sich so entspannt und wohl gefühlt hatte in Gegenwart einer Frau.
Am Donnerstag stellte Rana fest, daß es Zeit war, ihre Vorräte an Farben zu ergänzen, weil sie kaum noch welche hatte. Bei ihrer Rückkehr schleppte sie ein so großes und unhandliches Paket, daß sie kaum darüber hinweg sehen konnte. Als sie es auf dem Arbeitstisch absetzte, erstarrte sie.
In ihrem Bad lag ein Mann auf dem Boden. Sie konnte seinen Kopf und die Schultern nicht sehen, da sie in dem Schränkchen unter dem Waschbecken steckten, aber die Beine erkannte sie sofort.
»Ich denke, es ist nur fair, Ihnen zu versichern, daß ich meinen Schmuck nicht im Abflußrohr aufbewahre, falls Sie ein Dieb sind!«
»Schlau ...«
»Wie bitte?« fragte sie amüsiert und lehnte sich gegen die Tür zum Bad.
»Nichts.«
»Es gibt sicher eine vernünftige Erklärung dafür, warum Sie hier in meinem Bad mit dem Kopf unter dem Waschbecken liegen.«
»Ruby sagt, Sie hätten sich über eine undichte Stelle beschwert.«
»Das stimmt, aber ich dachte, sie läßt das einen Profi reparieren.«
Trent glitt gerade so weit aus dem Schränkchen hervor, daß er sie ansehen konnte. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, wie heikel Sie sind? Ich bin der Mann, der Ihren Abfluß repariert, verstanden?« Er tauchte wieder unter.
»Gut, das will ich auch hoffen. Das Leck hat mir einen ganzen Ballen Baumwolle verdorben.«
»Ja, ich habe noch ein paar feuchte Stellen
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