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Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Titel: Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TERRI BRISBIN
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baten, zum Jagdsitz zu kommen. Die Nachrichten des Marquess hingegen waren nicht so liebenswürdig. Er befahl seinem Sohn, nach London zurückzukehren, wo er – wie miteinander vereinbart – dazu beitragen sollte, gewisse Gesetzesentwürfe im Parlament zu unterstützen. David spürte förmlich, wie er an den Fesseln, die sein Vater ihm angelegt hatte, mehrere hundert Meilen weit gezerrt werden sollte.
    Thomas hatte noch nicht herausgefunden, welche Verbindung zwischen Anna und der „Gazette“ bestand, doch er hörte nicht auf, diversen Bankiers in ganz Edinburgh zuzusetzen, in der Hoffnung, einem von ihnen die Zunge zu lösen.
    Also wartete David.
    Bis der Tag kam, an dem Goodfellows Artikel – Nathaniel hatte ihn ihm nun doch nicht vorher gezeigt – erschien, kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. Würde der Mann voller Zorn antworten und so die Situation verschärfen? Und sollte das der Fall sein, würde Nathaniel dann den Mut haben und die nötigen Änderungen vornehmen, um die Feindseligkeiten abzuschwächen?
    David war müde. Er war verärgert und gereizt. Anna fehlte ihm. Und der Gedanke, dass er Edinburgh schon bald verlassen musste, gefiel ihm nicht. Sehr viele Angelegenheiten harrten seiner. Er konnte sie nicht länger hinauszögern, doch zum ersten Mal, seit er seine Wohltätigkeitsprojekte in die Tat umgesetzt hatte, freute er sich nicht darauf. Denn jetzt ging er nach London zurück, obwohl er wusste, dass es eine Frau gab, die ihn in jeder Hinsicht ergänzte, die seine Ansichten teilte, die seine Bemühungen von ganzem Herzen unterstützen würde – und die er trotzdem nicht haben konnte.
    Endlich erschien ein Bote von Nathaniel, der ihm ein Paket überreichte und eine hastig hingekritzelte Nachricht: „Wie versprochen.“
    David schlug ungeduldig die Tür hinter dem Mann zu, riss das Paket auf, in der sich, wie nicht anders erwartet, die Zeitschrift befand. Schnell fand er den Artikel und begann zu lesen. Er war kürzer als die meisten, kam aber auch sofort zum Wesentlichen.
    Blut lässt sich nicht verleugnen, Mylord?
    Das stimmt sicherlich, doch es hat auch die Angewohnheit, die Wahrheit laut herauszuschreien. Und trotzdem ziehen es der König und Seine Regierung vor, sie nicht zu hören. Erlauben Sie mir, Eure Lordschaft, Ihnen von dem Blut zu berichten, das wirklich niemand verleugnen kann.
    Das Blut jener Menschen, die den König und ihr Land ehrten und mit ihrem Leben gegen den Tyrannen Napoleon verteidigten. Das Blut jener treuen Soldaten, die bei ihrer Rückkehr nur Armut, Tod und Missachtung als Lohn für diese aufopfernden Dienste ernteten.
    Das Blut der unschuldigen Kinder der Armen und Unglücklichen, die nicht mehr verlangen als Brot und Wasser.
    Das Blut jener, die in Aufständen getötet wurden, weil sie sich eben dieses Brot nicht kaufen können, weil ein Leben im Königreich Seiner Majestät zu teuer für sie geworden ist.
    Dieses Blut lässt sich wirklich nicht verleugnen, Mylord, so wie wir auch vor dem unnötigen Blutvergießen nicht die Augen verschließen dürfen.
    Statt mich als unehrenhaft anzuklagen – eine Behauptung, für die er mir Rechenschaft schuldig ist –, sollte Lord Treybourne vielmehr überlegen, was getan werden muss, um jede Gewalt zu unterbinden und den etwas verfrüht betrauerten, doch noch nicht ganz verlorenen Geist der Aufklärung zu erhalten, auf dass König und Untertan gleichermaßen daraus einen Nutzen ziehen mögen.
    Richten Sie Ihr Augenmerk wieder auf das Wesentliche – auf die Reformen, nach denen das Land verlangt –, und überlassen Sie Beschimpfungen Menschen von geringerem Geist. Die Bewohner dieses Königreichs würden es uns danken, wenn wir es nicht zulassen, dass Nichtigkeiten uns von unserem Kurs abbringen. Ich ersuche Sie also, Lord Treybourne, ein hochherziger Mann zu sein und Ideen vorzubringen, nicht Beleidigungen, Verbesserungen vorzuschlagen, nicht Hindernisse aufzustellen und den Fortschritt zu pflegen, nicht den Stillstand.
    Der Diener Seiner Majestät und der Ihrige, A. J. Goodfellow
    David las den Text ein zweites Mal, um sicherzugehen, dass er kein Wort überlesen hatte, so wie es wohl auch jeder interessierte Leser in den folgenden Tagen überall in England tun würde.
    Es war schlicht und einfach brillant. Goodfellow hatte doch tatsächlich das Kunststück zuwege gebracht, genau das zu schreiben, was in diesem Moment nötig war. Genau das, was David sich erhofft hatte. Jetzt konnten sie wieder über die wichtigen Probleme des

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