Sueße kleine graue Maus
folgte, war sie überrascht, daß er in der Halle auf sie wartete. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Sie hat friedlich weitergeschnarcht.«
Sie gingen durchs Haus. Im Vorübergehen knipste Trent die Lampen aus. Seine Schritte waren dicht hinter ihr auf der Treppe.
Als sie ihre Apartments erreicht hatten, sahen sie sich unsicher an. Eine kleine Lampe warf ein schwaches Licht über den Flur.
Wie sehnte er sich danach, sie zu berühren. Himmel, er war verrückt nach ihr! Er wollte seine Handfläche an ihre Wange legen, nur um zu sehen, ob sie sich auch so weich anfühlte, wie sie aussah.
Er wollte mit den Fingern durch das dichte, seidige Haar fahren, das ihr lang auf den Rücken herabhing, wollte es aus ihrem Gesicht streichen, damit er nicht länger den Eindruck hatte, es nur wie durch einen Schleier zu sehen.
Er wollte ihr die Brille abnehmen und in ihre Augen sehen, ihre Farbe erkennen und ihr Geheimnis lüften.
Er wollte unter ihrer unförmigen Kleidung ihren Körper ertasten, ihre Brüste entdecken, die ihn in seiner Vorstellung so sehr beschäftigten. Er wollte ihre Lippen küssen. Und sein Körper signalisierte ihm, daß er noch viel mehr wollte.
»Gute Nacht, Ana.« Seine Stimme klang belegt.
»Gute Nacht, Trent.« Rana ging sofort ins Bett und streckte sich unter dem kühlen Laken aus. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie hatte sich so nach seiner Berührung gesehnt. Faß mich an, hätte sie am liebsten gerufen, berühre mich! Nur mit Mühe hatte sie sich daran hindern können, das auch wirklich zu .tun.
Aber Rana Ramsey war eine graue Maus, und Trent Gamblin schlief wohl nur mit attraktiven Frauen.
Himmel, woran dachte sie da? Sie war doch diejenige gewesen, die nur Freundschaft gewollt hatte. Und jetzt, da sie ihr Ziel erreicht hatte - wollte sie etwa doch mehr?
Sie mußte ehrlich zugeben, daß sie es nicht wußte. Wenn sie mit Trent zusammen war, fühlte sie sich entweder hundsmiserabel oder überglücklich. Warum?
Bei seinem Anblick wurden ihr die Knie weich. Der Klang seiner Stimme jagte ihr Schauer über den Rücken.
Am schlimmsten war, daß sie nicht aufhören konnte, an ihn zu denken. Das war gefährlich und ganz einfach dumm. Nicht lange, und er würde in sein Trainingscamp abreisen. Und dann? Dann würde aus ihm wieder der gefeierte Footballspieler, der Star, der sich in seiner Berühmtheit sonnte. Er würde sie vergessen.
Dabei hatte sie schon genug eigene Probleme, auch ohne Trent Gamblin. Morgen würde Morey anrufen und ihre Antwort auf den angebotenen Vertrag erwarten.
Wollte sie zu ihrem Leben in New York zurück? Wollte sie wieder >die Rana< werden? Wäre das nicht sicherer, als sich in Trent zu verlieben? War es klug, ein Problem gegen ein anderes einzutauschen? Wie viele Möglichkeiten gab es, ein Herz zu brechen? Egal, wie ihre endgültige Entscheidung ausfallen würde - eins war ganz sicher: Sie mußte sich von Trent fernhalten.
Morgen würde sie damit beginnen.
5
Als Trent am nächsten Morgen an ihre Tür kam, um sie zum Joggen abzuholen, tat Rana so, als würde sie sein Klopfen nicht hören. Schließlich ging er fort, und sie seufzte vor Erleichterung auf. Und vor Enttäuschung. Sie hatte sich an diese morgendlichen Läufe gewöhnt, und sie hatten ihr stets Spaß gemacht.
Sorgfältig bügelte sie den Wickelrock, an dem sie gearbeitet hatte, hängte ihn auf einen Kleiderbügel und schob eine Plastikfolie darüber. Bei aller Bescheidenheit hielt sie den Rock für ihre beste Arbeit und hoffte, er würde Mrs. Rutherford gefallen.
Zum Anziehen benötigte sie nicht annähernd soviel Zeit wie früher. Sie wusch ihre Haare, ließ sie jedoch an der Luft trocknen. Auf ihrem Gesicht, das eine schöne braune Farbe angenommen hatte - auch das war ihr als Kind verwehrt worden, denn ihre Mutter hatte sie nie zum Spielen oder Schwimmen an den Strand gelassen, aus Angst, die Sonne könnte Ranas Haut ruinieren -, verteilte sie eine Feuchtigkeitscreme; auf Make-up verzichtete sie.
Schließlich setzte Rana die Brille auf und zog ein gerade geschnittenes, schlammfarbenes Sackkleid ohne Gürtel an. Barry würde entsetzt sein. Dann lief sie die Treppe hinunter, um vor dem Wegfahren noch schnell zu frühstücken.
»Haben Sie Trent heute morgen schon gesehen?« fragte Ruby, während sie ihr eine Tasse Kaffee einschenkte. Rana bemerkte, daß sie sich ausgesprochen vorsichtig bewegte und bei jedem lauten Geräusch zusammenzuckte. Sie verbarg ihr Lächeln hinter der Kaffeetasse.
»Nein,
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