Sueße Prophezeiung
Entschuldigungen raunte.
»Avalon!« Ihr Name war ein Hauch auf seinen Lippen. »Das ist es, was normalerweise geschieht. Entschuldige! Oh, Himmel ...«
Seine Stimme verlor sich, während er angespannt auf ihr lag. Ihr keuchender Atem erfüllte den Raum. Langsam, ganz allmählich veränderte sich der brennende Schmerz. Es war immer noch ein eigenartiges Gefühl, doch längst nicht mehr so schrecklich wie am Anfang. Avalon tat alles zu ihrer Entspannung, indem sie die neuen seltsamen Empfindungen erkundete. Er war jetzt tief in ihr vergraben. Und sie meinte, irgendwo in sich die Wiederkehr jenes vertrauten Schmelzens wahrzunehmen.
Versuchsweise hob sie ein Knie. Nur ein kleines bisschen und sie spürte, wie er sich noch mehr verkrampfte, während er tiefer in ihr versank. Ein kehliger Laut entrang sich seinem Brustkorb.
»Warte«, keuchte er, aber sie gehorchte ihm nicht, denn die schmelzende Glut war zurück, und auch der Schmerz hatte sich damit verbunden. Sie wollte mehr, und irgendwie wusste sie, dass sie dafür auch das andere Bein heben musste. Dabei strich sie mit ihrem Fuß über seinen harten Oberschenkel nach oben.
Dieses Mal stöhnte er hingebungsvoll und begann, sich in ihr zu bewegen, während er ihr Gesicht zwischen seinen Händen hielt und über ihr vor und zurück schwang; wieder wölbte sie sich ihm entgegen, um jedem seiner Stöße zu begegnen. Ihr Atem ähnelte immer mehr einem Schluchzen und die Glut wandelte sich in den Funken jenes Versprechens, das sie bereits kannte, der aber viel intensiver war.
Marcus neigte seinen Kopf nach unten und küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss, wollte mehr von ihm. Plötzlich wollte sie so viel von ihm aufnehmen, wie sie konnte. Die Honigglut drang nun in jede Pore und überwältigte sie. Sie verwandelte sich in flüssiges Feuer. Nur noch diesen Mann gab es für sie, seine Berührungen, seine Bewegungen, und alles, was er tat, ließ das Feuer heller und intensiver brennen, bis ihr Kopf nach hinten geworfen wurde und die Hitze in einem rasenden Ausbruch ihren ganzen Körper erfasste, in einer Welle aus strahlendem Licht davontrug.
Sein Schrei verband sich mit ihrem. Beide verloren sich ineinander, und Avalon wollte nie mehr aus diesem Taumel der Glückseligkeit auftauchen.
Erschöpft sackte Marcus über ihr zusammen, wobei er sich auf einer Seite abstützte, um sie nicht zu erdrücken. Sein Kopf lag an ihrem Hals, und sein Körper lag schwer und heiß auf ihr, was ihr großen Genuss bereitete. Sein Duft – neu, erregend und immer noch irgendwie überraschend – umgab sie.
Avalon schloss die Augen und staunte innerlich über das, was gerade geschehen war. Sie hob eine Hand und legte sie auf seinen Unterarm.
Abermals kreuzten sich ihre Blicke. Der ernste Ausdruck war auf sein Gesicht zurückgekehrt, und in seinen Augen lag jetzt ein anderer Glanz.
Ich liebe dich.
Die unausgesprochenen Worte kamen unbestreitbar von ihm, nicht von der Chimäre, nicht vom Wind, sondern von Marcus.
Sofort erfüllte sie Verwirrung. Sie setzte sich auf und zog sich von ihm zurück, während sie eine Decke an ihre Brust drückte.
Er konnte sie nicht lieben. Wie sollte das möglich sein? Marcus liebte eine Fabel, nicht sie, nicht die Frau aus Fleisch und Blut. Er liebte seine verfluchte Legende.
Der Gedanke erzeugte einen brennenden Schmerz in ihr. Allein die Vorstellung war furchtbar und ließ sich nicht wieder verdrängen. Marcus lag mit einer Legende zusammen, nicht mit ihr.
»Avalon?«
Er setzte sich neben ihr auf und streckte die Hand nach ihr aus. Doch sie zog sich noch weiter zurück, was ihn die Stirn runzeln ließ.
»Was ist los? Hast du Schmerzen?«
»Nein«, stieß sie hervor und senkte den Kopf. Der Schmerz grub sich in ihr Herz. Er war zu ertragen, aber nichtsdestotrotz verheerend.
»Nein«, wiederholte sie und hob den Kopf, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Es geht mir gut.«
Was hatte sie denn von ihm erwartet? Es hätte eines Wunders bedurft, um ihn von seinem Vermächtnis abzubringen, und Avalon hatte keine Wunder zu bieten. Da war nur sie – eine ganz normale Sterbliche. Nichts, was mit einer Legende konkurrieren konnte oder wollte.
»Ich muss in mein Zimmer zurück«, sagte sie reserviert.
»Warum?«
Sie suchte nach einer Entschuldigung, die sie schnell zur Hand hatte.
»Das Mädchen wird bald kommen.«
Marcus warf ihr ein sinnliches Lächeln zu, und sie spürte, wie sich ihr Herz bei diesem Anblick zusammenzog. »Ich hasse es zwar,
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