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Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Titel: Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TERRI BRISBIN
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überaus angenehmen Gefühle als den Grund erkannte, weswegen so viele gute, gottesfürchtige Frauen sich zur Sünde verführen ließen. Viele Mädchen in ihrer Schule hatten zugegeben, wie sehr sie selbst zu ihrem eigenen Untergang beigetragen hatten, und nachdem sie die Leidenschaft von nur zwei teuflischen Küssen ihres Gegners erlebt hatte, konnte sie nur allzu gut verstehen, warum.
    Die wahrlich beunruhigende Enthüllung allerdings war, dass sie in dieser kurzen Zeit angefangen hatte, sich vorzustellen, eine Ehe könne doch einen gewissen Anreiz für sie bieten. Der Gedanke an eine Ehe mit jemandem wie „Mr. Archer“, der an dieselben Ideale glaubte wie sie, der ihre Schwester gernzuhaben schien, der für seinen Lebensunterhalt arbeitete, statt von der Arbeit anderer zu leben, und der Gefühle in ihr erweckte, die sie so lange nicht für möglich gehalten hatte … Eine solche Ehe wäre das höchste Glück.
    Anna lachte bitter über ihren erstaunlichen Mangel an gesundem Menschenverstand und die traurige Tatsache, dass sie bereit war, wegen einiger Küsse ihre Grundsätze zu opfern.
    Noch dazu wegen der Küsse eines Mannes, der sie bei jeder ihrer Begegnungen schamlos angelogen hatte.
    Tiefe Erschöpfung drohte sie zu überwältigen. Der Morgen kam immer näher. Sie musste Lord Treybournes Artikel beantworten. Danach konnte sie immer noch über ihre eigene Schwäche grübeln. Irgendwann würde sie schon noch Gelegenheit haben, ihm zu sagen, was sie von einem Mann hielt, der einer Frau Gefühle vortäuschte, um an seine zweifelhaften Ziele zu gelangen.
    Doch sie war zu ehrlich, um diesen Punkt so stehen zu lassen. Treybourne hatte ihr nie etwas versprochen, noch Worte der Zuneigung mit ihr getauscht. Und obwohl Anna wusste, dass sie keine Zuneigung seinerseits akzeptiert hätte, wenn sie seine Identität geahnt hätte, beendete das nicht die quälende Leidenschaft in ihr.
    Welcher Art ihre Beziehung auch gewesen sein mochte, nun war sie zu Ende. Sie durfte die Ziele und die Menschen, die sie unterstützte, nicht aufs Spiel setzen durch eine Verbindung, die alles zerstören könnte. Niemals würde sie es sich erlauben, die Kontrolle über ihre Worte, ihre Gedanken und ihre Handlungen zu verlieren. Ganz besonders jetzt nicht, da ihr Ziel so nah war.
    Entschlossen nahm sie die Schiefertafel auf und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Ursprünglich hatte sie beabsichtigt, „Mr. Archers“ Friedensangebot aufzugreifen, doch nun, in Anbetracht seines Verrats, fiel es ihr schwer, sich damit einverstanden zu erklären. Nein, dieses Mal wollte sie nicht so nachgiebig sein.
    Welchen Grund hatte er für seine Täuschung? Warum verbarg er sich hinter einem falschen Namen? Nathaniels Mithilfe bei diesem Betrug, das wusste sie ohne jeden Zweifel, stellte nichts anderes als den ungeschickten Versuch dar, sie zu beschützen. Und auch Robert würde sie vergeben, denn auch er war ein wahrer Freund, und sie würde nie an diesen Freunden zweifeln.
    Die Uhr unten im Flur schlug leise die vierte Stunde, und Anna stöhnte verzweifelt auf. Den Kopf in ihren Händen vergrabend, suchte sie nach irgendetwas, das „Mr. Archer“ heute Abend gesagt hatte und das sie gegen ihn verwenden konnte.
    Eine Weile grübelte sie noch, bis ihr plötzlich die passende Erwiderung in den Sinn kam. Und dann hielt sie – zunächst mit Kreide auf der Schiefertafel, dann mit Feder auf dem Papier – ihre Gedanken fest, und ihr Artikel nahm immer schneller Gestalt an. Sie schaffte es, ihre Argumente darzustellen und sich gleichzeitig auf dem schmalen Grat zwischen Herausforderung und Beschwichtigung zu bewegen. Für den Moment vergaß sie ihre anderen Sorgen, während sie schrieb und schrieb.
    Es war fast Mittag, als Anna endlich mit ihren Bemühungen zufrieden war und den Artikel auf dem üblichen Weg zur „Gazette“ schickte – ein Junge übergab das Päckchen mit dem Schreiben einem anderen in der Old Town, und erst dann überbrachte dieser es Nathaniel in der Redaktion. Todmüde von der anstrengenden Nacht, den Sorgen und dem Kummer der letzten Tage ließ Anna sich ins Bett sinken und schlief sofort ein.
    Nathaniels Anmerkungen würden schon bald auf ihrer Türschwelle landen, aber wichtiger war ihr in diesen letzten Augenblicken, bevor sie endgültig vom Schlaf übermannt wurde, was „Mr. Archer“ wohl davon halten würde.
    Das Warten schien sich in alle Ewigkeit hinziehen zu wollen. Es kamen nur Briefe von Ellerton und Hillgrove, die ihn

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